Auch vor dem Rathaus hat es Dinge zum Mitnehmen gegeben. Foto: privat

Bei den ersten Erdmannhäuser Nachhaltigkeitstagen haben Bürger „Gut-genug-Produkte“ zum Mitnehmen vor ihre Haustüre gestellt.

Erdmannhausen - Wer hat es nicht getan? Irgendwann im schönsten Lockdown den Keller, die Bühne, den Kleiderschrank ausgemistet. Nur: Wohin mit dem Kram? Wohlwissend, dass die blumigen Teller von der Großtante noch irgendjemand brauchen könnte. Die nie getragene Handtasche sogar doch einem gefallen würde. Genau denjenigen zu finden, das Zeug nicht in die Tonne zu klopfen, sondern stattdessen einen neuen, glücklichen Besitzer zu erfreuen: Das ist Nachhaltigkeit.

Es ist ein Thema, das sich viele auf die Fahnen geschrieben haben. Zu ihnen gehört der Erdmannhäuser Bürgermeister Marcus Kohler. Seine 5000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis ist der Ludwigsburger Energieagentur Lea und dem Klimaschutzpakt beigetreten – und es soll noch mehr gehen. Kürzlich haben auch Marcus Kohler und seine Familie daheim in Ludwigsburg-Oßweil den Keller ausgemistet und die Dinge dann über ein Internet-Portal an den Mann und die Frau gebracht. Bequemer, so dachte er sich dann, wäre es aber, die Sachen einfach vor der eigenen Haustüre loszuwerden – und startete in Erdmannhausen die ersten Nachhaltigkeitstage: Quartiersweise, immer an Samstagen, waren die Bürger aufgerufen, ihre Gut-genug-Produkte nach draußen zu stellen und/oder einen Spaziergang zu unternehmen, um kostenlos „einzukaufen“. Die Gemeinde übernahm die Organisation, verteilte Flyer und stellte Anmeldekärtchen aus. Knapp 120 Haushalte haben sich insgesamt an den drei Samstagen beteiligt, zahlreiche Dinge wechselten coronakonform und unkompliziert den Besitzer.

Erste Nachhaltigkeitstage

Online entsteht ein Leihladen

Eine Aktion, die im benachbarten Marbach durchaus mit Interesse beobachtet wurde. „Wir finden das supergut“, sagt Eva Kissel von der n*Gruppe, der Nachhaltigkeitsgruppierung in der Schillerstadt. Ähnliches planen die Marbacher derzeit zwar nicht, allerdings gibt es hier ebenfalls eine neue Idee, wie Dinge nachhaltig wieder beziehungsweise weiter verwendet werden können: Auf der Homepage entsteht gerade ein Leihladen. Wie der funktioniert? Man kann einstellen, was man hat, aber eher nicht täglich braucht. Derzeit sind da zum Beispiel ein Joghurtzubereiter, ein Wanderrucksack, Reparaturspachtelmasse oder eine Luftpumpe aufgelistet. Das alles und noch einiges mehr kann über die n*Gruppe als Vermittler ausgeliehen werden. Weitere Gegenstände sollen hinzukommen.

Ums Verleihen geht es auch bei dem Ludwigsburger Projekt „Inge – die Bibliothek der Dinge“ des Kinder- und Familienzentrums (KiFaZ) Hartenecker Höhe. „Hier werden viele unterschiedliche Dinge zwar nicht getauscht oder verschenkt, aber verliehen“, teilt die Sprecherin der Stadt, Meike Wätjen, auf Nachfrage mit. Zudem gebe es in Ludwigsburg zahlreiche Initiativen mit vielen ehrenamtlich engagierten Bürgern, die sich für eine nachhaltige Stadt einsetzen.