Die Königinnenkäfige werden zunächst zwischen die Waben gehängt, damit sich Hoheiten und Untertanen beschnuppern können. Foto: Sandra Brock

Die zerstörten Bienenstöcke in Erdmannhausen sind wieder aufgebaut und haben neue Königinnen bekommen.

Erdmannhausen - Wenn Königinnen verreisen, dann ist das durchaus mit Aufwand verbunden. Auch bei Bienenköniginnen. Per Express ist die Kiste mit den seitlichen Luftschlitzen am vergangenen Mittwoch beim Erdmannhäuser Imker Thomas Deckert eingetroffen. Drinnen: 20 kleine gelbe Käfige aus Plastik. In jedem summen eine Bienenkönigin und acht Begleitbienen. Und in jedem steckt eine dicke Schicht Futterteig – angedicktes Zuckerwasser, damit die Hoheiten und ihr Gefolge unterwegs gut versorgt sind.

Bei aller guten Verpflegung und Reisebegleitung: Aufregend ist so eine Tour dennoch. Und das drücken die Bienen auch deutlich durch lautes Gesumme aus. Thomas Deckert legt die Käfigt erst einmal zwischen zwei befeuchtete Tücher. „So können sie etwas trinken und beruhigen sich.“ Der Erdmannhäuser zählt durch und guckt in jeden Käfig. „Schön, alle sind wohlauf“, sagt er zufrieden.

Bienenstöcke wurden mutwillig zerstört

Dass er überhaupt Königinnen bestellen musste, ist eine deutlich weniger schöne Geschichte. Der Schock war groß am Sonntag vor zwei Wochen, als Thomas Deckert die zerstörten Bienenstöcke auf der Wiese nahe des Marbacher Gewanns Alter Berg entdeckte. Die meisten seiner 15 Bienenkisten dort waren umgestürzt und auf der Wiese verteilt worden. Die Bilanz der Zerstörung: Kaputte Kisten, zerdrückte Waben, zigtausend tote Bienen und dezimierte Völker ohne Königinnen (wir berichteten).

Thomas Deckert hat aus dem Tiefschlag das beste gemacht. Er hat die noch brauchbaren Teile wieder aufgestellt, neue Kisten hinzugeholt und Ableger seiner intakten Bienenvölker gebildet. Und er hat für sie 20 Bienenköniginnen bestellt. Damit diese von ihrem jeweiligen neuen Volk gut angenommen werden, haben Thomas Deckert und sein Imkerkollege Wolfgang Barth jeden Ableger nach eventuell vorhandenen Weiselzellen – also frischen Königinnen-Zellen – abgesucht und diese herausgebrochen. Denn dann hat das Volk bereits angefangen, sich eine eigene Königin nachzuziehen und die neue wäre nicht angenommen worden.

Königinnen bringen Ruhe in die Völker

Die weit gereisten Hoheiten samt ihren Begleitbienen wurden dann in ihren kleinen verschlossenen Käfigen in die Bienenkisten platziert. Die Völker sind in heller Aufregung. „Ohne Königin sind sie garstig und aufbrausend“, sagt Thomas Deckert und Wolfgang Barth ergänzt: „Die Königin bringt Ruhe ins Volk.“

24 Stunden später dann die Kontrolle: Werden die Neuankömmlinge von den Bienchen umschmeichelt und gepflegt? Offenbar ja. „Wir vermuten, dass alle lieb zueinander sind“, sagt Thomas Deckert einen Tag nach dem Einsetzen der Königinnen. Ganz genau kann er erst Ende der Woche sagen, ob alles funktioniert hat. Die Käfige sind zwar nun offen, aber das Volk muss die Königinnen erst freifressen – denn zunächst trennt der Rest des Futterteigs die Hoheiten noch von ihren Untertanen. Dann krabbelt die Königin hinaus auf die Wabe und fängt an, in die Eiablage zu gehen. Und dass das funktioniert und sie sich gleich wohlfühlt, gibt es noch etwas Flüssigfutter aus Zuckerwasser, um den Nektarfluss zu simulieren.

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