Ähnlich wie hier in Mundelsheim herrschte am 19. Mai auch in Winzerhausen Land unter. Foto: Werner Kuhnle

Nach dem Hochwasser in Winzerhausen sind Anrainer in den Seewiesen frustriert und pochen auf eine dauerhafte Lösung für das Problem. Ob es die gibt, scheint zweifelhaft.

Die gewaltigen Regenmassen, die sich am 19. Mai schwerpunktmäßig über Mundelsheim, Oberstenfeld und Teilen von Großbottwar ergossen, sind noch immer eines der vorherrschenden Gesprächsthemen im Tal. So auch in Winzerhausen, das stark von dem Unwetter betroffen war. Die Gemeinderatssitzung im Stadtteil machte am Mittwochabend allerdings außerdem deutlich, dass es unter den Anwohnern zunehmend gärt und die Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Kommune wächst. Eine größere Gruppe von Anrainern aus der Seewiesenstraße schilderte eindrücklich, wo der Schuh drücke, wie frustrierend die Situation sei und forderte die Rathausspitze auf, endlich gegenzusteuern.

Ratten schwimmen über die Straße

„Jedes Jahr seit 2019 ist der untere Teil der Straße überflutet, und das Problem wird immer größer“, sagte eine Bürgerin. Andere Nachbarn pflichteten ihr bei, berichteten von vollgelaufenen Garagen und Häusern, von mitgeschwemmter Gülle, die nun vor sich hinstinke, von Ratten, die im Wasser paddelten. „Wir sind bei jedem leichten Starkregen betroffen und so eine Art Sammelbecken für das ganze Wasser“, konstatierte ein Familienvater. Fliesen, Estrich und Parkett würden in Mitleidenschaft gezogen. Kinder hätten geweint, seien verstört und hätten sogar gesagt: „Ich will da nicht mehr wohnen.“ Wiederum eine andere Anwohnerin erinnerte daran, dass die Stadtverwaltung schon 2019 auf das Dilemma hingewiesen und der Rathausspitze ein Starkregenkonzept ans Herz gelegt worden sei. Bis heute sei aber im Grunde nichts geschehen. Und die Situation bei dem Unwetter jetzt sei schlimm gewesen. „Eine Familie war im Auto eingeschlossen, ich war vom Haus ausgeschlossen und meine Kinder konnten nur zuschauen, wie das Haus vollläuft und die Mama da draußen steht“, sagte sie.

Frage nach weiterem Rückhaltebecken

Vor dem Hintergrund fragten die Nachbarn aus der Seewiesenstraße in Richtung Bürgermeister Ralf Zimmermann, was die Kommune nun zu unternehmen gedenke, ob sie beispielsweise die Kanäle vergrößern lassen oder gar ein weiteres Rückhaltebecken bauen lassen könne.

Gesamtsystem zu beachten

Zu Letzterem wollte der Rathauschef allerdings nicht zu viel versprechen. Er betonte, dass „man nicht einfach ein Becken in die Landschaft klatschen“ könne. Derartige Anlagen seien Teil eines genehmigungspflichtigen Gesamtsystems und Kreislaufs. Ob ein Bedarf da ist, werde über komplexe Berechnungen ermittelt. „Und soweit ich weiß, brauchen wir hier keines“, erklärte er.

Konzeption liegt vor

Was einen möglichen Eingriff in das Kanalnetz anbelangt, wollte Zimmermann ebenfalls keine falschen Hoffnungen machen. „Ich würde Sie anlügen, wenn ich sage: Wir bauen einen anderen Kanal, und dann ist die Welt gut. Das ist leider nicht so“, erklärte er. Gegen solche Regenmassen wie am 19. Mai und das damit einhergehende Oberflächenwasser sei quasi kein Kraut gewachsen. „Wir haben aber tatsächlich in der Seewiesenstraße ein Problem“, stimmte Zimmermann den Anwohnern zu. Er zeigte auch Verständnis für die Gemütslage und die Unzufriedenheit. Man arbeite an einer Lösung, sehe ebenfalls Handlungsbedarf. Es gebe eine Konzeption, wie die Lage für die besonders betroffenen Anrainer verbessert werden könnte, er werde in dem Zusammenhang zu einem Vor-Ort-Termin einladen. Das Ziel sei, den Kanal auf einem Teilstück umzuklemmen, um so für eine Entlastung zu sorgen. „Ich hoffe, dass wir dadurch eine deutliche Verbesserung erreichen“, sagte der Schultes.

Weiterer Vorschlag zur Entlastung

Die CDU-Ortschaftsrätin Irene Siegwart riet obendrein dazu, die Kleine Bottwar „ab dem Kindergarten auszubaggern, damit der Dreck wirklich abfließen kann“. Dann könne sich das Wasser nicht bis in die Seewiesenstraße ausdehnen. Der sonst so beschauliche Bach habe am Tag des Unwetters ein Bild des Schreckens abgegeben, richtiggehende Stromschnellen hätten sich gebildet, betonte Siegwart. Der Rathauschef versicherte, die Anregung aufzunehmen und die Sinnhaftigkeit des Ausbuddelns prüfen zu lassen.