Das ist die Äußerung, die der Kommandant der Erdmannhäuser Feuerwehr besonders bereut und für die er sich entschuldigt hat. Foto: Screenshot

Nach rassistischen Facebook-Posts: Jochen Deschner zieht sich von seinem Amt bei der Feuerwehr in Erdmannhausen zurück.

Als Feuerwehrmann bewahrt Jochen Deschner  seit 24 Jahren  Menschen vor Gefahr. Vor vier Jahren übernahm er das Amt des Kommandanten in Erdmannhausen  im Kreis Ludwigsburg  –  am Donnerstag erklärte er  plötzlich seinen Rücktritt. Ein anonymer Kritiker aus den Reihen der eigenen Wehr hatte einige rassistische Facebook-Posts des obersten Feuerwehrmannes aufmerksam verfolgt, sie an die Erdmannhäuser Gemeindeverwaltung weitergeleitet und schließlich der Presse zugespielt. Jochen Deschner wiederum zog nach der Anfrage dieser Zeitung und Rücksprache mit dem Bürgermeister Marcus Kohler nun die Reißleine.

Die Facebook-Posts stammen aus den Jahren 2018 und 2019. In ihnen äußerte sich  Deschner unter dem Pseudonym Jo Deschi unter anderem zu dem Vorfall, bei dem ein Mann im Frankfurter Hauptbahnhof im Juli 2019 einen Achtjährigen vom Bahnsteig gestoßen hatte. Das Kind starb. Deschner schrieb unter anderem: „Tipp an den Vater: Kill den Nigger. Ich werde demnächst Papa. Wenn das einer mit meinem Kind machen würde, ich würde ihn tagelang quälen.“ An anderer Stelle fällt in einem Beitrag zu einem Polizeieinsatz in der Nürtinger Innenstadt der Satz „Dem Pack wird doch alles in den Arsch gesteckt.“ In einer Stellungnahme bedauert  Deschner  seine Aussagen,  besonders die zum Fall des getöteten Kindes.

Der anonyme Schreiber wirft dem  Kommandanten aber nicht nur die unangemessene Wortwahl in den Facebook-Posts vor. Er gibt auch an, dass ausländer-, frauen- und schwulenfeindliche Witze und Kommentare in der Wehr gängig seien und in WhatsApp-Gruppen verbreitet würden. Es werde zudem rumgeschrien;  Materialien wie Scheibenwischwasser, Öl und Werkzeug würden privat genutzt.  Aus Angst, in der Feuerwehr diskriminiert zu werden, wolle er anonym bleiben. Er wende sich jetzt an die Öffentlichkeit, weil die Verwaltung nichts dagegen unternehme.

Dieser Darstellung widerspricht der  Bürgermeister Marcus Kohler energisch. „Es gab von unserer Seite mehrere Gespräche mit Herrn Deschner, bei denen ich ihm klargemacht habe, dass er eine Vorbildfunktion an der Spitze der örtlichen Feuerwehr hat“, sagt Kohler, der das Amt im Juni von  Birgit Hannemann übernommen hat, die auch schon mit dem Kommandanten gesprochen habe. Die Inhalte der Facebook-Chats seien, sagt Kohler, nicht in Einklang mit einer Vorbildfunktion zu bringen, auch wenn Deschner in den Chats nicht als Feuerwehr-Kommandant von Erdmannhausen aufgetreten sei, sondern unter einem Pseudonym. Insbesondere der Post zum Tod des  Kindes widerspreche allem, wofür die Erdmannhäuser Feuerwehr stehe.

Wegen der anderen Vorwürfe habe er eine externe Klärung in die Wege geleitet. „Die Beschuldigungen haben sich als völlig haltlos erwiesen.“ Über den Vorstoß des anonymen Informanten ärgert sich der  Bürgermeister. „Wir waren schon auf einem guten Weg mit Herrn Deschner und haben mit ihm ein Führungscoaching betrieben“, sagt er. In Gesprächen habe der Kommandant seine Wortwahl aufrichtig bereut und versprochen, diese Form der Meinungsäußerung nicht  zu wiederholen. Zudem lägen die Posts schon einige Zeit zurück. Dem Kommandanten bescheinigt er, fachlich kompetent und einsichtig zu sein. Noch im Sommer habe die dreiköpfige Führungsspitze eine Umfrage in die Wege geleitet. Darin hätten die Mitglieder der Wehr Gelegenheit bekommen, anonym Verbesserungen anzuregen. „Da hat ihn aber niemand kritisiert“, sagt Kohler. Er ist  sicher, dass Jochen Deschner einen guten Rückhalt in der Wehr hatte.