Ralf Glenk ist nun Bürgermeister. Foto: privat

Der gebürtige Marbacher und frühere Berufsmusiker Ralf Glenk ist in Fichtenberg zum Rathauschef gewählt worden. Was ändert sich für ihn?

Ralf Glenk ist am Sonntag in Fichtenberg im Landkreis Schwäbisch Hall mit rund 57,3 Prozent im ersten Wahlgang zum Bürgermeister gewählt worden. Wir haben am Tag danach mit dem früheren Berufsmusiker darüber geredet.

Herr Glenk, herzlichen Glückwunsch zur Wahl. Wie viele Stunden konnten Sie in der Nacht danach schlafen?

Ich konnte nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses und vielen schönen Begegnungen noch sechs Stunden schlafen. Natürlich hat mich die Wahl bewegt und mir ist dann auch noch viel durch den Kopf gegangen.

Was geht einem da nachts unmittelbar nach einem solchen Ereignis so durch den Kopf?

Man stellt sich vor, wie es mit den Menschen sein wird und versucht sich zu verorten. Es ist immer einfacher, seine Meinung daheim auf dem Sofa zu haben als sie in der Öffentlichkeit zu vertreten. Bisher habe ich mich als stellvertretender Hauptamtsleiter um Themen gekümmert, künftig stehe ich mehr im Fokus und vertrete Entscheidungen nach außen. Das ist eine Veränderung.

Wie wird es für die Kollegen im Rathaus sein, wenn sie einen Chef aus den eigenen Reihen haben?

Wir haben im Rathaus bisher sehr eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet und mit wenig Personal viel geleistet. Die Kolleginnen und Kollegen sind alle sehr engagiert und haben positiv auf meine Bewerbung reagiert. Ich freue mich auf sie.

Was mag wohl für den Sieg den Ausschlag gegeben haben?

Es war wirklich eine reine Persönlichkeitswahl, die mein Mitbewerber Manuel Schock und ich fair und wertschätzend geführt haben. Es kam mir zugute, dass ich gewohnt bin, auf Menschen zuzugehen und gut kommuniziert habe, was ich mit den Bürgern in Fichtenberg bewegen will. Dazu zählt etwa, im demografischen Wandel genügend Betreutes Wohnen zu schaffen, damit Ältere weiter in ihrer Umgebung leben können.

Die Fichtenberger haben nur zu 50 Prozent an der Wahl teilgenommen. Was könnten Gründe für die niedrige Beteiligung gewesen sein?

Wir haben bei Kommunalwahlen meistens Wahlbeteiligungen von 50 bis 52 Prozent, sodass ich über diese Beteiligung nicht unglücklich bin. An dem Sonntag war recht viel los: Konfirmationen etwa. Ich habe einen Fußballer gesehen, der nach einem Auswärtsspiel noch seine Stimme abgeben wollte. Leider war es da schon fünf nach sechs.

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Sie sind bisher immer mit dem Fahrrad von Spiegelberg ins Rathaus gefahren. Werden Sie etwas an dem Konzept ändern?

Ich werde erst mal weiter Fahrrad fahren, aber in absehbarer Zeit nach Fichtenberg umziehen. Es gab auch schon einige Offerten, die ich gewissenhaft prüfen werde.

Sie sind auch im Kreis Ludwigsburg als Musiker bekannt. Hängen Sie die Gitarre nun an den Nagel?

Die Gitarre begleitet mich, seit ich zehn Jahre alt war. Auch ein Bürgermeister hat mal einen freien Tag oder Urlaub. Deshalb werde ich weiter mit meiner Lesungspartnerin Marianne Sägebrecht ein- oder zweimal im Jahr auftreten und sicher auch bei anderen Gelegenheiten künstlerisch einen Ausgleich zu meinem fordernden Amt suchen.

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Wie sind Ihre Verbindungen nach Marbach und Steinheim?

Vor allem zu meinen Eltern und zu einigen Steinheimer Bürgern besteht nach wie vor ein sehr guter Kontakt. Auch ins Marbacher Rathaus, wo ich zwischenzeitlich den Kulturbereich leitete, habe ich noch gute Verbindungen. Ich bin sehr dankbar, dass ich immer wieder neue Menschen kennenlernen und ein Gefühl dafür bekommen durfte, wie ich den Umgang positiv gestalten kann.

Ralf Glenk: Viele Stationen

Werdegang
 Ralf Glenk ist 54 Jahre alt, er wurde Verwaltungsfachangestellter in Steinheim, arbeitete bei den Stadtwerken Kornwestheim, war dann einige Jahre lang Berufsmusiker, leitete von 2002 bis 2009 das Marbacher Kulturamt und wechselte 2010 ins Kulturamt nach Bad Mergentheim. Für Radioton war er von 2016 an und von 2018 an im Landratsamt Künzelsau für das Leistungsrecht zuständig, wurde 2020 stellvertretender Hauptamtsleiter in Fichtenberg.

Musiker
 Glenk war sieben Jahre lang Berufsmusiker mit den Doodoos, aus denen Die Füenf hervorgingen. Er begleitet unter anderem literarische Lesungen.