Schlamm und ihren Hausrat lagen bis Montag noch vor der Haustüre von Elke Munz. Die Helfer räumten auch das noch weg. Foto: Werner Kuhnle

Die Oberstenfelderin Elke Munz erlebte die Sturzflut in ihrer Kellerwohnung. Freunde stellten eine Helfertruppe zusammen, die Wasser und Schlamm beseitigte.

Immer noch schaudert es Elke Munz, wenn sie an den Abend der Sturzflut in Oberstenfeld zurückdenkt. „Ich saß vor dem Fernseher, wollte aufstehen – und merkte, dass mein Wohnzimmer unter Wasser stand.“ Kurz vorher habe sie noch wegen des Starkregens draußen im Badezimmer nach dem Rechten geschaut. Doch dann schoss das Wasser von allen Seiten herein: aus der Badewanne, der Toilette und von draußen. Vier Tage nach dem Vorfall ist die Seniorin heilfroh, dass ihr so viele Menschen geholfen haben, Schlamm und Wasser in der Kellerwohnung im Nussbaumweg los zu werden.

Lesen Sie aus unserem Angebot: „Schlammmassen verlangen nach fleißigen Händen“

Eine Superzelle hatte sich am vorigen Donnerstag mit Blitz und Donner über dem nördlichen Landkreis Ludwigsburg entladen mit bis zu 60 Litern pro Quadratmeter im oberen Bottwartal. Wasser- und Schlammmassen schossen vor allem in Mundelsheim und Oberstenfeld von den Hängen in die Orte. „Ich hörte noch, wie jemand auf der Straße rief: Bloß nicht die Tür aufmachen“, erzählt Elke Munz, die auch deshalb auf ihrem Bett sitzen bleiben musste, weil sie unter einer starken Arthrose leidet und sich nur wenig bewegen kann.

Trotzdem drang auch von außen Dreckwasser in ihre Wohnung, „es war ein richtig dicker Strahl“, erinnert sich die Bewohnerin der kleinen Souterrainwohnung. Ein voller Wäschekorb kam ihr entgegengeschwommen. Voller Angst setzte sie bei der Feuerwehr einen Notruf ab, der Kommandant Jürgen Beck habe bei ihr reingeschaut, doch die Wehr habe an dem Abend viel zu tun gehabt.

Wildfremde Personen schippten Schlamm und Wasser aus der Wohnung

Freunde und deren Bekanntenkreis von den Zeugen Jehovas sorgten dafür, dass die alleinststehende Rentnerin in der Stunde der Not nicht ohne Beistand blieb. „Auf einmal standen wildfremde Personen bei mir in den Räumen und haben den Schlamm und das Wasser rausgeschippt.“ Sogar das Bett war nicht mehr zu gebrauchen, und die Helfer errichteten im Schlafzimmer ein neues Quartier mit einer Matratze und einem älteren Bettgestell. Bis etwa um Mitternacht habe die Aktion gedauert. Und am nächsten Tag ging es weiter: „Da haben sie die Küche ausgebaut und die ganzen Schlammkrusten von den Möbeln und den Böden weggekratzt.“ Diese Hilfsbereitschaft berührt Elke Munz auch Tage nach der Sturzflut noch.

Der Herd und die Waschmaschine funktionieren noch

Jetzt hofft die Oberstenfelderin, dass in ihrer angemieteten Wohnung allmählicher wieder Normalität einkehrt. „Ich bin immer noch völlig neben der Spur.“ Auch wenn der Staubsauger und Bücher nicht mehr zu gebrauchen seien, schmerzten sie diese Verluste nicht so sehr. „Ich bin nur in Sorge, dass die Versicherung eventuell nicht für die Schäden am Boden aufkommt.“ Der Vermieter habe einen Gutachter bestellt, und sie hoffe, dass sie mit ihrem schmalen Geldbeutel nichts zahlen müsse. Finanzielle Hilfen für ein neues Mobiliar habe sie dagegen abgelehnt. „Ich möchte von anderen Menschen kein Geld annehmen müssen.“ Lichtblicke seien der Herd und die Waschmaschine, die immer noch funktionierten.

Der Kommandant schaute bei Elke Munz vorbei, musste aber weiter

Im Nussbaumweg seien fast alle Keller an dem Abend vollgelaufen, erklärt der Oberstenfelder Feuerwehrkommandant Jürgen Beck, „zum Teil waren Erdgeschosse betroffen“. Seine Truppe musste zu 50 Einsätzen ausrücken. Die Hilfe unter den Nachbarn sei im Nussbaumweg vorbildlich gewesen: „Wer bei seinem eigenen Haus fertig war, ging mit zum nächsten helfen.“ Bei Elke Munz habe er sich vergewissert, dass sie nicht mehr an Leib und Leben bedroht gewesen sei, „da der Regen aufhörte und das Wasser wieder sank“. Seine Wehr habe gleichzeitig nach Gronau zu einem Dachstuhlbrand ausrücken müssen, wo ebenfalls eine Personenrettung angezeigt worden war. Der Bauhof arbeite sich derzeit allmählich durch den ganzen Ort.