Thomas Klein gibt als „tollkühner Mann in seiner fliegenden Kiste“ alles. Foto: Ingo Nicolay

Der Musikverein beschließt das Jahr mit einem beeindruckend vielfältigen Konzert.

Kirchberg - Wir bieten etwas für jeden Geschmack und in alle Richtungen an“, kündigte Dirigent Holger Wägerle das zweigeteilte Programm mit konzertanten wie witzigen Stücken an. Gut ein Dutzend Übungsabende sowie ein langes Wochenende liegen da hinter den Musikern. „Dieses Jahr gefällt es mir auch besonders gut“, konstatierte dazu gleich der Erste Vorsitzende Ralph Teschke. Und davon konnten sich die Gäste dann auch selbst überzeugen, die von Annette Pauleit gekonnt durch den Abend geführt wurden.

Wie einst in dem Märchen der kleinen Marie hauchte das Orchester bei Tschaikowskys Marsch aus dem „Nussknacker“ den Spielfiguren musikalisches Leben ein. Rossinis „Diebische Elster“ spielte den Zuhörern überzeugend den kecken Flug des Vogels vor. „Wiener Praterleben“, das früher als „Vier-Kreuzer-Vorzugswalzer“ für die ärmeren Wiener ebenso unverzichtbar war wie heute als „Sportpalastwalzer“ und Stimmungsmacher bei jedem Sechstagerennen, heizte die Stimmung im Saal schließlich an.

Für „Aladin – Märchen aus 1001 Nacht“ ließ das Orchester raffiniert mit einem musikalischen „Plopp“ den Geist „Dschinn“ gekonnt aus der Flasche. Man hätte fast den Eindruck haben können, die Bühnenvorhänge hätten sich kurz etwas bewegt, so realistisch klang der entweichende Geist.

Wie tief ein Musikverein nach fast 100 Jahren Geschichte verwurzelt ist, zeigte sich schließlich bei der Ehrung von 30 verdienten Mitgliedern. Menschen, die wertvoller Kraftstoff für den Verein sind. Stellvertretend für alle Geehrten sei hier Hugo Wägerle genannt, „der hunderten von jungen Leuten das Musizieren beigebracht hat“, so Werner Schäfer, Zweiter Vorsitzender. Der Applaus würdigte den Einsatz für die Gemeinschaft.

In einer schönen Geste wurden auch all der stillen Helfer im Hintergrund gedacht, ohne deren fleißige Mitarbeit kein Fest oder Konzert stattfinden könnte. „Unter dem Doppeladler“ stand dann die Musik nach der Pause. Heute noch ein Marsch des österreichischen Militärs, kündigte Pauleit „eine popige, fast jazzige Variante“ an. Schrill und schräg wie New York, doch eben genauso liebenswert forderte „Der falsche Notenständer“ schließlich den Musikern alles ab. An vielen Stellen blitzte hier ganz deutlich der versteckte Humor Leonhard Bernsteins durch.

Ob nun mit „Cartoon Spectacular“ oder mit Thomas Lang als Pilot verkleidet am Mikrofon bei „Die tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten“ – es ging für einen Abend musikalisch schwungvoll in die Lüfte. Den krönenden Abschluss des Jahreskonzerts bildete „Hallelujah“ von Leonhard Cohen mit vokaler Begleitung. Ganz still war es im Saal, bevor schließlich langer Beifall für den Dirigent und seine 57 Musiker einsetzte. Mit einer eigenen Interpretation von „Süßer die Glocken nie klingen“ endete das Konzert. Über die Zuhörer legte sich dabei ein weihnachtlicher, festlicher Zauber. Der begleitete die Gäste schließlich hinaus nach Kirchberg und das Murrtal in die adventliche Nacht.