An den einzelnen Stationen – wie hier im Freizeitgelände Dorfwiesen – hat der Musikverein aufgespielt. Foto: avanti

Der Musikverein Affalterbach war pfiffig: Die Corona-Pandemie machte die traditionellen Indoor-Pläne zunichte, aber erlaubte einen Kirbe-Marsch durch den Ort.

Affalterbach - Wie schön, dass wenigstens ein ,bissle’ was passiert; und mit dem Wetter haben Sie ja auch Glück“, platzt es aus Christine Junghans anerkennend heraus, als sie am Sonntagmittag zum Kelterplatz kommt, um bei Monika Zinth und weiteren Musikvereinshelfern, Kuchen zu holen.

Die Worte kommen der Affalterbacherin direkt aus dem Herzen. Denn „unser Dorfleben vermissen wir schon sehr“, konkretisiert sie. Junghans ist, wie andere auch, zur ersten Station am Kelterplatz gekommen, wo die Vereinsmitglieder Kuchen und Neuen Wein gegen eine Spende abgeben. Weil in diesem Corona-Ausnahmejahr nichts so ist, wie sonst und der Musikverein Affalterbach die traditionelle Kirbe nicht wie gewohnt innerhalb eines Gebäudes veranstalten kann, hat sich der Verein etwas Originelles einfallen lassen, das die Einhaltung der Coronaregeln dennoch gewährleistet: den Kirbe-Marsch quer durch das ganze Dorf. Und der bringt Musiker und Affalterbacher coronakonform zusammen und lässt auch den kulinarischen Genuss nicht zu kurz kommen.

Die Mitgliederfrauen wurden vorab wieder einmal aktiv: Insgesamt 16 Kuchen, nämlich Zwetschgen-, Käse-, Apfel-, Rahm- und Zwiebelkuchen haben sie für das musikalische Frischluft-Herbst-Event gebacken. Damit nämlich an den fünf ausgewiesenen Stationen, süßes wie herzhaftes Gebäck zur Verfügung steht, während die Musikanten den Zuhörenden – etwas abseits – ganz offiziell den Marsch blasen. Süßer Wein, abgefüllt in schlanken Flaschen mit dem Musikvereins-Logo, bildet dabei das kulinarische Pendant zum Zwiebelkuchen.

Auch Christine Junghans hat sich die herzhafte Variante gesichert. „Natürlich“, erklärt sie lächelnd, „das ist wie bei Erdbeeren und Spargel: Man muss ihn essen, wenn es ihn gibt“.

Mitglied Karlheinz Schwarz hatte indes Mühe, den Neuen Wein überhaupt noch zu organisieren: „Die Lesezeit ist ja schon rum“, konstatiert er grinsend und ist froh, wenn die Flaschen ihre Liebhaber finden. Roland Wiesinger hebt den Taktstock, und ein Dutzend Musiker folgen seinen körpersprachlichen Anweisungen. Los geht es mit dem Marsch „Glück auf“, der Traditionsmarsch aus dem Erzgebirge. Ihm folgt der Bozener Bergsteigermarsch und noch „Textilaku“, der Marsch der tschechischen Textilarbeiter, wie Wiesinger im Gespräch erklärt und festhält, „dass heute überwiegend Märsche gespielt werden“. Na klar, ist ja auch ein Kirbe-Marsch.

Bürgermeister Steffen Döttinger ist gleichermaßen erfreut, dass sich im Ort wieder etwas tut und dass „das Angebot von den Leuten angenommen wird“. Vor allem der herbstlich wunderschön mit Trauben dekorierte Wagen, der die Backwaren mitführt, imponiert dem Schultes, der es goutiert, dass mit der Veranstaltung „wieder ein Stück Normalität einkehrt“, aber nicht verschweigt, „dass wir es vorab gründlich durchgesprochen haben, wie es gehen kann“.