Blockflöten in allen Größen sind im Landesorchester vertreten Foto: Ralf Poller/Avanti

Das Landes-Jugend-Blockflötenorchester hat zum doppelten Jubiläum in der Stadthalle gespielt: Die Musikschule Marbach-Bottwartal ist 50, das Flötenensemble 15.

Musik mit Blockflöten wird leicht unterschätzt, dabei ist sie enorm vielseitig und reich an Möglichkeiten. Den wohltönenden Beweis lieferten am Samstag 30 junge Flötistinnen und vier junge Flötisten mit einem schwungvollen Konzert in der Marbacher Stadthalle.

Die Musikschule Marbach-Bottwartal, die in diesem Jahr auf ihr 50-jähries Jubiläum zurückblickt, hatte das Landes-Jugend-Blockflötenorchester eingeladen. Schulleiterin Bärbel Häge-Nüssle kündigte den Zuhörern einen besonderen Abend an, und sie behielt Recht. Das junge Ensemble, künstlerischer Nachwuchs aus ganz Baden-Württemberg, besteht seit 15 Jahren und begeistert durch großes Können und Spielfreude. Die Künstlerinnen und Künstler nahmen die rund 150 Besucher – unter ihnen etliche Kinder – mit auf eine klangvolle Reise.

Bis in die tiefsten Tiefen

Eine Reise durch mehrere Jahrhunderte und drei Kontinente. Zum Auftakt erklangen Ronde und Saltarello von Tilman Susato, einem flämischen Komponisten der frühen Neuzeit. Ein fröhliches Stück zum Tanzen, bei dem das Orchester seine große Bandbreite ausspielen konnte. Die tiefen Töne der Kontrabass-, Großbass- und Bassflöten kontrastierten wirkungsvoll zum helleren Chor von Tenor-, Alt- und Sopranflöten.

Eine ausdrucksvolle Stimmung schufen die Bassflöten beim Canzon à 11, komponiert von dem Peruaner Juan de Araujo in der Barockzeit, einem Stück voller Melancholie und Sehnsucht. Abwechslungsreich dann das folgende Concerto op. 3,2 des Italieners Francesco Gemniniani, ebenfalls ein Barockkomponist, mit einem getragenen Adagio, dann wieder ein lebhaftes Allegro, kurze Soli, schnelle Tonfolgen, die die Spielerinnen aber mit flinken Fingerwechseln gut meisterten.

Mystische Stimmung

Noch zur Wiener Klassik kann man die folgende Partita in C des österreichisch-tschechischen Komponisten Franz Krommer zählen, ein liebliches, flottes Stück mit starken Partien der Alt- und Sopranflöten. Ungewöhnlich der „Raindance“, 2012 von der Lüneburger Komponistin Nicola Termöhlen geschrieben, den Regentänzen indigener Völker nachempfunden. Die großen Flöten erzeugten zunächst eine dräuende, mystische Stimmung; Tenöre, Alt und Sopran brachten dann Bewegung hinein bis hin zum einsetzenden Regen. Sehr interessant auch die „Journey to Jinja“ des deutschen Komponisten Sören Sieg, der 2016 sein Erlebnis einer Fahrt in Uganda vertont hat. Die Künstlerinnen gaben mit all ihren Instrumenten das lebhafte Treiben auf den Straßen wieder, die Vielfalt der afrikanischen Natur wie auch die eigenartigen Rhythmen der Musik; ein Sopranino, die zweitkleinste Flöte überhaupt, erinnerte an Vogelrufe in der Savanne. Sally Turner, Melanie Bogisch, Bettina Haugg-Scheu und Lucia Dimmeler bereicherten mit ihren Instrumenten als Solistinnen den afrikanischen Klangteppich.

Seine ganze Spielfreude zeigte das Orchester beim letzten Stück, „Festivo“ des 2011 verstorbenen schottischen Komponisten Brain Bonsor. Die festlich-fröhlichen Melodien, den großen Elan dieser Komposition unterstrichen die jungen Frauen und Männer, indem sie sichtbar mitschwangen, sich erhoben und wieder setzten. Mit viel Gefühl dirigierten Sally Turner, Daniela Schüler und Bettina Haugg-Scheu. Als Zugabe erklang die beliebte Abschiedshymne „Auld Lang Syne“, stimmungsvoller Ausklang eines Konzerts, das weit mehr Zuhörer verdient hätte.