Judith Szulczynski-Bajorat (links) ist neue Leiterin des Museums. Foto: avanti

Die Dauerausstellung im Museum im Adler in Benningen wird derzeit neu gestaltet. Erste Einblicke hat es bei einem Infotag gegeben.

Benningen - Spannende Geschichten erleben? Aus der Zeit der Römer? Oder einmal die Urgroßmutter durch den Alltag von damals begleiten? Das alles muss noch ein klein wenig warten, denn das Museum im Adler in Benningen wird derzeit zu großen Teilen neugestaltet. Es ist in die Jahre gekommen und bedarf der Überarbeitung und frischem Wind. Schon seit 30 Jahren besteht die derzeitige Dauerausstellung in dem ehemaligen Gasthaus „Im Adler“, erbaut 1630 von Melchior Hirschmann, einem Vorfahren von Richard Hirschmann dem Erfinders des Bananensteckers und Begründer des gleichnamigen radiotechnischen Werks in Esslingen. Über Jahrhunderte hinweg war das Wirtshaus Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Politische Versammlungen und Treffen örtlicher Vereine hatten hier ebenso ihren Platz wie Feiern.

Auf über 360 Quadratmetern Fläche zeigt das Museum im Adler bis heute Schätze und Alltägliches aus vergangener Zeit. In dem historischen Gebäude wird am Beispiel der Gemeinde Benningen das Leben auf dem Land in den vorherigen beiden Jahrhunderten gezeigt. Judith Szulczynski-Bajorat, Kuratorin und Leiterin des Museums im Adler hat es sich zur Aufgabe gemacht das Museum „rund zu erneuern“. „Dabei geht es nicht darum alles über Bord zu werfen,“ erklärt Szulczynski. „Aber ich möchte weg vom Image des ‚Dorfmuseums’. Wir haben soviel mehr als das zu bieten. Wenn unsere Besucher hören, dass Benningen eine Außengrenze des Römischen Reiches war, ernte ich erstaunte, begeisterte Blicke.“

Diese Reaktion müsse sich zukünftig durch das gesamte Museum ziehen. „Die Exponate haben wir, die Geschichten dazu sowieso. Oft ist es nur eine Frage der Präsentation“, weiß die neue Leiterin. Ihre Ausbildungen in Kunstgeschichte, Denkmalpflege und europäische Ethnologie, sowie die beruflichen Stationen im Landesmuseum Stuttgart und in den Schlösser- und Gärtenverwaltungen Bayerns und Baden-Württembergs, helfen ihr dabei. Judith Szulczynski-Bajorat ist erst seit Anfang des Jahres an Bord und hat sich ganz der Aufgabe verschrieben, das Museum wieder attraktiv zu machen – aber auch neue Zielgruppen zu erschließen.

„Neben Kindergärten und Senioren möchten wir gerade Schüler verstärkt ansprechen“, so Szulczynski-Bajorat. Für die Fächer Geschichte und Latein biete sich vor allem die Römersammlung geradezu an. Hier soll regionale Geschichte künftig frisch und modern präsentiert werden. Dabei soll ein Bogen von Damals bis hin zur Gegenwart gespannt werden: „Als Museum stehen wir in Konkurrenz zu anderen regionalen Ausflugszielen. Das heißt wir müssen attraktiv sein.“ Digitalisierung von Inhalten, Touchscreens, Filme oder Exponate zum Anfassen und Probieren sollen Bestandteil des neuen Konzeptes werden: „Weg von Textwüsten hin zu einfachen, verständlichen und unterhaltenden Inhalten sind meine Vorstellungen.“ Durch Sonderausstellungen sei der obere Stock derzeit sowieso leergestanden und die Exponate ausgelagert. So bot sich eine Neukonzeption geradezu an.

Außerdem sollen die Öffnungszeiten ausgedehnt werden, um möglichst weitere Öffnungstage anbieten zu können, kündigt Szulczynski-Bajorat an: „Und vielleicht müssen wir dann auch Eintritt verlangen. Aber das ist dann letztlich eine Entscheidung des Gemeinderates.“ Ein Budget von rund 30 000 Euro wäre wünschenswert, „aber das wird es wohl nicht werden. Zumindest nicht in diesem Jahr.“ Aber das mache das Museums.Team mit Herzblut und Freude wieder wett.

Judith Szulczynski-Bajorat arbeitet nur halbtags im Museum: „Deshalb wird es einige Zeit dauern, bis alles umgesetzt ist.“ Auch die Entscheidungsgremien brauchen ihre Zeit auf dem Weg von der Idee bis zur Umsetzung. Gerade wenn auf das Geld geachtet werden muss, müsse man recherchieren, wo man ein gesuchtes Exponat herbekommt oder wer einem helfen könne: „Aber das schaffen wir.“

Das Museum im Adler bleibt voraussichtlich noch bis in den November 2020 hinein geschlossen. Kleine Führungen sind während dieser Zeit für Gruppen oder Schulklassen dennoch nach vorheriger Anmeldung möglich.