Eine Person im Nachbarzimmer hat sich über den Lärm beschwert. Foto: Lichtgut/Leif-Hendrik Piechowski

Zu lauter Sex gibt Rätsel auf.

Vor der Strafabteilung des Ludwigsburger Amtsgerichts sitzt eine 22-jährige Deutsche aus Murr auf dem Anklagestuhl, die Sachbeschädigung in einem Ludwigsburger Hotel begangen haben soll. Dass die junge Frau das Hotelzimmer angemietet hat, ist erwiesen, sie bestreitet aber, die Täterin zu sein.

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wirft der Angeklagten vor, in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember vergangenen Jahres das Hotelzimmer in der Ludwigsburger Weststadt verwüstet und die Badezimmertüre zertrümmert zu haben. Der Sachschaden wird auf rund 1000 Euro beziffert. Die Angeklagte bestreitet die Tatvorwürfe und sagte vor Gericht, es sei alles ganz anders gewesen. „Wir hatten am Tag davor getrunken“, erklärte die Angeklagte, weshalb sie mit einer Freundin in dem Hotel abgestiegen ist. Es müsse die Freundin gewesen sein, welche die gläserne Badezimmertür zertrümmert hat, während sie selbst ihren Rausch ausgeschlafen habe. Beim Aufwachen sei sie angesichts des Schadens erschrocken und hätte dann fluchtartig das Hotel verlassen, weil sie nicht gewusst hätte, wie sie mit der Situation umgehen soll.

Dass sich eine Person aus dem Nachbarzimmer bei der Rezeption über den nächtlichen Lärm beschwert hat, erzählte die Angeklagte der Richterin Sennwitz nicht. Auch nicht, dass die Rezeption bei ihr im Zimmer angerufen hat, um herauszufinden, was da los ist. Eine Stimme am anderen Ende der Strippe sagte: „Es tut mit leid, dass es zu so lautem Sex kam.“ So stand es jedenfalls in der Gerichtsakte.

Mit der offensichtlich etwas peinlichen Sex-Geschichte konfrontiert, gab die Angeklagte an, das Hotelzimmer zusammen mit einer Bekannten bewohnt zu haben. Sie hätten erst morgens gegen fünf oder sechs Uhr eingecheckt und Besuch von einem Kumpel und dessen Freundin gehabt. Die Richterin wunderte sich, warum die Murrerin ins Hotel gegangen ist, anstatt den kurzen Weg mit einem Taxi nach Hause zu fahren. Sie wusste, dass die Angeklagte schon seit 2017 in dem Hotel verkehrt. Damals wohnte die Murrerin noch in Ludwigsburg. Die Hotelaufenthalte erklärte sie dem Gericht damit, dass sie wegen ihrer Mutter nicht betrunken nach Hause kommen könne.

Die Beschuldigte blieb dabei, dass nicht sie, sondern ihre Bekannte für das verwüstete und beschädigte Hotelzimmer verantwortlich zeichne. Sie nannte dem Gericht auch den Namen, die Telefonnummer und den Wohnort der Bekannten, von der sie erwartet hätte, dass sie mit zur Gerichtsverhandlung kommt und sich zu den Taten bekennt. Dem Gericht liegen Beweisfotos von dem Zimmer vor, das total verdreckt hinterlassen wurde. Irgendwas, kommentierte die Richterin die Bilder, müsse auch in die Duschkabine geworfen worden sein. Außerdem hätten noch Sachen von der Angeklagten herumgelegen.

Das Hotel hat die junge Frau erst gar nicht angeschrieben wegen des Schadens, sondern gleich Strafanzeige bei der Polizei erstattet. Der 35-jährige Hoteldirektor sagte vor Gericht als Zeuge: „Es sah sehr nach einem Partyzimmer aus.“ Seine Angestellte hatte ihm gleich Bilder aufs Handy geschickt, als das Zimmermädchen die Verwüstung bemerkte. „Die Badezimmertür war komplett zersprungen“, fuhr der Zeuge fort, so etwas käme in seinem Hotel öfter vor.

Das Zimmer bezahlt hätte die Angeklagte schon beim Einchecken. Über gewisse Herrschaften, und dazu zählt jetzt wohl auch die Angeklagte, würde ein Vermerk gemacht, dass sie nicht mehr ins Haus kommen sollen.

Ein nach der Sachbeschädigung ins Hotel gerufener Polizeibeamter führte aus, der Mann, welcher sich für den zu lauten Sex entschuldigt habe, sei nicht bekannt. Der Polizei muss nun die Bekannte der Angeklagten ausfindig machen. Mit ihr wird die Verhandlung innerhalb der nächsten drei Wochen fortgesetzt.