Dreimal Rot, einmal Weiß – für jeden war etwas dabei . Foto: avanti

Im Dorfweg hat am Wochenende das Weingut Hentschel zum Beisammensein geladen. Seit Januar ist der Betrieb bio-zertifiziert.

Murr - Qualität hat ihren Preis, das ist allseits bekannt. Wer heutzutage auf qualitativ hochwertige Weine setzt, hat es nicht leicht, auf einem Markt, wo der Preis für den Wein im Discounter weit unten angesiedelt ist. Umso mehr gilt es, den regionalen Weinbau zu fördern – und sich der Herausforderung zu stellen. Das hat sich Thomas Hentschel auf die Fahne geschrieben, er macht sich „ran ans Thema“, den regionalen Markt zu „bearbeiten“, wie er es nennt. Und reiht sich damit ein, in den aktuellen württembergischen Weingeist, der viel daran setzt, Produkte gut zu bewerben und Plattformen für Winzer zu schaffen. „Es ist schwer, ja, aber sicherlich nicht aussichtslos“, so Thomas Hentschel. Drei Jahre Arbeit und Betriebsumstellung stecken hinter dem Schritt zur Bio-Zertifizierung, die seit dem Januar 2019 für seinen Betrieb gilt.

In den Weinbergen sichtbar ist das unter anderem dadurch, dass „alles ein bisschen wilder ist, was die Flora und Fauna angeht“. Da sei schon mal ein Unkräutchen mit dabei, denn die Weinberge so intensiv wie einen Garten zu pflegen sei nicht machbar, zumal Bio mehr Handarbeit erfordere. So findet das dritte Weinfest im Dorfweg also zum ersten Mal im Bio-Gewand statt. Die Straße inmitten von Wohnhäusern und Vorgärten ist belebt, auch die Blumenhandlung Seidel ist eingebunden. Dass es zwischendurch regnet, macht nichts, die aufgespannten Regenschirme der rund 70 Besucher am frühen Samstagabend bieten Dächer, dem Wetter zum Trotz. Freya Casey sorgt musikalisch für Stimmung, Auszüge aus Musical, Oper und Operette spielt sie am Piano. Wein und Häppchen sind geboten, von Flammkuchen über Maultaschen bis zum Vesperbrettle. Da kommt man auf jeden Fall in Weinlaune, finden die Eheleute Lieder aus Murr. Sie schätzen besonders die Lage des Fests: „Schön, dass etwas in Murr los ist, so direkt vor der Haustüre“, freut sich Ursula Lieder. „So können wir mal ohne Auto unterwegs sein.“ An Wein nehmen sie, worauf die Lust fällt. Bei Ursula Lieder ist es der „Weiße Löwe“, eine Weißwein Cuvée, bei Joachim Lieder ein im Barrique ausgebauter Merlot, er trägt den Namen „Franziska“. Es gibt aber auch einen besonderen Chardonnay. Bei „Madame Jouissance“ handelt es sich um eine „Mutation des klassischen Chardonnay“, erklärt Thomas Hentschel. Vor Ort kann man den rosa Chardonnay schon probieren – noch ist er versuchsweise angepflanzt.