Melanie Altenbeck mit ihrem Ticket nach Hawaii Foto: privat

Vor zwei Jahren hat Melanie Altenbeck beim Einsteigerprojekt im Rahmen des mz3athlon mitgemacht.

Murr/Leonberg - Es ist eine Geschichte, wie man sie besser nicht hätte inszenieren können. Noch vor zweieinhalb Jahren schien ein „normaler“ Triathlon die größte Herausforderung ihres Lebens zu sein, nun steht ihr im Oktober der Ironman auf Hawaii bevor: Melanie Altenbeck kann es selbst noch nicht ganz glauben. „Es ist so viel passiert in den vergangenen drei Sommern. Das ist unglaublich“, sagt sie selbst.

Doch fangen wir mal ganz am Anfang an, also im Frühjahr 2015. Eine Läuferin war sie zu diesem Zeitpunkt noch. Eine, die immer mal wieder bei Wettkämpfen teilnahm. Mal absolvierte sie einen Halbmarathon, mal einen Marathon. Mehr aber auch nicht. Dazu noch schwimmen und laufen? Unvorstellbar zu diesem Zeitpunkt für die Leonbergerin. Eine Arbeitskollegin war es schließlich, die sie auf die Idee brachte, sich dem Abenteuer Triathlon zu stellen. Gesagt, getan. Innerhalb von zwölf Wochen wagte sie sich im Rahmen des Rookie-Projekts, das von der Firma Roy Sports (heute: Tempomacher) und der Marbacher Zeitung seit Jahren initiiert wird, Schritt für Schritt an ihren ersten großen Wettkampf heran, den mz3athlon in Steinheim. Der Tag selbst? – Er weckte das Triathlon-Feuer in ihr.

„Nachdem ich gleich bei meinem ersten Wettkampf in Steinheim auf dem Treppchen gelandet bin und ich einen Riesenspaß dabei hatte, wollte ich das natürlich auch weiter machen“, sagt Melanie Altenbeck. Keine zwei Monate nach ihrer Premiere wagte sie sich auf die olympische Distanz. Und als auch da alles bestens lief, „habe ich mich einen Monat später für meine erste Mitteldistanz angemeldet“, erzählt sie. „Andere würden sagen, diese Steigerung wäre zu schnell gewesen, aber dadurch, dass ich auch schon viele Marathons gelaufen bin konnte mein Körper das alles sehr gut wegstecken“, sagt die 28-Jährige weiter. Von ihrer phänomenalen Entwicklung bekamen auch andere Wind. Achim Seiter etwa, Veranstalter des mz3athlon und zugleich Mitbegründer des Murrer Teams Silla Hopp. „Er hat mir Anfang letzten Jahres eine E-Mail geschickt und mich gefragt, ob ich Interesse hätte, beim Team Silla Hopp einzusteigen. Der Verein hatte vor, eine Damen-Mannschaft für die LBS Triathlon-Liga zu gründen. Ich war mir nicht sicher, ob ich der Landesliga schon gewachsen wäre, immerhin hatte ich erst mit dem Triathlon-Sport begonnen. Aber ich habe die nette Anfrage angenommen. Seitdem gehöre ich zum Team Silla Hopp“, erzählt Melanie Altenbeck von ihrem Weg, der sie letztlich bis zum Ironman nach Hamburg führte.

„Von dem Wettkampf habe ich Ende letzten Jahres erfahren“, sagt sie. „ Hamburg war für mich schon immer eine schöne Stadt. Auch den Marathon bin ich dort schon mal gelaufen und fand die Kulisse und die Mentalität der Leute einfach toll. Dazu hatte ich auch noch ein Voranmelderecht, weil ich 2016 den ITU Triathlon in Hamburg mitgemacht hatte. Also ließ ich mein Bauchgefühl entscheiden und meldete mich für meinen ersten Ironman an.“ Es war eine der besten Entscheidungen ihres Lebens, wie sie jetzt weiß. Eine, die ihr Leben nun aber auch ganz schön auf den Kopf stellt. Denn: Melanie Altenbeck finishte ihren ersten Ironman am 13. August nicht nur. Sie finishte ihn in einer Zeit von 11:36 Stunden so gut, dass sie Sechste ihrer Altersklasse wurde und zudem auch noch das Glück hatte, dass sie eines der begehrten Tickets für den Ironman auf Hawaii zog.

„Mein Ziel war einfach nur den Ironman zu schaffen, an Hawaii habe ich nie gedacht“, verrät sie. Selbst im Nachhinein war ein Start in Kona noch ganz weit weg. „Ich habe den Gedanken daran immer verworfen, weil ich ja Sechste geworden bin.“ Doch dann geschah das, was wohl keiner gedacht hätte. Eine vor ihr platzierte Teilnehmerin nach der anderen wurde bei der Siegerehrung aufgerufen, doch keine war da. Auf einmal fiel ihr eigener Name. „Meine Hände fingen an zu schwitzen, mir wurde ganz heiß und mein Herz klopfte so sehr, dass es mir fast aus dem Brustkorb sprang“, erinnert sie sich noch gut. Als ihr Name zum dritten Mal fiel stand sie wie in Trance auf und schleppte sich auf die Bühne. „Sie haben mir ein Blatt und eine Ironman-Mütze in die Hand gedrückt und ich musste lachen und weinen zugleich. Die ganze Heimfahrt über habe ich es selbst noch gar nicht glauben können.“ Doch zu Hause angekommen wurde es ihr dann noch einmal überdeutlich, denn ihre Wohnungstür war geschmückt mit Hawaii-Ketten, davor lagen eine Ananas und ein Reisekatalog. An der Tür klebte ein Schild mit „Welcome Home Irongirl.“ Die Überraschung – sie kam von zwei ihrer mz3athlon-Rookie-Kollegen. „Das war unglaublich“, sagt Melanie Altenbeck, die den ganzen Wahnsinn so langsam verdaut hat.

Diese Woche ist jetzt erstmal etwas Erholung angesagt, ehe nächste Woche das Training für den Wettkampf ihres Lebens beginnt. Ihr Ziel auf Hawaii? – „Einfach nur durchkommen. Das ist ein sehr hartes Rennen und mit heißen Temperaturen komme ich auch nicht so gut zurecht“, sagt sie. Deshalb aber auf den Start verzichten? „Ich hätte mich vermutlich mein Leben lang darüber geärgert, wenn ich diesen Slot nicht angenommen hätte, weil man einfach nicht weiß, ob man jemals nochmal diese Chance bekommt.“ Eine Chance, von der sie vor drei Jahren noch nicht einmal zu träumen gewagt hätte.