Diese drei Kastanien sowie der Parkplatz müssen laut Verwaltung dem Kleeblatt-Anbau weichen. Foto: Oliver von Schaewen

Die Bäume müssen wegen des Kleeblatt-Anbaus gefällt werden.

Murr - Mein Freund, der Baum – das Lied der Sängerin Alexandra drückt wie kein anderes die besondere Beziehung zwischen Mensch und den Gewächsen aus. In Murr dürften sich drei Kastanien, die seit vielen Jahrzehnten an der Hindenburgstraße stehen, in die Herzen der Bewohner gewachsen haben. Den pittoresken grünen Riesen droht jedoch das Aus. Die Gemeinde will das Kleeblatt-Heim erweitert sehen. Weil sich die Räte für eine große Lösung entschieden haben, müssen laut Bürgermeister Torsten Bartzsch auch die schönen Kastanien weichen.

Das Ortsoberhaupt sieht es als „sehr bedauerlich“ an, dass die drei Bäume gefällt werden müssten. Sie hätten erhalten werden können, wenn sich die Gemeinde für eine kleine Anbaulösung für das Kleeblatt-Heim ausgesprochen hätte. In diesem Fall wäre die bestehende Zahl von 25  Pflegeplätzen – nach dem Wegfall von vier Doppelzimmern gemäß der neuen Heimbauverordnung – aber nur erhalten geblieben. Die Räte entschieden sich jedoch vor einem Jahr anders. Denn der Bedarf an Pflegeplätzen wird in den nächsten Jahren wegen des demografischen Wandels stark steigen. In dem großen Neubau sollen 24  neue Pflegeplätze und darüber hinaus zusätzliche Seniorenwohnungen entstehen. „Deshalb müssen wir die Fläche von der Beethovenstraße bis zur Hindenburgstraße nutzen“, sagt Bartzsch. Es gebe auch architektonische Gründe, nicht um die Kastanien herum zu bauen. So müsse man Vorschriften befolgen, nach denen zwölf bis 15 Personen in einer Wohngruppe untergebracht werden müssen. Entsprechend müsse das Gebäude auch angelegt werden, erklärt der Bürgermeister, der daran erinnert, dass bevorzugt Baulücken im Ort geschlossen werden sollen.

Die Fraktionen im Gemeinderat stehen hinter den Plänen der Verwaltung. „Wir werden alle älter“, sagt Eugen Hofmann von der CDU. Die Kastanien seien selbst in die Jahre gekommen. „Nach Stürmen sehe ich immer viele heruntergefallene Äste.“ Man werde an anderer Stelle Bäume, Hecken und Sträucher anpflanzen.

Er sei für die große Lösung, erklärt Gunter Hekel von den Freien Wählern. Ihn schmerze der Verlust der Bäume, mit denen er 60 Jahre lang groß geworden sei. So sei der Bau der neuen Pflegekapazitäten Fluch und Segen zugleich. Letztlich zähle, den Bedarf an Pflegeplätzen zu decken.

Er kenne die Detailplanung noch nicht, sagt Rainer Fröbel, Fraktionschef der SPD. Der Wunsch, für die Murrer Bewohner Pflegeplätze zu gewinnen, habe Vorrang. Was möglich sei, um Ersatz zu schaffen, müsse aber geprüft werden.

Die beiden Grünen im Gemeinderat, Tayfun Tok – „es gibt keine perfekte Lösung“ – und Ellen Mohr-Essig, sind sich darin einig , dass die große Erweiterung im Innern des Ortes sinnvoller sei, als im Außenbereich neue Flächen zu versiegeln. „Wir müssen in den sauren Apfel beißen, um diesen Kompromiss zu erzielen“, sagt Mohr-Essig, die einen Ausgleich für die drei Kastanien an anderer Stelle anstrebt.