Der Rathausschlüssel ist wieder in der Hand der Carnevalsfreunde. Foto: avanti

Die Carnevalsfreunde haben das Rathaus gestürmt und damit die Saison eröffnet.

Murr - Es gibt da zwei Lager, die sich auftun: Die Mäusegarde, die auf der Seite des Bürgermeisters steht, und die Carnevalsfreunde, die gemäß Tradition den Rathausschlüssel übernehmen und das Amtsgebäude stürmen wollen. Zu diesem jährlichen Spektakel haben sich am Sonntag – den 11.11. um Punkt 11.11 Uhr – rund 300 Karnevalliebhaber aus der Region auf dem Vorplatz des Rathauses von Murr versammelt.

Auf die Minute ertönen Startschüsse, „Murrtal Helau!“ klingt es über den Platz. Die Stimmung ist gut, und sogar die Sonne lässt sich blicken. Ein paar Stunden zuvor sah die Lage anders aus: „Ich lag noch im Bett und habe schon den Regen prasseln hören“, erzählt Sibylle Szüsz, Vizepräsidentin der Carnevalsfreunde Murr. „Auf den Wetterbericht war Verlass, um 10 Uhr sind die Wolken zum Glück abgezogen.“ Die Laune hätte sich die gut aufgelegte Meute sowieso nicht vermiesen lassen, erst recht nicht an ihrem Jubiläumssturm. Der Verein gibt es genau seit 44 Jahren.

Als Einleitung hat ein Gottesdienst stattgefunden – für gewöhnlich findet er zur Faschingszeit statt, wurde 2018 aber aus gegebenem Anlass vorgezogen. Szüsz schwärmt von der Predigt, die authentisch in Reimform gehalten worden war. Das sei schon besonders in Murr, dass Gemeinde und Verwaltung so offen sind, sich auf die Bräuche einzulassen. „Murrspezifisch ist auch die Mäusegarde. Überhaupt, dass der Bürgermeister eine Truppe hinter sich hat, die ihn verteidigt“, stellt Szüsz fest. Dem Bürgermeister Torsten Bartzsch soll in der Zeremonie nämlich der Rathausschlüssel abgenommen werden. Bis es dazu kommt, verteidigt ihn seine Garde mit Eifer. Mit dabei sind auch Kollegen aus dem Bauhof, der Kämmerei und dem Hauptamt.

Bewaffnet mit Käse-Ecken und Bällen beginnt die „Schlacht“. Die Käseecken, „das sind durchnässte Küchenschwämme, die wir in die Menge werfen“, erklärt Sylvia Notter, die im Bürgermeister-Vorzimmer arbeitet. 2018 haben sie und das 14-köpfige Team sich anlässlich des Jubiläums etwas einfallen lassen: 44 Schaumküsse müssen verspeist werden, erst dann wird Eintritt ins Rathaus gewährt. Per Seil werden die Süßigkeiten vom Balkon aus zu den Narren herabgelassen und in der Menge verteilt – im Nu ist die Herausforderung gemeistert. Die süßen Gaben sind vertilgt und so steht der Übernahme nichts mehr im Weg. Mit Rätschen-Radau öffnen sich die Tore zu den heiligen Hallen, Luftballons fliegen, Blasmusik ertönt. Drinnen schließen die Verteidiger und Angreifern Frieden und es , wird gemeinsam gefeiert. Später heißt es für alle noch mit anpacken und gemeinsam aufräumen – denn schließlich beginnt der Betrieb im Rathaus am Montag.