Kommt die Tochter noch vor dem 30. Geburtstag unter die Haube? Da sind sich nicht alle Charaktere einig. Foto: avanti

Die Theatergruppe des OGV Murr hat mit „A gmäht´s Wiesle“ für Heiterkeit und gute Unterhaltung gesorgt.

Murr - Ein Klohäusle mit Herz erwartet die Besucher am Freitag im Bürgersaal. Die Gäste sind zahlreich erschienen und füllen den Veranstaltungsraum, der an diesem – wie auch am folgenden Abend – ein schwäbisches Lustspiel in Szene setzt, das Belustigung und Heiterkeit bietet. Zwar zieht sich der Dreiakter von Reinhard Seibold, der unter Regie von Bernd Fischer einstudiert wurde, mit gleich zwei Pausen etwas – doch es lohnt sich für Mundartfans, das Stück anzusehen. Denn das von der Theatergruppe des OGV Murr dargebotene Schaupiel zeigt auf originelle Weise auch das, was Matthias Bader vom Kulturprisma der Gemeinde Murr, bei der Begrüßung als Richtschnur vorgibt: „Mit Schwäbisch kann man nämlich viel mehr ausdrücken, als man spricht“.

Das gilt jedoch nur eingeschränkt für die sieben Charaktere, die bei dem mit viel Augenzwinkern arbeitenden Lustspiel, ihre Rolle engagiert verkörpern. Denn typisch „schwäbisch-maulfaul“ ist Anna Nägele (charmant-dominant gespielt von Ute Guber) wahrlich nicht. Als übereifrige Mutter, die ihre von allem außer Geld gelangweilte Tochter Gloria (Annika Michelfelder) entgegen der Absicht ihres Mannes Eugen (Bernd Fischer), noch vor dem 30. Geburtstag unter die Haube bringen will, zeigt sie viel Redefluss und Einflussvermögen. Und auch Otto Klemmerle (Max Waldmann), der quasi in Doppelrolle agiert, weil er verkleidet um die Hand Glorias anhalten soll, nimmt sich von dem Rede-Klischee aus. Als mal gerissener, mal dubbeliger oder auch ängstlicher Freund des mit dem Verleih von Klohäuschen viel Geld verdienenden Eugen Nägele, zeigt Waldmann eine faszinierende Vielfalt schauspielerischen Talents und sprachlicher Gestaltungskraft.

Er vergnügt mit ausgereiften Gebärden und üppiger, sprachlicher Komik und bringt das Publikum gekonnt zum Lachen. Laura Walouch hat als Glorias Schwester Jasmin den Part der aufsässigen Jüngeren und amüsiert durch geifernden Witz aus der Ecke heraus. Das gelingt auch Birgit Mallwitz-Funk, die als scheinbar schwerhörige Oma kesse Akzente setzt, die sich gelungen in den Spielverlauf einweben.

Sprachlich gesehen bildet Graf Bruno von Tanelle, erquicklich von Tobias Ebinger gemimt, die einzige Ausnahme bei der köstlichen Schwaben-Parade. Er nämlich spielt fabelhaft den hochmütigen, mit exaltiertem Hochdeutsch nervenden Adligen, der als Heiratskandidat dem Wettkönig und Vater Eugen Nägele so gar nicht ins Konzept passt. Den erfolgreichen Unternehmer mimend, der von seinem Weiberhaushalt jedoch genervt ist, hat Vater Nägele nämlich gewettet, dass Gloria vor ihrem Geburtstag keinen Ehemann findet. Das Bühnenstück zeichnet sich durch gewitzte Dialoge aus, die fernab vom derben Schenkelklopfer-Milieu agieren und dabei vereinzelt versuchen, auch Kontakt mit dem Publikum aufzunehmen. Und im Klohäusle versteckte sich übrigens Monika Ebinger, die hier und da als Souffleuse Einsatz fand.