Oberstleutnant Matthias Prock hat es prächtig verstanden, seine Mannschaft aus über 50 Musikern, in ein sprungkräftiges und ausdrucksstarkes Orchester zu verwandeln. Vier Herren von der DFG-VK Gruppe Ludwigsburg zeigen ihr Unverständnis. Foto: Werner Kuhnle

Das Benefizkonzert fand anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Kleeblatt-Fördervereins in der Murrer Gemeindehalle statt.

Murr -

Der Förderverein Kleeblatt Pflegeheim in Murr feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Dem Vorsitzenden Manfred Hollenbach war es deshalb wichtig, die engagierten Mitglieder, deren „einzige Aufgabe“ es sei, Menschen Freude zu bereiten, aus Anlass des Jubiläums „einmal hör- und bemerkbar zu machen“. Mit einem Benefizkonzert des Heeresmusikkorps Ulm wurde diese Absicht umgesetzt. Der an Musikern reiche Klangkörper in Uniform hat sich am Mittwochabend in Murr auf die Bühne der Gemeindehalle begeben, um das zu tun, was er am besten kann: Musizieren.

Währenddessen – oder besser gesagt kurz davor – haben sich vier Herren als Mahnwache vor der Halle positioniert, um eines deutlich zu machen: „Wir sehen eine Konfliktlösung niemals im Krieg, sondern mit anderen Möglichkeiten“, wie etwa Peter Schimke von der Ludwigsburger Gruppe der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen betonte. „Uns ist wichtig, dass man uns sieht, auch wenn wir vielleicht eine andere Meinung vertreten, als andere.“ Schon im Vorfeld hatte sich die Gruppe mit einem offenen Brief an Manfred Hollenbach gewandt und angeprangert, dass ein aus Steuergeldern finanziertes Konzert zur Imagepflege für die Bundeswehr und zur Akzeptanz für deren „massive Aufrüstung“ missbraucht werde. Laut Walter Kubach seien die Männer wegen ihres friedlichen Widerstands aber von Manfred Hollenbach mit Schimpftiraden überschüttet worden.

Innen im Saal war davon nichts zu spüren. Vereinsvorsitzender Hollenbach begrüßte die knapp 450 Gäste und dankte allen, die sich regelmäßig für die Bewohner des Kleeblatt-Heimes einsetzen. Aber auch jenen, die mitgeholfen hatten, dass das Konzert durchgeführt werden konnte, wie beispielsweise die Alterswehr der Freiwilligen Feuerwehr in Murr. Auch der Geschäftsführer der Kleeblatt-Pflegeinrichtungen, Stefan Ebert gratulierte dem Verein und äußerte sich „froh darüber, was wir am diesem Verein haben“. Er dankte den Vereins-Mitgliedern mithilfe eines Schecks in Höhe von 200 Euro für deren kontinuierliches Engagement.

Militärisch zackig eröffnet das Heeresmusikkorps Ulm den Abend schließlich musikalisch mit dem „Marsch Herzog von Braunschweig“, der in Deutschland stets zur Eröffnung eines Staatsbanketts gespielt wird. Der wuchtig schmetternde Klangkörper, dessen pulsbeschleunigendes Spiel schon mal im Zwerchfell wiederhallt, kann aber auch anders, wie kurz darauf „Valse Vanité“, die Suite aus dem Ballett „Pineapple Poll“ deutlich macht. Denn das Orchester bringt nicht nur mit rasantem Trommelfeuer und furiosen Paukenschlägen sein Publikum unter Beschuss: Besonders mit leuchtenden Klangfarben und einem vielgestaltigen Spiel erfreuen die Instrumentalisten die Konzert-Besucher. Dazu gehört Michaela König an ihrer goldenen Querflöte gleichermaßen wie etwa Stefan Streicher am Horn, Reinhard Knopp am Saxofon und entschieden auch Silvia Bleicher, deren „Waffe“ ebenfalls das Saxofon ist. Gar stürmisch applaudiert das Publikum wegen ihrer ausgereiften Klang-Demonstration, mit der sie nicht allein den „Sax-Kuss“ ertönen lässt, ein wahrhaftiges Knutschgeräusch, das sich alsbald in Knatter-, Knaller- und Schmatztöne verwandelt und so dem Stück „Sax-O-Phun“ von Rudy Wiedoeft eine raffinierte, ergötzende Dimension zur Seite stellt. Launig und betont augenzwinkernd moderiert werden die Stücke übrigens von Dirigent Matthias Prock, der sich mit dem Piccoloflötisten Thomas Schütte abwechselt.

Oberstleutnant Prock versteht es prächtig, seine Mannschaft aus über 50 Musikern, in ein sprungkräftiges und ausdrucksstarkes Orchester zu verwandeln, das obendrein durch punktgenaue Spielweise überzeugt. Prock preist die ausgewählten Stücke darüber hinaus derart verlockend an, dass das Ohr der Zuhörenden stets auf Hab-Acht-Stellung steht. Augenzwinkernd und unterhaltsam zeigen sich auch die pointiert-gesungenen Darbietungen Frank Guteworts, der nicht nur perlend Klarinette spielt, sondern Klassiker der 1920er Jahre wie etwa „Nehm’n Se ‚n Alten“ stilgetreu und humorbetont präsentiert und dabei von seinen Kollegen solistisch herausragend begleitet wird.