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Kinder und Jugendliche sammeln ausgediente Christbäume und sind dabei überaus freundlich.

Murr - Die Gelbwesten, die letztes Wochenende in Murr und in vielen anderen Orten unterwegs waren, hatten eine freundliche Botschaft. Wobei „Wir nehmen Ihren Alten mit!“ vielleicht von manchen missverstanden werden konnte. Aber es ging um die Christbäume, die am Wochenende nach Dreikönig ausgedient hatten.

Früh am Morgen, es ist noch fast dunkel, versammeln sich rund 50 junge Menschen im Gemeindehaus im Gigis. Was bringt Kinder und Jugendliche dazu, sich am Samstagmorgen bei 2 Grad und Nieselregen auf die Straße zu begeben? „Die Frage stelle ich mir auch immer“, sagt Michael, der mit seinem Bruder Johannes schon seit 15 Jahren bei der Sammelaktion des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) dabei ist. „Spaß und Gemeinschaft sind die entscheidenden Faktoren, die einen morgens aus dem Bett treiben“, stellt der junge Mann nach kurzem Nachdenken fest.

Die 15-jährige Julia hat auch aufs Ausschlafen verzichtet. „Die Leute sind nett und man ist an der frischen Luft“, versucht sie sich selbst zu überzeugen, dass es eine gute Idee war, das heimische Bett mit den kalten Straßen zu tauschen. Immerhin schneit es nicht mehr. „Wir haben ein bombastisches Wetter“, stellt Daniel Burk fest, der die Aktion organisiert. Die Jahreslosung „Suche Frieden und jage ihm nach“ steht auch als Motto über der Sammelaktion. Mit einer Besinnung und einem Gebet schwört Burk die jungen Menschen auf ihr gutes Tun ein. „Frieden und Jagd, wie passt das zusammen?“ Die „Jagd“ nach den Christbäumen dient ja schließlich auch einem guten Zweck: die Jugendarbeit und das Diakonissenwerk zu unterstützen. Und Frieden kommt nicht von alleine. „Dafür müssen wir etwas tun. Das fängt bei uns selber an.“

Mit dieser Ermutigung gehen die jungen Leute auf die Gassen. Mit im Gepäck haben sie die gute Botschaft, die sie in die Briefkästen stecken. „Wir wünschen Ihnen für 2019, dass Sie in den Herausforderungen des Alltags dem Frieden nachjagen können und ihn nicht aus dem Blick verlieren.“

Viele ausgediente Weihnachtsbäume liegen schon bereit. Alina, Silas und Tim sind mutig und haben keine Scheu, bei fremden Leuten zu klingeln. „Guten Morgen, wir sind vom CVJM und sammeln Christbäume und Altpapier.“ Bereitwillig geben die Murrer etwas in die Spendendosen, sogar, wenn sie gar keinen Baum vor die Tür gelegt haben.

Manchmal ist es schon vorgekommen, dass einige gar nichts von der Aktion gewusst haben und ihren Baum noch schnell abdekoriert haben. „Die haben uns dann sogar mehr Geld gegeben, weil wir noch warten mussten“, erinnert sich Tim mit einem Schmunzeln. Süßigkeiten gibt es auch, die gleich verputzt werden. Daniel Burk kommt mit dem „Einsatzmobil“ vorbei und bringt frische Flyer und warmen Punsch, der bei der Kälte herrlich wärmt. „Der schmeckt voll nach Weihnachten“, stellt Gruppenbegleiterin Elena fest.

Robin und seine Gruppe drücken aufs Tempo. Bis circa 10.30 Uhr sollten alle Bäume am Straßenrand bereit liegen. „Wir haben das größte Gebiet mit so 100 bis 150 Haushalten, dabei sind auch die Hochhäuser, da kannst du dauerklingeln“, erklärt der „Kümmerer“ die Eile.

Manche Tannenbäume stehen schon vor der Türe und werden an die Straße gebracht. „Maxi, nimmst du den Baum noch mit?“, ruft Robin. „Warum immer ich?“, schallt der halbherzig bruddlig bis fröhlich vorgebrachte Protest durchs morgendliche Murr. Manchmal hängen die Münzen schon am Baum. „Doppelt verpackt, das hab ich auch noch nicht erlebt“, wundert sich Robin.

Während die sieben Gruppen vom Kleinkind bis zum Erwachsenen durch die Straßen ziehen, sammeln die Jugendlichen mit dem Traktor schon mal das Altpapier ein. „Das geben wir gern dem CVJM und unterstützen so die soziale Arbeit“, sagt ein Anwohner. Für die nächsten Termine am 30. März und 29. Juni wird dann schon wieder Papier auf die Seite gelegt.

Das Papier wird in die am Bauhof bereitgestellten Container gebracht. „Die Bäume müssen wir dieses Mal zum Sportplatz bringen, weil der Häckselplatz gesperrt ist“, erklärt Burk den Gruppen und gibt auch Sicherheitshinweise aus, damit die Aktion unfallfrei über die Bühne gehen kann. „Sicherheit first“ – das heißt auch, dass die gelben Warnwesten getragen werden müssen.

Am Nachmittag sind es dann insgesamt rund 900 Bäume und 18 Tonnen Papier. „Für uns wirklich ein tolles Ergebnis!“, findet nicht nur Daniel Burk. Auch alle anderen Helfer sind glücklich und zufrieden. Mit dem gemeinsamen Mittagessen – es gibt Spaghetti – klingt der Tag im Gemeindehaus aus. Die Älteren treffen sich am Abend nochmal zum „Afterwork-Schwimmen“ im Erlebnisbad Aquatoll.