In diesem Gebäude soll die DRK-Rettungswache betrieben werden. Die Nachbarn halten das für den falschen Standort. Foto: KS-Images.de

Das Landratsamt hält den Betrieb im Ziegeleiweg trotzdem für vertretbar.

Murr - Die geplante DRK-Rettungswache im Ziegeleiweg 13 sorgt immer noch für Widerspruch in der Nachbarschaft in Murr. Jetzt hat sich herausgestellt, dass der Ludwigsburger Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes das Domizil ohne Baugenehmigung in Betrieb genommen hat. Das bestätigte Andreas Fritz, der Sprecher des Landratsamtes Ludwigsburg, auf Nachfrage unserer Zeitung. Seine Behörde wisse das seit wenigen Tagen. „In Ordnung ist dies sicher nicht – deshalb ist die Genehmigung schnellstmöglich nachzuholen“, sagt Fritz. Im Hinblick auf die Versorgungsfunktion der Rettungswache habe das Landratsamt aber bisher darauf verzichtet, die Nutzung zu untersagen. „Wir halten dies für vertretbar.“

Der DRK-Kreisverband will die Rettungswache von Marbach nach Murr verlegen, um die Hilfszeiten im Bottwartal zu verbessern (wir berichteten). Früher geplante Standorte wie etwa der am Steinheimer Bahnhöfle platzten. „Ein Neubau wäre zu teuer gewesen“, sagt Manfred Hormann, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes in Ludwigsburg. Deshalb habe man sich für den Standort im Ziegeleiweg entschieden und betreibe ihn probeweise seit Dezember. Juristisch gelte immer noch Marbach als offizieller Standort, doch würden die Rettungswagen dort nur über Nacht stehen. Von morgens bis abends halten sich die DRK-Mitarbeiter laut Hörmann bereits im Ziegeleiweg in ehemaligen Personalräumen des früheren Gewerbebetriebs auf. Die Räume müssten noch für die vollständige Inbetriebnahme umgebaut werden.

Ob das DRK überhaupt Rettungswagen dort stationieren dürfe, so lange die Personalräume noch nicht eingerichtet worden seien, werde überprüft, kündigte der Landratsamt-Sprecher Andreas Fritz an. „Das Baugesuch sieht Ruhe- und Sozialräume jedenfalls vor. Den tatsächlichen Zustand werden wir bei einer Baukontrolle in den nächsten Tagen aufnehmen.“

Anwohner hatten zuletzt in der Bürgerfragestunde des Murrer Gemeinderates massiv Kritik geäußert. Sie befürchten, dass es zu Lärmbelästigungen durch das Martinshorn komme und dass Kinder in dem benachbarten Wohngebiet durch schnell fahrende Rettungswagen auf dem aus ihrer Sicht rund 200 Meter langen Weg zur Steinheimer Straße gefährdet werden. Außerdem sei die Verkehrslage in dem Tempo-30-Bereich beengt. Der Technische Ausschuss des Gemeinderats hatte das Projekt baurechtlich bewilligt, aber nur unter der Auflage, dass der Lärmschutz eingehalten werde und die Umgebung für ein solches Projekt baurechtlich überhaupt geeignet für eine Rettungswache sei. „Es ist sicher nicht der optimale Standort, darüber kann es keine zwei Meinungen geben“, sagt der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch. Er kenne keinen Anwohner, der die Wache dort haben wolle, und hält es für berechtigt, dass die Anwohner im Rahmen der Anhörung für das Baugesuch ihre Meinung äußern. Allerdings werde auch der Allgemeinheit geholfen, wenn sich die Hilfszeiten verkürzten. Es sei Sache des Landratsamtes, den frühzeitigen widerrechtlichen Betrieb zu regeln.

Dass es bereits zu ersten Erfolgen durch den provisorischen Betrieb gekommen sei, berichtet wiederum DRK-Kreischef Manfred Hormann. „Bei einem Rettungsfall in Steinheim im Dezember waren wir in dreieinhalb Minuten“, erzählt er. Auch hätten sich die Hilfszeiten im gesamten Landkreis Ludwigsburg verbessert, seitdem in Remseck und Murr von neuen Standorten aus gestartet werde. Im Kreis lag die Erfolgsquote, innerhalb von bis zu 15 Minuten zu erscheinen, bisher bei 93 Prozent. Sie soll laut Gesetz bei 95 Prozent liegen. Die Nachbarn bittet er darum, den professionell agierenden Mitarbeitern des DRK zu vertrauen. Die Situation sei vergleichbar mit der am Bietigheimer Krankenhaus. Auch dort würden die DRK-Fahrer das Martinshorn erst einschalten, wenn sie auf der Hauptstraße seien.

Als er sich für das Haus im Ziegelweg entschieden habe, sei der Status des eingeschränkten Gewerbegebietes für ihn ausschlaggebend gewesen, versichert Hormann. Er räumt ein, dass es besser gewesen wäre, wenn das DRK im Vorfeld mit den Nachbarn geredet hätte, die in dem Wohngebiet lebten, durch das die Rettungswagen fahren müssen, um auf die Hauptstraßen zu gelangen. Im Übrigen habe nicht das DRK, sondern der Bereichsausschuss des Landkreises Ludwigsburg auf eine zeitnahe Lösung für bessere Hilfszeiten gedrängt, stellt Manfred Hormann klar. Auf lange Sicht hoffe man, eventuell bei einem Ärztehaus-Projekt der Stadt Steinheim in den nächsten Jahren einen besseren Standort zu bekommen.