Es sind bange Tage für rund 220 UBC-Mitarbeiter, die voraussichtlich erst im Mai wissen, ob und wie es für sie genau weitergeht. Foto:  

Automobil- und Rennsport-Zulieferer aus Murr mit 220 Angestellten hat einen Insolvenzantrag gestellt.

Murr/Freiberg - Im Geschäftsbericht der UBC GmbH aus Murr vom Mai 2017 war von einer „Liquiditätslücke“ die Rede, die im zweiten Halbjahr 2017 „den Fortbestand der Gesellschaft gefährden kann“. Diese böse Vorahnung hat sich jetzt offenbar etwas später als begründet erwiesen. Warum genau es zum Insolvenzantrag kam, kann die Geschäftsführung während des derzeit vorläufigen Insolvenzverfahrens nicht kommentieren. Dafür ist jetzt der Insolvenzverwalter Holger Leichtle zuständig, der vom Amtsgericht Heilbronn bestellt wurde. Am 9. Februar hatte UBC den Insolvenzantrag gestellt.

Holger Leichtle ist als Fachanwalt für Insolvenzrecht in der Kanzlei Schultze & Braun mit Hauptsitz in Achern und einer Niederlassung in Stuttgart tätig. Deren Sprecher Ingo Schorlemmer sagte gegenüber unserer Zeitung: „Der Geschäftsbetrieb läuft ganz normal weiter, damit man sich in Ruhe auf die Suche nach einem Investor machen kann.“ Aktuell werde geprüft, ob das Insolvenzverfahren eröffnungsfähig sei – hier wohl nur Formsache. Dafür müssen die Kosten des Verfahrens für Gericht und Insolvenzverwalter durch die Insolvenzmasse gedeckt sein. Nun wird ein Gutachten für das Gericht erstellt. Das vorläufige Insolenzverfahren läuft bis Ende April. „Zum Beginn des Monats Mai wird das Amtgericht die Entscheidung treffen“, sagt Schorlemmer. Dann muss mit Hilfe von Investoren saniert oder, wenn frisches Geld ausbleibt, geschlossen werden. Die Mitarbeiter erhalten bis dahin Insolvenzausfallgeld, das dem seitherigen Nettolohn entspricht und von der Agentur für Arbeit bezahlt wird. „Die Arbeitnehmer haben keine finanziellen Einbußen“, so der Sprecher. Das Insolvenzgeld finanziert sich generell aus einer Versicherung, in die Arbeitgeber einzahlen. Das soll ein Unternehmen entlasten, um Mittel für die Sanierung verfügbar zu machen. Laut Schorlemmer gab es bei UBC bereits „einen Investorenprozess im Vorfeld des Insolvenzantrages“. Das heißt, UBC hat schon selbst die Fühler nach einem Investor ausgestreckt, bevor die drohende Zahlungsunfähigkeit angezeigt wurde.

Mit diesem Interessenten habe allerdings noch kein Abschluss erreicht werden können, erklärt Ingo Schorlemmer. Insolvenzverwalter Holger Leichtle sei bereits mehrfach vor Ort gewesen, um sich ein Bild zu machen. UBC wurde 1993 gegründet und stellt laut Unternehmensinformationen Kohlefaserteile und -baugruppen als Systemlieferant für Großkunden wie Porsche und Audi her. Ebenso wird seit Gründung für den Motor-Rennsport gefertigt, in dem Kunden aus den „Rennserien der GT-Klasse, im Tourenwagen- und Rallyesport“, aber auch „in der Königsklasse Formel 1“ beliefert werden, wie auf der UBC-Webseite zu lesen ist. Auch im Bereich Luftfahrt ist UBC demzufolge seit 2013 mit „unbemannten Helikopterdrohnen“ tätig.

Neben dem Stammsitz in Murr fertigt das Unternehmen auch in Freiberg. 2015 wurden dort 2000 Quadratmeter Produktionsfläche eröffnet. Als erste Serie gingen dort Frontdeckel und Kotflügel für den Porsche 911 in Produktion. Für den Audi R8 e-tron produziert UBC ebenso. Das Unternehmen zählt neben 160 Festangestellten etwa 60 Leiharbeiter, so der Sprecher des Insolvenzverwalters. Der Umsatz erhöhte sich laut Geschäftsbericht von 24,8 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 27,5 Millionen Euro (2016). Allerdings wurde 2016 „ein Jahresfehlbetrag in Höhe von 1,4 Millionen Euro erzielt“. Das liegt laut Geschäftsbericht „an Sondereffekten, die im Wesentlichen im Zusammenhang mit der Serienfertigung und Personalanpassungen angefallen sind“. Für 2015 und 2016 zusammen belaufen sich die Verluste auf rund drei Millionen Euro. Ferner offenbart der Geschäftsbericht ein reges Kommen und Gehen in der UBC-Geschäftsführung: Michael Hanke verließ etwa das Unternehmen 2015. Im Oktober 2016 ging Andreas Pahl als einer der Geschäftsführer von der Fahne. Anfang 2016 hatte Frank Wittchen auf dem Chefsessel Platz genommen, legte zum 31. März 2017 das Amt jedoch nieder. Auf ihn folgte im Oktober 2016 Diplom-Kaufmann Lorenzo Mantovani, der am 30. Mai 2017 jedoch „mit sofortiger Wirkung als Geschäftsführer abberufen wurde“, so der Geschäftsbericht. Technischer Geschäftsführer ist der Firmengründer Ulf Bräutigam, der aktuell Hubert Wolters als Geschäftsführer zur Seite hat. Nun brauchen sie vor Entscheidungen erst einmal die Zustimmung des Insolvenzverwalters.