Dirk Breisig Foto: Werner Kuhnle

Der Bürgermeisterkandidat, der achtmal umgezogen ist, hat in Mundelsheim eine Heimat gefunden.

Wie gewünscht, hat Dirk Breisig seinen Lieblingswein mit zum vereinbarten Treffpunkt an der Georg-Hager-Schule mitgebracht: einen Mundelsheimer Unicus Cabernet Sauvignon und Merlot. Ins Glas gießt er dann aber einen Kirschsaft. „Kein Alkohol an der Schule“, sagt er und schmunzelt. Immerhin ist er Erster Vorsitzender des Fördervereins der Schule. Seit 17 Jahren lebt er in der Neckargemeinde, die ihm und seiner Familie „wirklich eine Heimat geschenkt hat“, wie er betont.

„Ich bin in meinem Leben achtmal umgezogen, aber nirgendwo sonst bin ich so ehrlich und herzlich aufgenommen worden wie hier.“ An dem Ort schätzt er neben der Ehrlichkeit und Herzlichkeit vor allem das Miteinander. „Wir organisieren hier so viele Feste, das geht nur in einer gesunden und gewachsenen Vereinsstruktur mit vielen Helfern, und das habe ich noch nirgendwo so gefunden wie hier“, schwärmt er. Deshalb kann er sich auch nicht vorstellen, irgendwo anders für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren: „Hier kann ich viel bewegen, hier ist das Amt für mich nicht Beruf, sondern Berufung.“

Dafür gäbe der Unternehmensberater seine Firmen auf. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es zu 100 Prozent“, erklärt er. Zudem sei er jetzt in einem Alter, wo er im Familienkreis Bilanz gezogen hat – was hat er erreicht, welche Lebensträume hat er noch? Und Bürgermeister von Mundelsheim, das sei sein Lebenstraum. Einer, den er zusammen mit dem Gemeinderat und mit den Bürgern der Weinbaugemeinde verwirklichen möchte. „Zuerst einmal gilt es, auch in der Verwaltung das Miteinander zu stärken“, benennt er eine der Aufgaben. Mittelfristig möchte er für „ein organisches Wachstum“ des Ortes sorgen. „Viele Fragen stehen an – der neue Flächennutzungsplan, bei dem es darum geht, wo neue Wohnflächen entstehen könnten, oder auch die Frage, ob wir ein Industriegebiet einrichten sollen und wenn ja, in welcher Größe.“ Bei beidem sei es wichtig, unbefangen zu handeln und objektiv zu entscheiden. Ein großes Industriegebiet würde, sagt er, wegen der notwendigen Erschließung eine enorme Verschuldung bedeuten – ohne Gewähr, was dabei an Einnahmen herauskomme.

Weil das alles aber Entscheidungen seien, die das Gesicht Mundelsheims auf Jahrzehnte prägen würden, würde er als Rathauschef die Bürger mit einbeziehen – mit einer jährlichen Bürgerversammlung, in der über alle wichtigen Themen informiert werden soll, und mit Gemeinderatssitzungen im dreiwöchigen statt wie bisher im vierwöchigen Rhythmus. „Sonst bleibt zu viel liegen.“

Eine seiner Visionen ist darüber hinaus eine Anlaufstelle für ältere Bürger. „Es gibt schon viel, aber es wäre nötig, das alles zu bündeln. An der Schule sind Jugendbegleiter – warum sollte man das nicht auch für die Senioren anbieten, dass einmal am Tag jemand reinschaut und fragt, ob alles in Ordnung ist oder etwas benötigt wird?“ Das Ganze könnte man mit geringen Kosten erst einmal ein Jahr lang ausprobieren, meint er. Schwieriger werde es mit dem Wunsch nach einer besseren Versorgung im Ort, beispielsweise mit einem Metzger: „Ich will keine leeren Versprechungen machen. So etwas liegt nicht in der Macht der Gemeinde. Wir können nur die Attraktivität Mundelsheims erhöhen, damit sich so jemand hier ansiedelt“, betont er.