Das Gewerbegebiet Ottmarsheimer Höhe liegt auf der Gemarkung von Besigheim und Mundelsheim. Foto: Werner Kuhnle

Mundelsheim will die Fläche für die Erweiterung nur zu besseren Bedingungen hergeben.

Mundelsheim - Es mutet durchaus skurril an: Das Gewerbegebiet Ottmarsheimer Höhe kann nur im Osten auf einer Fläche erweitert werden, die auf Mundelsheimer Gemarkung liegt. Mundelsheim will das nicht – und wird im Zweckverband von den größeren Gemeinden einfach überstimmt. Nun ist es nicht so, dass Mundelsheim die brutto elf Hektar große Fläche namens Mergeläcker gegen seinen Willen hergeben muss. Aber im Flächennutzungsplan sollen die Äcker zumindest als mögliche Erweiterungsfläche für das interkommunale Gewerbegebiet aufgeführt werden.

Mundelsheim ist nicht grundsätzlich gegen die Erweiterung, will aber bessere Bedingungen. „Es geht uns vor allem darum, im Zweckverband mehr Gewicht zu bekommen“, betont der Mundelsheimer Bürgermeister Boris Seitz. Mit nur zwei Vertretern in der Zweckverbandssitzung ist Mundelsheim gegenüber dem größeren Besigheim in der Minderheit. Nur wenn alle „kleinen“ Kommunen zusammen stimmen, das sind neben Mundelsheim noch Gemmrigheim, Neckarwestheim, Hessigheim und Walheim, haben sie eine Mehrheit gegen den „Big Brother“ Besigheim.

Die seit 1973 unveränderte Beteiligungsquote entscheidet aber auch darüber, wer wieviel von den erklecklichen Gewerbesteuereinnahmen bekommt. Besigheim hat 40 Prozent Anteil, Mundelsheim und Gemmrigheim jeweils 17 Prozent, Walheim 12 und Hessigheim und Neckarwestheim jeweils 7 Prozent. „Wenn wir mehr Fläche einbringen, dann sollte unser Anteil auch steigen“, findet der Mundelsheimer Bürgermeister Boris Seitz. Die Idee ist nicht neu. Er habe 20 Jahre zurückdatierenden Schriftverkehr von seinem Vor-Vorgänger Hans Wetzel gefunden, in dem schon über die Aufstockung des Mundelsheimer Anteils verhandelt worden ist. „Es wurde schon angeboten, dass wir einen Sitz mehr in der Verbandsversammlung bekommen“, resümiert Seitz die Bemühungen. „Leider ist nichts draus geworden.“

Dass die Erweiterung des Flächennutzungsplans „recht kurzfristig“ auf der Tagesordnung der Zweckverbandssitzung auftauchte, hat die Mundelsheimer Gemeinderäte „überrascht und erschreckt“, berichtet Seitz: „Der gute Ton hätte dazu beigetragen, dass man uns das vorher mitteilt.“ Der Beschluss, die Fläche auf Mundelsheimer Gemarkung als mögliche Erweiterung der Ottmarsheimer Höhe in den Flächennutzungsplan aufzunehmen, wurde in der Zweckverbandssitzung dann auch gegen die Stimmen der beiden Vertreter aus Mundelsheim gefasst. Die vom Zweckverbandsvorsitzenden Steffen Bühler zum Ausgleich angebotene Einmalzahlung sei zu gering, findet Seitz: „Wir wären daran interessiert, unseren prozentualen Anteil zu erhöhen, dann hätten wir dauerhaft etwas davon und nicht nur einmal“, so Seitz. „Schließlich haben wir in Mundelsheim ja auch den Dreck und den Verkehr, weil viele die Feldwege als Abkürzung benutzen.“

Der Vorsitzende Bühler, der auch Bürgermeister der größten Zweckverbandskommune Besigheim ist, wartet nun auf die „konkreten Vorstellungen aus Mundelsheim“. Er habe einen Brief an seinen Kollegen geschrieben, in dem er darum bittet, die Bedingungen klarer zu formulieren. „Dann haben wir eine Grundlage, auf der wir die weiteren Gespräche führen können.“ Ohne Mundelsheimer Einverständnis können die Mergeläcker nicht zum Gewerbegebiet umgewandelt werden können. „Das ist Mundelsheimer Gemarkung, das gehört denen, das ist klar“, betont Bühler. Bei der Aufnahme in den Flächennutzungsplan gehe es lediglich darum zu prüfen, ob die Fläche überhaupt in Frage kommt. „Das dauert ein bis zwei Jahre, die Zeit können wir für Gespräche nutzen.“

Ob die Erweiterung kommt oder nicht, hängt also letztendlich nicht ausschließlich von finanziellen Dingen ab. Hier scheint sich aber abzuzeichnen, dass die Aufstockung zwischen drei und sechs Prozentpunkten liegen könnte. „Jedes Prozent, das Mundelsheim mehr bekommt, müssen die anderen Verbandsgemeinden abgeben, weil wir insgesamt halt leider nur 100 Prozent haben“, so Bühler. Eine Möglichkeit wäre es auch, den Mundelsheimer Anteil lediglich an der Erweiterungsfläche höher zu setzen.

Boris Seitz ist vom bisherigen Verlauf der Verhandlungen nicht begeistert: „Das wäre so, wenn man das Auto gleich mitnimmt und sich erst später über den Preis unterhält.“ Man sei ja schließlich nicht nur auf die Ottmarsheimer Höhe angewiesen, betont der Mundelsheimer Schultes. Seitz liebäugelt weiterhin mit dem Gewerbegebiet westlich der Autobahn zusammen mit Großbottwar: „Das sind 30 Hektar, über die wir uns da unterhalten.“