Die Kilianskirche erstrahlt in neuem Glanz. Foto: Avanti

Beim Festgottesdienst am Sonntag ist das Gotteshaus bis auf den letzten Platz gefüllt.

Mundelsheim - Frisch herausgeputzt, saniert und mit neuester Technik ausgestattet präsentiert sich seit gestern die Mundelsheimer Kilianskirche, die nach 771 Tagen wieder als Gotteshaus zur Verfügung steht. Das Juwel der evangelischen Kirchengemeinde ist wieder geöffnet.

Eine leuchtende Blumenpracht und Musik des Posaunenchors begrüßten die Gäste und eine stattliche Kirchengemeinde zu dem festlichen Gottesdienst, mit dem die Kirche auf dem Friedhof wieder in Betrieb genommen wurde. „Gemeinsam haben wir es geschafft”, meinte Pfarrer Hans-Jörg Dinkel und dankte für die vielseitige Unterstützung während der Phase der Restaurierungsarbeiten, die trotz mancher überraschender Stolpersteine erfolgreich zu Ende geführt werden konnte.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Fresken aus dem 15. Jahrhundert – sie machen die Kilianskirche zum absoluten Kleinod – erstrahlen wieder hell und frisch. Ein Jahr dauerten die Arbeiten der Restauratorin Anja Brodbeck-Holzinger, die auf drei Ebenen agierte, um die Hohlstellen zu unterspritzen und die Malereien per Pinsel und Retusche zu reinigen.

Als „zweiter großer Akt“, so der Kirchenpfleger Rudolf Kizler, waren Arbeiten im Gebälk des Langhauses und im Fachwerk des Turmes zu bewältigen. Architekt Robert Vix ließ in seinem humorvoll gesteuerten Grußwort beim Gottesdienst aufblitzen, wie es trotz mancher schwierigen Ausgangslage möglich war, die Weichen für eine erfolgreiche Sanierung richtig zu stellen, um gemeinsam anzupacken und den Schulterschluss zu erreichen, der für den Erfolg unerlässlich war.

Dass nur im funktionierenden Team die anfallenden Arbeiten zu bewältigen waren, stellte auch die Diplomrestauratorin vom Landesamt für Denkmalpflege, Dörthe Jakobs, in ihrem Grußwort fest. Sie meinte: „Die Kirche befand sich in arger Not, als 2011 die Schäden der Malereien sichtbar wurden. Dank konstruktiver Zusammenarbeit, aber auch außergewöhnlicher Spendenbereitschaft, konnten die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen werden.

Pfarrer Hans-Jörg Dinkel verwies auf die lange Geschichte der Kilianskirche, die im Jahre 1016 erstmals urkundlich erwähnt wird und mit ihrer Ausmalung nach dem ersten Wiederaufbau im 15. Jahrhundert zu einem außerordentlichen Kulturdenkmal geworden ist. Mit der jetzt abgeschlossenen Sanierung, so freute sich der Ortspfarrer und Hausherr, sehe er die Substanzerhaltung für mindestens die nächsten 50 Jahre gesichert. Das verdiene den Dank an das Architekturbüro und alle an der Restaurierung Beteiligten. Der Zuschuss von Denkmalschutz und Denkmalpflege sowie der Kommune und eine außerordentliche Spendenbereitschaft, die sich bei vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen auszahlte, habe rund 860 000 Euro für die Finanzierung ergeben. Für die restlichen 140 000 Euro, die bis zur nötigen Million der Kosten noch ausstehen, brauche es etwas Geduld.

Ein besonderes Dankeschön sagte Pfarrer Dinkel dem Kirchengemeinderat für das Engagement, ebenso Ratsmitglied Paul Möhrer, der vieles auf seinen Schultern getragen habe. Mit in diesen Dank einbezogen wissen wollte er auch den Kirchenpfleger Rudolf Kizler, der einen gewaltigen Mehraufwand an Zeit zu verkraften hatte.

Die Kilianskirche war zur Wiedereröffnung bis auf den letzten Platz besetzt. Der Kirchenchor und die Musikgruppe Credemus umrahmten den Gottesdienst. Ein Flötentrio untermalte mit meditativer Musik Gedanken über das Gespräch mit Gott. In seiner Predigt deutete Pfarrer Dinkel den siebten Tag der Woche als den von Gott verordnete Ruhetag, der nicht ohne Not zum Alltag gemacht werden dürfe.

Nach dem Gottesdienst waren die Besucher zum gemeinsamen Mittagessen ins CVJM-Haus eingeladen. Die in neuem Glanz erstrahlende Kilianskirche hielt am Sonntag ihre Pforten bis gegen 17 Uhr geöffnet, um jedermann Gelegenheit zu bieten, sie zu besichtigen.