Sarna Röser mit ihrem Vater Jürgen Röser, der Geschäftsführer des Mundelsheimer Betonteileherstellers ist. Foto: Anne Grossmann Fotografie

Sarna Röser will als Vorsitzende der Jungen Unternehmer neue Ansichten in die Politik bringen.

Mundelsheim - Wer in Mundelsheim geboren und zur Schule gegangen ist, hat das Privileg, in einer idyllischen Umgebung zwischen Neckar und Weinbergen aufgewachsen zu sein. Ins ferne Berlin zur großen Politik zieht es da nicht jeden.

Sarna Röser ist diesen Weg gegangen. Ihre Wurzeln liegen am Neckar, und auch als Vorsitzende des Bundesverbandes Die Jungen Unternehmer, einer Tochterorganisation der Familienunternehmer, in dem 6000 Inhaber und Eigner organisiert sind, ist die 30-Jährige immer wieder gerne in ihrer Heimat. „Der Vorsitz der Jungen Unternehmer ist ein Ehrenamt, der ungefähr die Hälfte meiner Arbeitszeit in Anspruch nimmt.“

Die neue Aufgabe, für die Sarna Röser eine Amtszeit von drei Jahren anstrebt, ist mit Reisen in der ganzen Republik verbunden. „Aber wir haben ja immer noch unser Unternehmen“, sagt die studierte Betriebswirtschaftlerin, die sich wie ihr Vater Jürgen Röser vorstellen kann, in der dann vierten Generation Verantwortung im Familienunternehmen Karl Röser und Sohn zu übernehmen.

Im Moment muss die 1923 gegründete Firma, die Zementrohre und Betonelemente vorwiegend für den Kanalbau, Regenwasserzisternen und Transportbeton herstellt, noch ohne Sarna Röser auskommen. Ihr Hauptaugenmerk gilt dem gesellschaftlichen Engagement, das sie in vielerlei Hinsicht fördern will. Die Stimme der Jungen Unternehmer in der Politik zu vertreten, was Sarna Röser seit ihrer Wahl zur Bundesvorsitzenden in diesem Frühjahr tut, bedeutet erst mal viele Antrittsbesuche bei Politikern. In den Gesprächen geht es um aktuelle Probleme wie beispielsweise die Digitalisierung. „Es gibt immer noch einige Gebiete, in denen die Infrastruktur erschreckend schlecht ist“, sagt Sarna Röser. „Ein Drittel der Unternehmen im ländlichen Raum haben nicht einmal 16 MBit.“

Auch mit anderen Themen versucht die Jungunternehmerin sich Gehör zu verschaffen, wie dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel. Gemäß dem Motto ihres Vaters: „Lieber Beton im Hirn als ein Brett vor dem Kopf“ bringt sie lieber gute Ideen vor, also immer nur auf die Ausbildung zu schimpfen. „Ältere Mitarbeiter nehmen viel Lebenserfahrung mit“, hat Jürgen Röser festgestellt. Als Berater können ehemalige Führungskräfte immer noch wichtige Aufgaben übernehmen, das ist das Anliegen der privat gegründeten Firma „Röser FAM“. Das Wissen erfahrener Mitarbeiter als „Senior Experts“ soll weiterhin zur Verfügung stehen, und die Mitarbeiter können sich auch im Ruhestand als Berater weiter einbringen.

Die Familie Röser ist aber auch im sozialen Engagement vor Ort aktiv. Deshalb haben Jürgen und Brigida Röser im Jahr 2007 als gemeinnützige Stiftung die „Social Angels“ gegründet, die das soziale und gesellschaftliche Engagement fördern will. „Wir haben viele tolle Initiativen in der Region, und viele engagierte Menschen, die eine Aufgabe außerhalb oder nach dem Beruf suchen. Das wollen wir zusammenbringen“, erklärt Jürgen Röser.

Ruheständler oder auch noch aktive Mitarbeiter in den Unternehmen für soziales Engagement zu gewinnen, beispielsweise als Lesepate, Spazierengehen mit Älteren oder um Musik zu machen, sehen die „Social Angels“ als wichtiges Anliegen. Sarna Röser hatte in der Stiftung die Weiterbildung zum Engagement-Berater für ehemalige Führungskräfte koordiniert.

Einen Schritt weiter gehen will die Jungunternehmerin mit ihrem Start-Up „Beamcoo“, was aus den englischen Wörtern für „Beamen“ und Kompetenz gebildet ist. „Der Grundgedanke ist eine Kompetenzplattform, in der sich Mitarbeiter verschiedener Unternehmen austauschen können und dürfen“, erklärt Sarna Röser. So könne ein Mittelständler bei dem Kollegen in einem Weltunternehmen nachfragen, wie man Strategien verbessern und Probleme lösen könne – und umgekehrt.