Der Traum aus Jugendtagen hat sich für Boris Seitz erfüllt – das Bürgermeister-Amt hat ihn bisher nicht enttäuscht. Foto: Werner Kuhnle

Bürgermeister Boris Seitz ist seit dem 1. Dezember im Amt und bereits mit einigen Herausforderungen konfrontiert worden.

Mundelsheim - Gerade einmal seit Dezember ist Bürgermeister Boris Seitz nun im Amt. Doch langsam Vortasten gibt es für den Rathauschef nicht. Denn gleich zu Beginn 2019 muss der 37-Jährige mit dem Weggang mehrerer Amtsleiter und der Kommunalwahl zurechtkommen. Und auch sonst stehen große Projekte auf dem Plan, die es jetzt umzusetzen gilt.

Sie hatten im Wahlkampf stets erzählt, dass Bürgermeister Ihr Traumjob ist. Ist das jetzt nach Amtsantritt immer noch der Fall?

Auf jeden Fall! Das Amt ist bisher sehr spannend und ich werde gefordert. Die Arbeitstage sind lang, aber das waren sie auch vorher schon. Daher hat sich nicht viel für mich geändert – mein Arbeitsweg ist jetzt allerdings kürzer. Es entspricht schon dem, was ich mir vorgestellt habe.

Haben Sie schone erste Routinen entwickelt?

Ich glaube, in diesem Beruf kann gar keine Routine entstehen. Jeden Tag landet etwas Neues auf meinem Schreibtisch. Und das ist genau das Schöne an dem Amt: Es wird einfach nie langweilig!

Gab es denn Aufgaben, mit denen Sie nicht gerechnet haben?

Bisher nicht. Aber die Personalsituation im Rathaus hätte durchaus einfacher sein können. Optimal wäre es gewesen, ein vollständiges Team vorzufinden, das auf zehn Jahre Erfahrung blickt. Aber ich sehe das auch als Chance auf Veränderung.

Michaela Hammel aus Ihrem Vorzimmer und Hauptamtsleiter Sascha Tyler sind schon in ihre neuen Stellen gewechselt. Die Ordnungsamtsleiterin Bärbel Petters wird Anfang Februar gehen. Wie funktioniert das in der Übergangszeit?

Es wird personell sehr spannend und leider auch sehr eng. Diese Lücken lassen sich nicht von einem Tag auf den anderen schließen. Anfang Februar wird es nochmal „richtig knallen“. Auf diesem Stockwerk sind dann nur noch Edeltraud Michel vom Bürgerbüro, Melde-, Standes- und Gewerbeamt und eben ich anwesend.

Stehen schon Nachfolger in Aussicht?

Die Stelle des Hauptamtsleiters und das Vorzimmer sind bereits wiederbesetzt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann die Bewerber ihre Stelle antreten können. Ein fliegender Wechsel wird es nicht, vor dem 1. April wird aufgrund von Kündigungsfristen keiner anfangen. Die Stelle im Ordnungsamt haben wir im Dezember ausgeschrieben, da folgen jetzt die Bewerbungsgespräche. Ich will Mitte des Jahres wieder schlagkräftig und „kampfbereit“ sein.

Wie fängt man bis dahin die Aufgaben der fehlenden Amtsleiter ab?

Die Aufgaben vom Hauptamtsleiter Sascha Tyler habe ich fast komplett übernommen. Dazu gehören vor allem das Thema Kindergarten und das Neubaugebiet Seelhofen IV. Ich sehe das aber auch positiv: So arbeite ich mich auf jeden Fall schnell in viele neue Themengebiete ein – ob ich jetzt möchte oder nicht.

Wie weit ist der Anbau am Kindergarten Dammweg?

Da liegen wir in den letzten Zügen, schließlich soll er am 1. Februar eröffnet werden. Es stehen noch ein paar Kleinigkeiten aus und der Außenbereich wird wohl nicht ganz pünktlich fertig. Aber ansonsten sieht es sehr gut aus.

Und was machen die Belegungszahlen?

Nach aktuellem Stand reicht es noch für 2019. Das kann sich aber schnell ändern. Auch wenn das Neubaugebiet Seelhofen IV noch in der Ferne liegt, werden bald die 16 Reihenhäuser auf dem Areal Neckarmühle bezogen. Aus diesem Personenkreis gibt es schon einige Anmeldungen. Das muss von Jahr zu Jahr betrachtet werden.

Was steht sonst noch in nächster Zeit an?

Die Projekte für 2019 sind quasi weitgehend festgelegt. Alleine das Neubaugebiet Seelhofen IV ist ein riesiges Vorhaben.

Wie weit würden sie da gerne 2019 kommen?

Mein Ziel ist es, dass die Erschließungsanlagen des Neubaugebiets und die Umsiedlung der Zauneidechsen bis Ende des Jahres fertiggestellt sind.

Was läuft dort aktuell?

Kürzlich habe ich wieder wegen den Zauneidechsen telefoniert. Das Herrichten geeigneter Ersatzflächen muss bald beginnen, weil wir die Tiere im Frühjahr umsiedeln müssen, damit die bauliche Erschließung starten kann – und zwar bevor die Zauneidechsen im Mai trächtig werden. Die Tiere werden mit kleinen Schlingen eingefangen und zur neuen Fläche gebracht. Die Ersatzflächen werden von den Mitarbeitern unseres Bauhofes hergerichtet.

Wie sieht denn die Wohnungssituation generell aus?

Akute Wohnungsnot gibt es nicht. Aber wenn wir freien Platz hätten, würden wir ihn definitiv loswerden.

Viele Gemeinde suchen vor allem für Flüchtlinge Wohnungen. Wie geht es hier weiter?

In dieser Hinsicht ist es relativ ruhig in Mundelsheim. Viele Flüchtlinge haben die Unterkünfte verlassen und haben selbst Wohnungen gefunden. Das Gebäude in der Lange Straße hat die Situation noch weiter entspannt. Container stehen zum Glück nicht mehr zur Diskussion.

Die Sanierung der Urbanstraße wird ebenfalls dieses Jahr ablaufen?

Das ist auch eine teure Geschichte. Derzeit läuft die öffentliche Ausschreibung der Bauarbeiten.

Sind daneben noch andere Projekte in Sachen Verkehr vorgesehen?

Nein, die Urbanstraße belastet uns finanziell schon stark. Das war in dieser Höhe auch nicht unbedingt im Haushaltsplan vorgesehen, aber wir kriegen das hin.

Kürzlich kam die Nachricht, dass die L1115 ausgebaut und zur Bundesstraße wird. Welche Bedeutung hat das für Mundelsheim?

Wir hatten den Wunsch, dass auch der Abschnitt von Mundelsheim zur Autobahn ausgebaut wird. Das wurde allerdings abgelehnt, ebenso wie der vierspurige Autobahnausbau. Dadurch betrifft es uns leider direkt gar nicht, obwohl es wünschenswert gewesen wäre.

Wieso das?

Montagmorgens staut es sich schon mal zurück bis Ottmarsheim hoch oder sogar bis Besigheim, wenn ein Unfall dazukommt. Wobei dann wohl auch keine ausgebaute Straße mehr hilft.

Der Ausbau kommt nicht, dafür aber eine Grünbrücke. Ist das ein Thema, das Sie als Bürgermeister umtreibt?

Nein, das ist keine Sache, die aktiv durch die Gemeinde verfolgt wurde. Die Brücke kommt quasi von „oben“ durch den Landrat als Schirmherr. Das Projekt wird mir auch erst demnächst vorgestellt, daher weiß ich noch nichts Näheres zum Ablauf.

Was immer auch ein Thema ist, wenn es um Verkehr geht, ist die Parkplatzsituation. Was gedenken Sie hier zu tun?

Das ist ein schwieriges Thema, das es in fast jedem kleineren Ort gibt. Die Leute haben heute nicht mehr nur ein Auto pro Familie, sondern mehrere. Es sind auch oftmals Wiederholungstäter, die dann beispielsweise in der Lange Straße parken. Man muss auch einfach mal Fünfe gerade sein lassen. Das sind schlussendlich nur Mundelsheimer, die hier wohnen, und solange nicht in zweiter Reihe geparkt wird, ist das für mich bisher im grünen Bereich.

Wie ist denn die Arbeit mit dem Gemeinderat angelaufen?

Bisher bin ich sehr zufrieden. Wir hatten zwei Sitzungen und beide sind angenehm verlaufen. Das entspricht auch dem Feedback, das ich bekommen habe. Wir können in Zukunft sicher gut zusammenarbeiten.

Wobei Sie sich da vielleicht bald an neue Gesichter gewöhnen müssen?

Es wird spannend, wer aufhört und wer weitermacht. Zu mir persönlich sind Tendenzen durchgedrungen, welche ich allerdings nicht öffentlich machen möchte.

Was wünschen Sie sich persönlich von der Kommunalwahl?

Eine Verjüngung ist immer gut. Der Bürgermeister ist jetzt jünger, von daher wäre das sicher kein Fehler. Frischer Wind, wie man so schön sagt. Die Definition von „jung“ überlasse ich allerdings jedem selbst.

Wird sich die Personalsituation auf den Wahlablauf auswirken?

Das ist ein ordentlicher Brocken an Arbeit! Zwei Mitarbeiter waren jetzt schon bei entsprechenden Schulungen, da Sascha Tyler das ja dieses Mal nicht übernehmen wird. Das wird uns einnehmen und ist zum Teil für das Team auch Neuland.

Wo wir beim Thema Wahl sind: Sie haben in ihrem Wahlkampf den Bürgern versprochen, einen Metzger zu holen . . .

Wir haben jetzt am Dienstag und Freitag einen Verkaufswagen von der Metzgerei Häfele auf dem Marktplatz. Es ist natürlich kein Ladengeschäft, aber das wird aufgrund der fehlenden Räumlichkeiten schwierig. Aber der Grundbedarf ist damit gedeckt und das Angebot wird sehr gut angenommen.

Welches Thema hat Sie in ihrer Amtszeit denn bisher am meisten beschäftigt?

Auf jeden Fall die Personalfrage! Und dann eben wieder das Neubaugebiet, da gibt es jeden Tag etwas zu tun.

Eine freie Stelle gibt es mit der Pfarrstelle auch außerhalb des Rathauses. Wie geht es hier weiter?

Ich habe einen Ordner im Büro stehen, den ich dem neuen Pfarrer im Auftrag seines Vorgängers übergeben soll. Ich würde mir natürlich wünschen, dass ich das so schnell wie möglich erledigen kann. Allerdings ist die Stelle meines Wissens nach sogar schon wiederholt ausgeschrieben worden.

Welches Motto würden Sie über das Jahr 2019 stellen?

2019 ist ganz klar ein Planungsjahr. Viel Luft für Nebenprojekte gibt es da nicht. Wenn ich dann 2020 den vollen Durchblick habe und das Rathaus-Team sich gefunden hat, können wir weiterdenken. Die Zeit nehmen wir uns jetzt einfach – und das, was geplant ist, ist ja auch keine Kleinigkeit.

Wird etwas zurückgestellt?

Es kommen zu 100 Prozent immer unvorhergesehene Sachen. Für die müssen wir uns etwas Luft lassen. Wir versuchen, die Ausgaben so zu belassen wie im Haushaltsplan vorgesehen, und da gibt es denke ich in jedem Bereich zumindest kleinere Vorhaben.

Hat Alt-Bürgermeister Holger Haist Ihnen einen Rat mitgegeben?

Einen Ratschlag hat er mir nicht gegeben, aber ich glaube auch mit Absicht. So kann ich mir mein eigenes Bild machen und mit neuem und frischem Blick ins Amt gehen.

Das Gespräch führte Julia Amrhein.