Die beliebten Pedelecs gibt es heute in vielen verschiedenen Varianten. Foto: dpa/Hauke-Ch. Dittrich

Das Rentnerimage haben Fahrräder mit einem Elektromotor längst verloren. Das führt dazu, dass fast nur noch Sportler reine Muskelkraft nutzen, sagen Händler der Region.

Um auf zwei Rädern von A nach B zu kommen, setzen zunehmend mehr Menschen auf einen Elektromotor statt auf Muskelkraft – egal, ob mit einem Pedelec, das beim Treten in die Pedale lediglich unterstützt, oder mit einem E-Bike, das einen auch ganz ohne Muskelkraft vorwärtsbringen könnte. Das Statistische Bundesamt liefert dazu eindrückliche Zahlen: Zum Jahresanfang 2021 standen in den privaten Haushalten in Deutschland rund 1,2 Millionen und damit 20 Prozent mehr Elektrofahrräder als im Vorjahr. Insgesamt waren das rund 7,1 Millionen gegenüber 5,9 Millionen Anfang 2020. Etwa jeder achte Haushalt (13 Prozent) besaß mindestens ein Elektrofahrrad, Anfang 2020 war es noch jeder neunte Haushalt (11 Prozent).

Ein Trend, den Fahrradhändler in der Region bestätigen. Nach der Beobachtung von Daniel Renz vom gleichnamigen Autohaus und Fahrradgeschäft in Steinheim hat das auch einen Grund: „Das ist hauptsächlich auf die Arbeitgeberangebote zurückzuführen“, so seine Beobachtung. Denn preiswerter und sicherer gehe es kaum, als ein vom Arbeitgeber genutztes Elektrofahrrad zu nutzen. „Normale“ Räder habe er trotzdem noch im Angebot. Diese würden aber vor allem gerne von sportlichen Fahrern genutzt, etwa die neuartigen Gravel Bikes, eine Art Rennrad mit breiten Reifen.

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Alexander Wehinger vom Räderwerk in Marbach hat gar einen kleinen gegenteiligen Trend beobachtet, obwohl auch bei ihm die Räder mit Elektroantrieb mit etwa 80 bis 85 Prozent den Löwenanteil der verkauften Vehikel ausmachen. „Es gibt auch Leute, die wollen kein Elektrofahrrad mehr, weil sie gemerkt haben, dass die relativ schwer sind, und das ist unpraktisch, wenn man sie beispielsweise in den Zug mitnehmen möchte oder eine Treppe nutzen muss, weil der Aufzug ausgefallen ist.“ Im Kommen seien dagegen sogenannte Mischräder mit einem kleinen Heckmotor oder einem kleinen „Flaschenakku“, der sich an der Stelle befindet, wo sonst gerne die Trinkflasche befestigt wird. „Die bringen nur die Hälfte der Leistung, aber dafür wiegen sie auch nur knapp drei Kilogramm“, so der Experte.

Wer in der Zweiradscheune in Mundelsheim ein „normales“ Fahrrad ohne Elektroantrieb haben möchte, muss es bestellen. „Das liegt an der geringen Verkaufsfläche von nur 70 Quadratmeter und der geringen Nachfrage“, so Gerhard Armbruster. Außerdem seien die Elektroräder umsatzstärker als normale Räder, und die Hersteller hätten ihr Portfolio entsprechend aufgestellt. „Das ist ungefähr im Verhältnis 75:25“, sagt er. Heißt: 75 Prozent Elektrofahrräder, 25 Prozent die mit Muskelkraft betriebenen. Normale Fahrräder würden im Reparaturbereich immer noch einen großen Anteil ausmachen, seien aber sonst eher etwas für Sportler, die spezielle Räder wollten. „Das klassische Trekkingrad ist nicht mehr gefragt.“ Stichwort Reparatur: Was passiert mit dem Rad, wenn der Akku nach einigen Jahren am Ende ist? Lassen die Kunden den dann ersetzen oder wollen sie gleich ein ganz neues Rad? Darauf gebe es keine pauschale Antwort, sagen die drei Händler unisono. Das sei so verschieden wie die Menschen selbst. Alexander Wehinger meint aber, wer ein E-Fahrrad habe, sei generell umweltbewusst. Manche ließen den Akku auch einfach reparieren, das sei bei einigen möglich. Und Daniel Renz betont, wer noch mehr auf die Umwelt achte, setze auf „Biobikes“ – sprich: Normale Räder, die mit Muskelkraft betrieben werden.