Foto: Screenshot Replace Plastic

Mit der App Replace Plastic können sich Nutzer bei Unternehmen beschweren.

Oft stehe ich im Supermarkt oder in der Drogerie und starre auf die schier endlosen Reihen an dreifach verpackten Keksen oder Rasierern. Doch was tun, wenn ausgerechnet das Lieblingsprodukt so umweltfeindlich verpackt ist? Antwort: an den Hersteller schreiben. Dazu muss aber jetzt keiner von uns mehr eine Mail oder einen Brief aufsetzen, das übernimmt die App Replace Plastic für uns. Das ist sehr praktisch, so kann ich im Supermarkt direkt meine Beschwerde losschicken. Die Datenbank, die hinter der Anwendung steht, scheint sehr umfangreich zu sein. Alle Produkte, die ich gesucht habe, waren schon im System hinterlegt. Die Nutzer können mit der App einfach den Barcode eines Produktes, für das sie sich eine Verpackung ohne Plastik beziehungsweise mit weniger Plastik wünschen, eintippen oder scannen, indem sie ihn vor die Kamera halten. In einem nächsten Schritt sehen sie, welche Nachricht an den Anbieter des Produktes geschickt wird. Um die Beschwerde einzureichen, muss der Nutzer seinen vollen Namen und seine Postleitzahl angeben. Auf der Webseite steht dazu: „Wir benötigen deine persönlichen Angaben, damit wir den Herstellern und Anbietern im Konfliktfall belegen können, dass wir die Meldungen nicht selbst erzeugt haben und dass unterschiedliche Personen das Feedback gesendet haben.“ Frank Timrott, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins Küste gegen Plastik, die die App betreibt, gibt an, dass das Team einmal im Monat beziehungsweise immer nach 20 Meldungen zu einem Produkt eine Meldung an die Anbieter der Waren schickt. Aus Datenschutzgründen erfährt der Nutzer leider nicht, was die Unternehmen darauf antworten. Das ist natürlich schade. So muss der Nutzer darauf vertrauen, dass der Verein die Konversation fortführt. Unter dem Link www.kueste-gegen-plastik.de/andersmacher sind zumindest einige Unternehmen aufgelistet, die Verpackungsmüll reduziert haben. In der App sehen die Nutzer, welche Produkte von anderen zuletzt eingereicht wurden, zum Beispiel Volvic Mineralwasser des Anbieters Danone. Auch das Unternehmen, an die die Betreiber der App zuletzt eine Beschwerdemail geschickt haben, ist aufgeführt. Nach eigenen Angaben haben die Nutzer bis jetzt 153 896 Produkte gescannt (Stand 14.8.19). Die Anwendung konzentriert sich auf die Vermeidung von Plastikmüll als einen Baustein für ein umweltfreundlicheres Leben. Ihr Ziel ist es, die Anbieter von Produkten dazu zu bringen, die Entwicklung von abbaubaren Verpackungsmaterialien voranzutreiben und Alternativen bereitzustellen. Über die Folgen von Plastikmüll, beispielsweise in den Meeren, gibt die App kaum Informationen, die muss der Nutzer sich an anderer Stelle besorgen. Das Konzept zu der Anwendung erarbeitete im Frühjahr 2017 ein Team im Rahmen des Wissenschaftsjahres Meere und Ozeane bei der Ozeanwerkstatt Kiel auf der MS Wissenschaft. Die App wird vom Verein Küste gegen Plastik finanziert, der wiederum durch Spenden (unter anderem von der Postcode Lotterie und der Bewegungsstiftung) getragen wird, wie Frank Timrott, der stellvertretende Vorsitzende im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt. Die App ging im Januar des vergangenen Jahres live und ist unter einer Creative Commons Lizenz lizenziert, das heißt, Interessierte können die App als Vorlage für eigene Projekte nutzen.