Foto: (c) Verlagsgruppe Random House GmbH, Muenchen/dorie

Der Autor erklärt, wie jeder anfangen kann, seine Welt ein bisschen besser zu machen.

Überall im Alltag lauert Plastik, das nach Gebrauch im besten Fall aufwendig recycelt, im schlechtesten Fall in den Meeren landet und zu Mikroplastik zerfällt. Trotzdem fällt es mir im Alltag schwer, mein Wissen über die Folgen des Plastikkonsums in konkreten Handlungen umzusetzen. Zu aufwendig und zeitraubend erscheint mir das oft. Diese Bedenken greift Martin Dorey in seinem Sachbuch „Schluss. Mit. Plastik. Was du konkret tun kannst, um den Wahnsinn zu stoppen“ auf. Der Brite präsentiert 30 Zwei-Minuten-Lösungen, wie jeder anfangen kann, seine Welt ein bisschen besser zu machen.

Die Ratschläge hat er in die Kategorien „Zuhause“, „für Kinder“ und „am Arbeitsplatz“ aufgeteilt. So geht es darum, einen Wäschebeutel zu kaufen, damit die Kleidung keine Plastikpartikel mehr verliert, die dann ins Wasser gehen oder zwei Minuten lang den Müll in der Umgebung aufzusammeln. Viele Ideen hat ein Großteil von uns sicher schon einmal gehört, Martin Dorey macht aber eindrucksvoll klar, wie wenig Aufwand es oftmals ist, nachhaltiger zu leben. Die Auswirkungen von Plastikmüll untermauert er an vielen Stellen mit Zahlen aus Studien und persönlichen Erfahrungen.

Sehr interessant ist das Kapitel zum Recycling in Deutschland. Laut Martin Dorey verlassen sich die Deutschen zu sehr darauf, dass ihr Plastikmüll wiederverwertet wird und gehen zu sorglos damit um. Anders ist es kaum zu erklären, dass die Deutschen bei Druckschluss des Buchs (also 2018) die größten Verursacher von Plastikmüll in Europa seien und die Menge des Plastikmülls von 2005 bis 2015 um 29 Prozent gestiegen sei. Sehr schade finde ich, dass Martin Dorey an dieser Stelle keine Quellen angibt. Um seine Zahlen zu überprüfen, muss ich selbst recherchieren. Im Internet lese ich in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, dass die Deutschen mit 37,4 Kilogramm Plastikmüll pro Kopf im Jahr 2017 in der EU auf Platz vier lagen. Die Steigerung an Plastikmüll, die Dorey angibt, wird hingegen bestätigt. Martin Dorey erklärt auch, wie kompliziert Recycling überhaupt ist und wie schwierig es ist, Verpackungen, die aus verschiedene Plastik-Arten bestehen, wiederzuverwerten. Konkrete Zahlen liefert er hier nicht. In einer Studie von US-Forschern der Fachzeitschrift „Science Advances“ lese ich im Internet, dass bis zum Jahr 2015 weltweit nur neun Prozent des anfallenden Plastiks wiederverwendet worden waren. Martin Dorey scheint also recht zu haben, könnte dies aber durch Zahlen einfach belegen.

In einer Liste führt Dorey auf, welches Symbol auf einem Plastikprodukt für welche Plastik-Art steht, wofür dieser Kunststoff benutzt wird, ob er wiederverwendet werden kann und ob er giftig ist. Das ist sehr interessant und hilfreich. Auf diese Weise kann jeder selbst entscheiden, welche Arten von Plastik er unter Umständen noch toleriert und welche er verbannen möchte.

Durch die einfache Sprache und die große Schrift kann der Leser die 159 Seiten schnell durcharbeiten. Dabei helfen auch die Check-Listen und Hervorhebungen von wichtigen Zahlen. Natürlich ist es dem Autor nicht möglich, bei diesem Seitenumfang jeden Aspekt in der Tiefe zu behandeln. Für Menschen, die sich schon länger mit der Materie beschäftigen, ist das Buch wahrscheinlich nur noch wegen ein paar neuen Tipps interessant. Es eignet sich eher für Leser, die sich bisher noch nicht allzu sehr mit Plastikvermeidung und Umweltverschmutzung auseinandergesetzt haben. Gerade für Jugendliche ist das Buch meiner Meinung nach ein toller Einstieg in das Thema.

Martin Dorey lebt in Großbritannien und liebt nach eigener Aussage den Strand. Der Autor und Surfer gründete das „Beach Clean Network“ und rief #2minutebeachclean ins Leben: Internetnutzer auf der ganzen Welt sammeln für zwei Minuten am Strand Müll, posten ein Foto davon und entsorgen ihn dann. Das Buch „Schluss. Mit. Plastik“ soll die Strandaktion in den Alltag überführen.