Pakete und Päckchen unterscheiden sich in Größe und Gewicht – und in gewissen Möglichkeiten bei der Abholung. Foto: Archiv (dpa)

Die Marbacherin Constanze Leidel wollte ihrer Tochter zum Geburtstag ein Päckchen schicken – dabei wurde es skurril.

Marbach - Eigentlich wollte Constanze Leidel in Zeiten der Corona-Pandemie doch nur alles richtig machen: Da direkte Kontakte vermieden werden sollen, mochte sie das Geburtstagsgeschenk ihrer Tochter Marisa nicht persönlich vorbeibringen, sondern schickte es mit der Deutschen Post auf den Weg von Marbach nach Stuttgart. Damit das Päckchen auch rechtzeitig vor dem 9. Februar ankam, gab Constanze Leidel dieses am 4. Februar bei der Postfiliale in der Güntterstraße auf. Um die Zeit in den Räumlichkeiten der Post zu verkürzen, hatte die Marbacherin das Päckchen online vorfrankiert.

Adressiert war es an den Namen der Tochter Marisa Leidel, als Adresse die Postfiliale 514 am Rotebühlplatz angegeben. „Das habe ich schon öfter so gemacht, weil meine Tochter im Stuttgarter Süden in einer Straße wohnt, die Paketboten gern schnell wieder verlassen, weil dort viel Verkehr und wenig Platz zum Halten ist“, erklärt Constanze Leidel.

Um dennoch letzte Zweifel zu zerstreuen, hatte sie in der Marbacher Filiale extra noch nachgefragt, ob das mit der Adresse so in Ordnung sei und bekam eine bestätigende Antwort. Zunächst schien auch alles seinen normalen Verlauf zu nehmen. Schon am Tag darauf, am 5. Februar, bekam Marisa Leidel eine Mail, dass sie das Päckchen in den nächsten sieben Tagen abholen könne. Als sie am 6. Februar bei der Filiale am Rotebühlplatz erschien, wurde ihr jedoch mitgeteilt, dass man ihr das Päckchen „aus technischen Gründen“ nicht aushändigen könne.

Als sie zwei Tage später noch einmal vorstellig wurde, erhielt sie dieselbe Auskunft. „Sie hat ihren Ausweis vorgelegt und hat das Päckchen sogar gesehen, aber man sagte ihr, es müsse zurückgesendet werden“, erzählt Constanze Leidel mit einem Kopfschütteln.

Daraufhin rief sie bei der Hotline der Deutschen Post an und bekam die Auskunft, dass im Nachnamenfeld des Adressaufklebers „Rotebühlplatz“ stehe und das Päckchen deswegen nicht übergeben werden durfte. „Man sagte mir, dass das Päckchen an mich zurückgeschickt werden würde und ich dann einen neuen Code für eine neue Frankierung erhalten würde“, berichtet Constanze Leidel, die auf diesen Aufwand jedoch keine Lust hatte. „Mich macht es sprachlos zu sehen, wie bürokratisch die Post immer noch ist beziehungsweise wie sich die Mitarbeiter der Digitalisierung ausliefern.“ Damit die Tochter ihr Geburtstagsgeschenk – zwei Wanderführer – dennoch rechtzeitig bekam, kaufte sie diese noch einmal und fuhr am Abend des 8. Februar nach Stuttgart, um sie ihrer Tochter selbst zu übergeben – „eine unnötige Autofahrt und Begegnung in Corona-Zeiten mehr“, sagt die Marbacherin.

Nachdem Constanze Leidel das Päckchen auch eine Woche später noch nicht zurückbekommen hatte, fragte sie erneut bei der Hotline nach und bekam im zweiten Versuch nach fast einer Viertelstunde in der Warteschleife die Auskunft, das Päckchen sei zugestellt worden, es liege in der Postfiliale. Wenn sie Näheres wissen wolle, müsse sie einen Nachforschungsauftrag stellen. Das tat sie und wandte sich zugleich an die Marbacher Zeitung.

Auf Nachfrage bei der Post bedauert diese die Unannehmlichkeiten von Constanze Leidel sehr und entschuldigt sich in aller Form. Der Mitarbeiter in der Filiale am Rotebühlplatz habe allerdings korrekt gehandelt, erläutert Post-Pressesprecher Marc Mombacher. Offenbar habe Constanze Leidel in Marbach eine falsche Auskunft erhalten. Päckchen könnten laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen ebenso wie Brief- und Expresssendungen nicht an eine Filiale geschickt werden. Diesen Service gebe es nur für Pakete. Daher sei es dem Mitarbeiter in Stuttgart auch nicht möglich gewesen, das Päckchen zu scannen und auszuhändigen. „Das waren die genannten technischen Gründe“, erläutert Mombacher.

Immerhin durfte Marisa Leidel ihr Geburtstagspäckchen inzwischen in der Stuttgarter Filiale abholen – und freut sich nun über ein doppeltes Geburtstagsgeschenk. Und Constanze Leidel ist sehr gespannt, was bei ihrem Nachforschungsauftrag herauskommt.