Bei Janis Ettl steht der Ergometer im Wohnzimmer.Kornelius Mistele beim Koordinationstraining im heimischen Garten. Foto: privat

Die Coronakrise vermiest dem MRV nicht nur den Saisonauftakt, sondern auch das Jubiläumsjahr.

Marbach - Der Marbacher Ruderverein hat am 11. März seine Bootshallen und Trainingsräume abgeschlossen. Das Training an Land und auf dem Wasser ist untersagt. Dieses Schicksal teilt der MRV mit allen Vereinen in Deutschland. In Dortmund machte zeitgleich der Ruder-Stützpunkt für die U23-Kader-Athleten zu. Der Marbacher Ruderer Jannik Metzger, der in Dortmund studiert und trainiert, berichtet: „Uns wurde heute in der Abschlussbesprechung am Stützpunkt nahegelegt, möglichst viel des Trainings auf das dynamische Ergometer zu verlegen.“ Für das Ruderergometer gibt es „Slides“, also Schlitten, die unter das Gerät gestellt werden, um die Bootsbewegung zu simulieren. „Könnte ich auch eine Langhantel mit Gewichten ausleihen? Die Garage ist schließlich auch ein guter Ort für das Training“, fragte Metzger – die Antwort war positiv. Der U23-Kader-Athlet erhält seine Trainingspläne direkt aus Dortmund und schuftet nun in der Garage. Für ihn ist das Training in der Isolation kein Problem. Disziplin und Durchhaltevermögen haben ihn an den Stützpunkt in Dortmund gebracht.

Hart trifft die Athleten die Absage des Trainingslagers in Kroatien über die Osterferien. Trainerin Heike Breitenbücher erklärt: „Wir haben schon vor der Schließung der Landesgrenzen die Notbremse gezogen. Das Trainingslager in der Bucht von Mali Losinj ist ein Höhepunkt im Ruderjahr. Die Gesundheit unserer Athleten geht aber vor.“ Inzwischen sind auch viele Regatten im ersten Halbjahr abgesagt. Die Qualifizierungsregatten für die Kaderplätze im U19- und U23-Bereich fallen aus. Aktuell kam zudem die Mitteilung, dass „Jugend trainiert für Olympia“ 2020 nicht stattfinden wird. Seit Jahren stellt das Friedrich-Schiller-Gymnasium, das eng mit dem MRV kooperiert, den Jungen- und den Mädchen-Achter für das Bundesfinale in Berlin. Das wird dieses Jahr nun also nicht der Fall sein können.

Die Marbacher Ruderer trainieren aber alle weiter. Denn nach Corona werden auch wieder Regatten stattfinden. Und dann soll der eigene Bugball als erster über die Ziellinie gehen. Die Marbacher Trainerin gibt jeden Morgen Pläne für den Tag heraus. „Rennen werden im Winter gewonnen“, heißt es so schön – dieser wird nun verlängert. „Wir nutzen die Zeit, um an der Grundlagen-Ausdauer zu arbeiten. Das können die Ruderer auch zuhause machen“, so Breitenbücher. Damit auch der Breitensport und der Gesundheitssport von den Plänen profitiert, werden unterschiedliche Übungen und Intensitäten angeboten.

Besonders schade ist für den Marbacher Ruderverein, dass man ja eigentlich am 18. März seinen 100. Geburtstag feiern wollte. Geplant waren eine Mitgliederversammlung, Pressekonferenz, Geburtstagstorte und eine Ausstellung in den Räumen des MRV. Das Festkomitee unter Leitung von der Stellvertretenden Vorsitzenden für Öffentlichkeitsarbeit Elke Rittner hatte das Festjahr im Detail geplant. Die Vorfreude auf die Feier und das Anrudern im März waren groß. Die Absage der Versammlung erfolgte einstimmig im Vorstand. Auch das Anrudern wird nicht stattfinden. Der Vorsitzende Rolf Jürgen Fritz erklärt: „Die Gesundheit steht über allem. Wir alle sehen nun, in welcher verwundbaren Zeit wir leben. Der Schlüssel für die Zukunft heißt Zusammenhalt, Solidarität, Verantwortung und Hilfe.“ Ein kleiner Trost: Viele Mitglieder schickten ihre persönlichen Gratulationsbilder zum 100. Geburtstag an den Verein.