Andreas Lorenzen im passenden NASA-Shirt bei einer Zwischenstation. Foto:  

Normalerweise ist Andreas Lorenzen im November in Florida, diesmal lief er durch den Landkreis Ludwigsburg.

Marbach - Bereits elfmal war der Marbacher Andreas Lorenzen in Florida beim Space Coast Marathon in Cocoa Village am Start, am 29. November sollte Nummer zwölf folgen. Mittlerweile ist dieser USA-Trip für ihn mehr als nur eine Reise zu einem Sportevent. „Da haben sich Freundschaften entwickelt, und ich verbinde das immer mit einem Jahres-Endurlaub“, erklärt der passionierte Langstreckenläufer. Doch dieses Jahr machte Corona hier einen Strich durch die Rechnung. Zwar fand der SpaceCoast Marathon – unter Auflagen, aber dennoch mit mehreren tausend Teilnehmern – trotzdem statt, aber ein Flug in die USA kam für Lorenzen nicht in Frage. Für den Marbacher war das aber noch lange kein Grund, aufs Laufen zu verzichten, und auch die Veranstalter hatten entsprechend „vorgesorgt“: mit einem „Virtual Race“. Das bedeutet, dass man parallel zum eigentlichen Lauf irgendwo auf der Welt seinen Marathon (oder auch Halbmarathon) absolvieren und anschließend seine Zeit eintragen konnte – und genau das hat Andreas Lorenzen getan.

Während also in Florida mehrere Tausend Läufer auf die Strecke gingen, startete der Marbacher in Schwaikheim, um sich auf die vorher ausgetüftelte, individuelle Marathonstrecke zu begeben. „Ich bin über Remseck, Kornwestheim, Ludwigsburg, Freiberg und Benningen bis zu mir vor die Haustür in Marbach gelaufen“, berichtet er. Die Strecke war so gewählt, dass er dabei möglichst wenig Kontakt zum normalen Straßenverkehr hatte. Statt also an der Space Coast ging für ihn zumindest teilweise am Neckarufer entlang.

Der Space Coast Marathon hat seinen Namen übrigens wegen der Nähe zum Weltraumflughafen von Cape Canaveral, von dem bislang alle bemannten US-Weltraumflüge gestartet wurden. „Teile der Anlagen kann man während des Laufes auch sehen“, weiß Andreas Lorenzen. Die ganze Veranstaltung steht unter dem Motto der Raumfahrt. Jedes Jahr erhalten die Finisher eine Medaille, auf der ein NASA-Projekt abgebildet ist. 2018 war dies zum Beispiel die Mercury-Raumkapsel des ersten bemannten US-Weltraumflugprojekts. 2019 folgte das „Project Gemini“, 2020 war es „Project Apollo“ und 2021 wird es das „Space Shuttle Program“ sein. Alle vier zusammen bilden die „Big Bang Series – The Next Generation“. Wer in drei oder vier dieser Jahre den Lauf finisht, der bekommt eine entsprechende Sondermedaille: die „Moonwalk Challenge Finisher Medal“ für drei erfolgreiche Teilnahmen, die „Hall of Fame Challenge Finisher Medal“ für vier. Das kann Andreas Lorenzen zwar nicht mehr schaffen, da er 2018 und 2019 ausgesetzt hat, „aber für dieses Jahr bekommen die Teilnehmer am Virtual Run die 2020er-Medaille“.

Der Lauf von Schwaikheim nach Marbach war natürlich etwas ganz anderes als die Marathons, die der Marbacher bislang absolviert hat. Keine offizielle Zeitmessung, keine abgesperrte Strecke, keine anderen Läufer, keine Zuschauer und vor allem keine Verpflegungsstände. Doch auch für Letzteres gab es eine Lösung: „Zum einen hatte ich einen Rucksack mit Verpflegung dabei. Zudem ist meine Freundin am Anfang mit dem Rad nebenher gefahren und hatte was dabei, ab Freiberg ist dann mein Bruder Uli ein Stück mitgelaufen und hatte noch etwas Verpflegung dabei. Das hat gereicht, ich brauche während eines Laufes nicht so viel.“

Und natürlich war der herbstliche Landkreis Ludwigsburg auch optisch etwas ganz anderes als die Atlantikküste von Florida. „Aber es waren auch so sehr schöne Abschnitte dabei, zum Beispiel als ich am Blühenden Barock in Ludwigsburg oder am Monrepos-See und später am Neckar entlang gelaufen bin“, kann Andreas Lorenzen auch dieser Strecke viel abgewinnen. „Es war doch sehr interessant, den Landkreis Ludwigsburg mal etwas anders kennenzulernen.“ Doch eines ist auch völlig klar: 2021 möchte er den Space Coast Marathon wieder ganz real an Ort und Stelle mitlaufen und nicht nur virtuell in Tausenden Kilometern Entfernung.