Das Krankenhaus wird dichtgemacht, aber das Gelände soll mit anderen Bausteinen wiederbelebt werden. Foto: Werner Kuhnle

Kliniken-Aufsichtsrat beschließt, die Planungen für den Marbacher Gesundheitscampus forcieren zu wollen.  

Marbach - Einige Marbacher Räte waren vor der Sitzung des Kliniken-Aufsichtsrats am Dienstag nicht besonders gut auf die Krankenhaus-Verantwortlichen zu sprechen. Ihr Unmut rührte daher, dass hinter dem geplanten zweiten Ärztehaus auf dem Gesundheitscampus plötzlich ein Fragezeichen stand, da noch kein einziger Mediziner fix als Mieter gewonnen werden konnte (wir berichteten). Kliniken-Geschäftsführer Jörg Martin hatte deshalb auch angekündigt, keinen Baubeschluss vorschlagen zu können. Dabei hatte man sich in der Schillerstadt genau das gewünscht: Dass endlich Fakten geschaffen werden. Nach der Zusammenkunft des Kliniken-Aufsichtsrats dürfte sich die Stimmungslage aber wieder aufgehellt haben. Denn das Gremium hat sich zum zweiten Ärztehaus bekannt und beschlossen, dafür ein tragfähiges, finanzierbares Konzept auf den Weg bringen zu lassen.

„Das zweite Ärztehaus kommt. Daran halten wir selbstverständlich fest“, versichert der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier. Auf seinen Vorschlag hin wurde inzwischen eine Projektgruppe mit Vertretern der Stadt, des Gemeinderats sowie der Kliniken und des Landkreises ins Leben gerufen, die die künftige Entwicklung auf dem Gesundheitscampus begleiten soll. Zu deren Aufgaben werde es auch gehören, die Realisierung des Ärztehauses mitanzuschieben, erklärt Allgaier. Die Runde sei beispielsweise bei der Frage miteingebunden, wie die benötigten Mediziner akquiriert werden können. Angestrebt werde, dass die Gruppe zügig ihre Arbeit aufnimmt. „Im Herbst sollen den zuständigen Gremien dann die ersten Ergebnisse präsentiert werden“, kündigt der Aufsichtsratsvorsitzende an, der allerdings keine Prognose dazu abgeben will, wann die Bagger fürs Ärztehaus anrücken.

Mit einem anderen Baustein auf dem Areal ist man schon weiter, weshalb der Spatenstich relativ flott erfolgen könnte. Die Evangelische Heimstiftung, die ein Seniorenzentrum mit Angeboten vom betreuten Wohnen bis zur Kurzzeitpflege etablieren möchte, „will ihr Projekt zeitnah auf den Weg bringen“, wie Allgaier erklärt. Dagegen hat der Aufsichtsrat ein anderes anvisiertes Vorhaben auf dem Gelände in Marbach zurückgestellt: „Wir haben uns darauf verständigt, die psychosomatische Klinik vorerst nicht weiterzuverfolgen“, sagt der Landrat.

Dabei habe unter anderem eine Rolle gespielt, dass eine solche Einrichtung in Freudental angesiedelt werden soll. Angesichts dieser Konkurrenz werde es eher schwierig, in Marbach ebenfalls mit 70 bis 80 Betten auf den Markt zu gehen. Aber das sei nur ein Punkt gewesen, betont der Landrat. Für eine Klinik für seelische Erkrankungen hätte man auch bis zu 40 Millionen Euro investieren müssen. Ein finanzielles Risiko, das man nicht eingehen wollte, zumal die eigenen Kliniken wohl stark an den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise zu knabbern haben werden.

Dafür kann sich Allgaier vorstellen, in Marbach Wohnungen für Mitarbeiter und Azubis anzubieten und vielleicht Schulungsräume bauen zu lassen. Während das aber noch Zukunftsmusik ist, steht schon fest, dass die Belegchirurgie im Marbacher Krankenhaus zum 1. August schließt. Das war schon angekündigt worden und wurde nun offiziell vom Aufsichtsrat besiegelt. Stationäre Operationen werden in Ludwigsburg und Bietigheim durchgeführt.

Der Bürgermeister Jan Trost möchte sich zum Verlauf der Aufsichtsratssitzung nicht äußern. Man habe sich darauf verständigt, dass der Landrat als Gremiumsvorsitzender Anfragen aus der nicht-öffentlichen Zusammenkunft beantwortet.