Frisch Operierte haben in Marbach vom 1. August an kein Bett mehr. Foto: Werner Kuhnle

Ab dem 1. August gibt es keine stationäre Behandlung mehr im Marbacher Krankenhaus. Ambulantes Operieren soll es aber weiterhin geben; die ambulante Behandlung soll sogar gestärkt werden, versichert die Regionale Kliniken Holding.

Marbach - Es war ein Paukenschlag: Am Montag verkündete die Regionale Kliniken Holding RKH, die Belegchirurgie in Marbach werde zum 1. Juli endgültig geschlossen. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch wurde dieser Termin zwar auf den 1. August korrigiert, an der Tatsache ändert dies jedoch nichts: Am Marbacher Krankenhaus wird es keine stationäre Chirurgie mehr geben, die chirurgische Belegklinik ist damit Geschichte. Dabei hatte sie nach der coronabedingten einwöchigen Schließung erst am vergangenen Freitag wieder den Betrieb aufgenommen.

Dass es mit dem endgültigen Aus so schnell gehen würde, damit hat wohl kaum jemand gerechnet. Zwar war bereits in der letzten Aufsichtsratssitzung beschlossen worden, die stationären internistischen Betten zum 30. Juni aufzugeben, für den chirurgischen Teil wurde jedoch nur eine entsprechende Empfehlung abgegeben (wir berichteten). Dass der nur einen Monat später auch dicht macht, mochte Anne Matros, seit April Regionaldirektorin der RKH, aber nicht auf eine coronabedingte finanzielle Schieflage zurückführen. „Corona kam ein Stück weit dazu, hat die Sache aber nicht beschleunigt“, erklärte sie. Die Betten würden einfach nicht mehr voll benötigt, führte Matros aus, und für fünf bis zehn belegte Betten die ganze Infrastruktur vorzuhalten, sei wirtschaftlich schwierig.

Deshalb liefen auch „Gespräche mit Herrn Trost schon länger“, führte die 33-jährige Betriebswirtin mit Schwerpunkt Gesundheitswesen aus. In der Einladung zur Pressekonferenz war der Marbacher Bürgermeister als Gesprächspartner angekündigt worden, doch Trost kam nicht, und nach 15 Minuten Warten begann man ohne ihn. Auch telefonisch war er am Abend für eine Stellungnahme nicht mehr erreichbar. Trost sei es in der Vergangenheit jedoch wichtig gewesen, dass die bisherigen Belegärzte eine vernünftige Perspektive erhalten, so der Tenor.

Das scheint nun der Fall zu sein. Denn als Vertreter der Belegärzte war Dr. Dirk Weimann anwesend, der mit seinen Kollegen Dr. Andreas Westhauser und Dr. Franz-Peter Schnee die Belegklinik für Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie in Marbach betreibt. Auf eigene Rechnung, die Räumlichkeiten sind gemietet, wie er erklärte. Er und seine Kollegen werden künftig für Operationen nach Bietigheim gehen und dort auch ihre Patienten betreuen. Die Praxisräume am Krankenhaus bleiben jedoch erhalten. Die Belegklinik für Handchirurgie mit Dr. Frederic Becker und Dr. Philipp Schönle benötige derzeit keine stationären Kapazitäten, erklärte Matros. „Sie können sich aber im Bedarfsfall bei mir melden, dann finden wir eine Lösung.“ Ambulante Operationen seien in Marbach weiter möglich. Gestärkt werden solle auch die Endoskopie.

Dr. Weimann: „Wir bedauern es sehr, dass die Belegklinik nicht zu halten ist, sehen es aber ein.“ Nun wolle man einen möglichst reibungslosen Umzug nach Bietigheim gewährleisten. Allerdings sehe er künftig „eine Lücke zwischen der Maximalversorgung im Krankenhaus und den ambulanten Operationen, nach denen der Patient wieder nach Hause geht.“ Bislang habe man das mit den Belegbetten in Marbach aufgefangen; wie man die Lücke schließen wolle, bleibe spannend.

Vorübergehend diente die chirurgische Station in Marbach als Auffangeinheit für an Covid-19 erkrankte Pflegeheimbewohner. Das könne im Fall einer zweiten Welle auch wieder so sein, so die Einschätzung von RKH-Sprecher Alexander Tsongas. Sonst bleiben die Betten ab August leer. Von den Mitarbeitern am Standort Marbach werden 33 künftig in Ludwigsburg oder Bietigheim arbeiten; einige wenige sorgen dafür, dass der ambulante Betrieb in Marbach weitergeht.