Nach der Sanierung soll die Marktstraße Gäste anziehen. Doch erst muss die Baustellenphase durchgestanden werden. Foto: Baldauf Architekten

Während die Marbacher Fußgängerzone modernisiert wird, sollen die Kunden bei Laune gehalten werden. Auch gegen Laden-Leerstände könnte es bald ein Rezept geben.

Marbach - Mehr Grün, moderne Sitzgelegenheiten, zeitgemäße Lampen, ein frischer Belag und sogar Spielelemente für die kleinen Gäste: Die Marbacher Innenstadt soll nach ihrer Komplettsanierung deutlich an Aufenthaltsqualität gewinnen und damit auch Handel und Gastronomie wieder Flügel verleihen. Doch zunächst müssen Wirte und Ladenbetreiber die auf rund zwei Jahre taxierte Baustellenphase überstehen, die am 4. Oktober beginnt. Mit einem ganzen Bündel an Aktionen soll der Gefahr entgegengewirkt werden, dass die Kunden in dieser Zeit von einem Besuch der Fußgängerzone absehen.

Alles Wichtige steht auf der Website

Wie die Citymanagerin Heike Büttner am Donnerstag im Gemeinderat erklärte, wird ein entscheidender Baustein die Kommunikation sein. Heißt: Potenzielle Gäste, Anwohner, Geschäftsleute oder Marktbeschicker sollen stets auf dem Laufenden gehalten werden. Sie werden darüber informiert, was wann geschieht. Herzstück der Kommunikationsstrategie soll die eigens eingerichtete Website www.marbach-schillert.de sein. „Es besteht auch die Möglichkeit, sich für einen Newsletter anzumelden“, betonte Büttner, die darüber hinaus in einem Blog über die Sanierung und alles was damit zusammenhängt schreibt. Außerdem wurde eine Broschüre an alle Haushalte der Schillerstadt verteilt, in der über die Verlegung des Wochenmarkts vom 9. Oktober an zur Stadionhalle, die einzelnen Baustellenabschnitte oder auch die künftige Gestaltung der Marktstraße berichtet wurde.

Frühstücken bei Wind und Wetter

Ferner soll den Händlern eine Schulung angeboten werden, damit sie sich in der digitalen Welt besser zurechtfinden und die Marketingmöglichkeiten dort besser nutzen können. Flankiert werden soll all das mit Aktionen und Veranstaltungen.

Gleich im Oktober steht ein Baustellenvesper auf dem Programm. „Das werden wir sehr rustikal halten und haben auch keine Schlechtwetteralternative, denn eine Baustelle geht ja auch bei nicht so schöner Witterung weiter“, sagte Büttner. Weiter werden Kinder Tannenbäume gestalten, die dann in der Fußgängerzone in der Adventszeit für Farbtupfer sorgen sollen und zugleich den großen Baum ersetzen, der wegen der Baustelle dieses Jahr nicht im Bereich des Rathauses installiert werden kann.

Ist das Album voll, winkt ein Gutschein

Zum Konzept gehören darüber hinaus Aktionen zur Kundenbindung. Wer in einem der mitmachenden Geschäft mehr als fünf Euro ausgibt, erhält einen Sticker für ein Bonusheft. Ist das Sammelbüchlein voll, kann man es gegen einen Schillergutschein eintauschen – und obendrein bei einem Gewinnspiel vielleicht noch mit einer kleinen Überraschung belohnt werden. Gespannt darf man zudem sein, was aus den Reihen der Bürgerschaft noch an Beiträgen kommt. Einige Ideen sind jedenfalls schon an Heike Büttner herangetragen worden wie kleine Konzerte, eine Kunstaktion oder eine Ausstellung in einem leer stehenden Gebäude. „Da wäre der Vorschlag, fürs kommende Jahr einen Fördertopf auch für diese privaten Initiativen zur Verfügung zu stellen, um diese seitens der Stadt im Marketingbereich flankieren zu können“, erklärte sie.

Einen neuen Fonds würde sich Büttner zudem wünschen, um ein Problem zu bekämpfen, dass die Stadt unabhängig von der Sanierung der Fußgängerzone umtreibt: brachliegende Geschäftsimmobilien. Im Gespräch ist, im Haushalt 15 000 Euro dafür zurückzulegen, dass man Neugründungen mit einer Anschubfinanzierung unterstützt, erklärt Bürgermeister Jan Trost auf Nachfrage. In den Genuss der Zuschüsse soll aber nicht jedes Projekt kommen. Es gehe insbesondere darum, Geschäftsleuten beim Neustart unter die Arme zu greifen, die mit ihrem Angebot die Schillerstadt bereichern würden.

Interesse von zwei Floristinnen

Aktuell gibt es sogar Anwärter, die dieses Kriterium mit ziemlicher Sicherheit erfüllen würden. Wie Heike Büttner im Gemeinderat berichtete, habe sie derzeit beispielsweise zwei Floristinnen und einen Interessenten aus dem Feinkost-Segment an der Hand, die sich gerne in Marbach geschäftlich betätigen würden. „Dabei kam es immer wieder zu der Frage, ob die Stadt bereit wäre, beim Start bei einer Miete Unterstützung zu bieten“, sagte die Citymanagerin, die aber auch andeutete, dass die Vorstellungen der Eigentümer im Hinblick auf die Pacht bisweilen über das Ziel hinausschießen.

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Nicht leichter wird das Vorhaben, die Leerstände zu beheben, durch das Datenschutzgesetz. Wie Büttner hervorhob, könne sie nicht ohne Weiteres die Besitzer kontaktieren. Das sei nur bei einem „wirklich sichtbaren, erkennbaren Leerstand“ gestattet und dann auch nur ein Mal. Mittlerweile kämen allerdings auch schon „engagierte Immobilieneigentümer“ direkt auf sie zu. Reserviert zeigten sich die Besitzer jedoch noch im Hinblick auf einen gewünschten Pop-up-Store, also einem zeitlich befristeten Laden. Dafür habe sie eine Räumlichkeit gesucht, bislang aber keine Zusage erhalten.