Das schiefe Haus in Großbottwar kam bei den Usern besonders gut an. Foto: Familie Schmal

Athanasia und Andreas Schmal fotografieren gerne historische Gebäude. Über Instagram bewerben sie damit quasi die Region – und bekommen viel Zuspruch.

Marbach - Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass viele Menschen durch Kurzausflüge und Spaziergänge die Region neu kennengelernt und liebgewonnen haben. Das geht auch Familie Schmal aus Marbach so – allerdings nicht nur, was die Landschaft angeht, sondern hauptsächlich, was die Städte und Dörfer betrifft. Vor allem historische Gebäude haben es Athanasia und Andreas Schmal angetan. Von ihren Streifzügen, die sie mit ihren zwei Kindern unternehmen, bringen sie eindrucksvolle Fotos mit. Und an denen erfreuen sich über die sozialen Medien, genauer gesagt über ihren Instagram-Kanal „Sia.Schmal“, mittlerweile knapp 2300 Menschen.

Ihre Fotos setzen Fachwerkhäuser, Kirchen oder auch Schlösser in Szene. Und zwar nicht nur bekannte Bauten wie Schillers Geburtshaus, das Rathaus von Großbottwar oder das Schlössle in Höpfigheim, sondern auch weniger bedeutende, aber ebenso sehenswerte Gebäude. „Wir möchten auch gerne Neues zeigen“, sagt die 35-jährige Athanasia Schmal. Eine Besonderheit: Viele der Gebäude nehmen sie und ihr Mann aus einer Perspektive auf, die den Bau auf besondere Weise in die Umgebung einpasst. So bildeten sie das evangelische Pfarramt in Marbach durch den Bogen der Stadtmauer hindurch ab, die Alexanderkirche schmücken zwei nebenstehende Fachwerkhäuser, und das Brückenhaus in Ludwigsburg ragt aus dem großen, herbstfarbenen Wald hervor. Perspektiven, die beim Spazieren vielleicht nicht direkt ins Auge stechen und dem Gebäude dadurch eine neue Aufmerksamkeit schenken.

Corona lenkt den Fokus auf die Region
Der Kanal der Schmals auf Instagram existiert seit eineinhalb Jahren. Zeigte die Familie anfangs Stadt- und Landschaftsfotos von Urlauben, konzentrieren sie sich seit Corona auf die Region. „Auch wir lernen sie dadurch neu kennen. Und wir merkten, dass es von Marbach und dem Bottwartal auf Instagram gar nicht so viele Fotos gibt“, sagt der 38-jährige Andreas Schmal, der seit 2012 in Marbach lebt – seine Frau seit 2014. Er erzählt etwa davon, kürzlich Stocksberg erstmals erkundet zu haben. „Sowieso waren uns die Löwensteiner Berge vorher nicht so bekannt, und die sind ja wunderschön.“ Auch den Ortskern von Kleinbottwar mal genauer anzusehen, sei eine tolle Sache gewesen. Besonders mögen sie aber die Marbacher Altstadt vor der Haustüre, wie Athanasia Schmal ergänzt. „Die drei Holdergassen sind einfach wunderschön. Ich warte schon auf den Frühling, damit sie schön geschmückt sind.“

Um neue Motive zu finden, stöbert die Familie auf dem Kartenprogramm Google Maps. An den Wochenenden packt sie dann die Kamera ein, und beim Spaziergang werden die Fotos geschossen. „In einem Rahmen, den die Kinder mitmachen“, sagt Athanasia Schmal lachend. Denn die beiden Kids wollen während der Fotografien bei Laune gehalten werden. Das Stativ bleibt deshalb meist gleich zuhause, außer der Streifzug wird bei Dunkelheit unternommen. Andreas Schmal sammelt zusätzlich Informationen zu den Gebäuden, um die Fotos damit anzureichern. „Ich bin sowieso an Geschichte interessiert“, sagt er. Die Fotos werden schließlich noch einer Farbanpassung unterzogen und dann veröffentlicht. Der durchschnittliche Follower sei eben sehr anspruchsvoll geworden, wie die zwei festgestellt haben.

Romantik und Charme alter Häuser
Der Einsatz lohnt. Den großen Zuspruch hielten sie nicht für möglich. Unter manchen Fotos sammeln sich Hunderte Kommentare mit Lob. „Uns schreiben auch immer wieder Menschen an, die fragen, wo sich die Gebäude befinden. Denn obwohl sie auch in der Region leben, kennen sie die Häuser gar nicht“, schildert Athanasia Schmal. Und nicht nur Menschen aus der Region haben ihre Seite im Blick. So wissen sie von einem US-Amerikaner, der einen Bezug zu Marbach hat. „Er zeigt die Fotos von hier immer seinen Verwandten, und die sind begeistert“, sagt die 35-Jährige. Auch eine Frau aus der Türkei, die in Marbach geboren wurde, erfreut sich an den Fotos.

Für Athanasia Schmal, die sonst im medizinischen Bereich arbeitet, haben alte Gebäude etwas Romantisches, für ihren Mann etwas Charmantes. „Ich komme aus Russland, und dort gehen die Menschen nicht so sorgfältig mit alten Häusern um“, sagt er. Das Ziel der beiden ist es, das Interesse an historischen Gebäuden auch hier noch mehr zu wecken und dazu anzuregen, sie zu erkunden. So gesehen machen sie Werbung für die Region, die ganz offensichtlich Interesse weckt. Umso größer ist ihre Verwunderung darüber, dass die hiesigen Städte und Gemeinden – mit wenigen Ausnahmen – oder auch die Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal keinen Instagram-Kanal haben. „Winnenden zum Beispiel hat das und unterstützt damit auch die Selbstständigen in der Stadt“, verdeutlicht Andreas Schmal, der aber auch selbst erst peu à peu Gefallen an der Fotografie gefunden hat. „Anfangs habe ich ja noch versucht, meiner Frau den Kauf der Kamera auszureden“, erinnert er sich lachend. Inzwischen ist er mit demselben Eifer wie seine Ehefrau dabei und freut sich schon auf die nächste Erkundungstour. Die soll nach Bad Wimpfen oder Öhringen führen.