Im Zuge der Erneuerung des Neckarbades wurde auch ein Becken für Kinder und Nichtschwimmer eingerichtet. Foto: Stadtarchiv/Karlheinz Kirkamm

Über viele Jahre hinweg diente der Neckar den Marbachern als Freibad. Auch der Schwimmverein der Schillerstadt, als Abteilung hervorgegangen aus dem Ruderverein, nutzte für etliche Jahrzehnte das Naturbad.

Marbach - Mit der Gründung der Schwimmabteilung des Marbacher Rudervereins am 31. Juli 1920 wurde der Grundstein für weitere Aktivitäten rund um das Schwimmen gelegt. Wenige Monate später machte sich der Verein unter dem Namen „Bad- und Schwimmverein Marbach“ selbstständig. Ein Jahr später fand das erste Schau- und Werbeschwimmen statt, um Mitglieder zu werben.

Endgültig in Schwimmverein umbenannt wurde der Verein am 30. April 1926 – und zudem in einen eingetragenen Verein umgewandelt. Die zunehmende Verschmutzung des Neckars sorgte jedoch immer mehr für Probleme und schränkte den Trainingsbetrieb ein. Der Gedanke eines Freibads kam daher erstmals auf.

Getrenntes Baden für Frauen und Männer

Es gab Maßnahmen für getrenntes Baden, Frauen hatten das Bad am Dienstagvormittag und Donnerstagnachmittag für sich, Männer am Dienstagnachmittag und am Donnerstagvormittag. Die übrige Zeit war der Badebetrieb allgemein freigegeben. Mit Bezug auf das Wassergesetz von 1900 stand im Gemeinderatsprotokoll vom 18. Juni 1931, dass „das Baden ausserhalb des Städt. Badplatzes verboten ist“.

Im Jahr 1931 trat der Neckar über die Ufer und zerstörte die bestehenden Auskleideräume. „Zwangsläufig ist nun an deren Stelle ein neuer, moderner Auskleideraum mit 11 Wechselkabinen, 1 Garderobenraum und 2 Closetten getreten, der sich hochwasserfrei über der grünen Rasenfläche erhebt“, berichtete die Marbacher Zeitung.

Malerisch wurde die Umgebung des Neckarbads beschrieben, die umliegenden Bauten mit den Giebelhäusern der „guten Stadt“ Marbach, der Eisenbahnviadukt, „daneben die grünen Rebenhänge lieblicher Weinberge“, der Neckar ziehe seinen Weg, das Werksgebäude des Städtischen Elektrizitätswerks Stuttgart, Obstbäume als Schattenspender – und „zwischen dem Badeplatz und der Stadtmauer liegt gleichsam getreu dem historischen Bild als Wassergraben der Neckarkanal“.

Strenge Kleiderordnung

Eine Badeordnung aus Backnang wurde als Mustervorlage im Juni 1931 nach Marbach geschickt. So hatten Frauen „hochgeschlossene Badeanzüge, Männer Badeanzüge oder Badehosen zu tragen – sogen. Dreikant ist verboten“. Im August 1933 wurde noch eine Wasserrutschbahn geplant, was durch kolorierte Zeichnungen gut ersichtlich ist. Inwiefern dieses Projekt umgesetzt wurde, ist indes nicht bekannt. Auch ein Sprungbrett wurde einige Jahre später noch geplant und gebaut. Dies geht aus dem Jahresbericht zum Neckarbad hervor, den der Schreiner und Bademeister Wilhelm Blatt dokumentierte.

Im Nationalsozialismus wurde der Schwimmverein zwangsaufgelöst und die „gesamte Schwimmsportanlage samt technischem Zubehör der Ortsgruppe des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen übergeben“ – so stand es im Gemeinderatsprotokoll 1937.

Ein Becken für Kinder und Nichtschwimmer

Der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen stellte 1937 fest, dass der Schwimmverein zuletzt im Jahre 1934 ordnungsgemäß Mitgliedsbeiträge eingezogen habe. „Durch Differenzen mit der Stadtgemeinde Marbach befasste sich der Verein mit der Auflösung und trat in Liquid.“

Da „das Neckarufer im Zusammenhang mit der Kanalisierung des Neckars seine östliche Uferbefestigung erhalten hat“, wurde das Neckarbad 1940 erneuert. „Es wird eine Schwimmbahn von 25 m vorgesehen, wozu vorhandenes Material, wie der Start und die Schwimmbalken, verwendet werden. Außerdem ist es durch größere Wassertiefe des Neckars notwendig, ein Becken für Kinder und Nichtschwimmer zu schaffen, das einen 1,3 m breiten Laufsteeg und einen Holzboden erhält, bei einer Wassertiefe von 0,50 – 1,20 m.“

Trotz des Krieges hatte das Bad auch im Jahr 1941 noch geöffnet. Nach dem Krieg wurde der Schwimmverein am 25. September 1948 neugegründet und auch der Bau eines Beckenbades angeregt. Man ging davon aus, dass der Neckar im Laufe der Jahre schiffbar gemacht wird und das Schwimmen im Fluss nicht mehr möglich sein würde.

1955 wurde verboten, im Neckar zu schwimmen

Ab dem Jahr 1953 durfte der Verein ein Aschenabsatzbecken seitens der Energie-Versorgung-Schwaben nutzen. Es diente bis zum Verbot 1955, im Neckar zu schwimmen, als Trainingsmöglichkeit.

Da die Stadtverwaltung dem Bau einer Stadthalle den Vorzug gab, wurde das Projekt eines Freibads aufgeschoben. Im Jahr 1963 lag der Entwurf für ein Freibad vor. Allerdings waren die Kosten und die Auflagen zu hoch, sodass der Bau nicht zustande kam. Stattdessen wurde das Hermann-Zanker-Bad auf der Schillerhöhe gebaut und im Jahr 1968 fertiggestellt, das bis heute besteht.