Die Musiker haben eine große Spielfreude gezeigt. Foto: avanti

Das Irish Spring Festival hat in der Marbacher Stadthalle rund 380 Besucher von den Sitzen gerissen – und das am Saint-Patrick’s-Day, dem Nationalfeiertag der Iren.

Marbach - Wenn Dudelsackspieler ihre Backen dick aufblasen, Geiger kurzerhand auf Stühle steigen, die Gastronomie selbst gekochtes Irish Stew anbietet und der Marbacher Verein „Friends of Angel´s Share“ diverse Whiskeys am Start hat, dann ist Irish Spring Time in der Marbacher Stadthalle. Das Festival der Folk Music in Marbach ist dieses Jahr direkt auf den St. Patrick´s Day gefallen. „Der aller, aller, allerwichtigste Feiertag der Iren“, wie Christine Talamo-Spiegel, die Tourmanagerin des Festivals bei der Begrüßung betonte. 34 Orte stehen auf dem Tourprogramm. Sechs Auftritte wurden schon absolviert, bevor die Künstler sich in der Schillerstadt vor rund 380 Besuchern zu einem weiteren „irisch-schottischen Gipfeltreffen“ auf die Bühne begeben haben. Der Auftritt aber war keineswegs pure Routine. Vielmehr hat sich das Frühlingsfest der Folk Music über die drei Stunden lang zu einer Art großem Familienfest entwickelt.

Das startete mit den Liedermachern Eddie Sheehan und Cormac Doyle, die sich freuten, nach zwei Jahren wieder in Marbach zu sein. Die Musiker stellten ihr neues Programm vor, das sich nahezu ausschließlich um die Emigration dreht. Die Auswanderungsflut der Menschen von der grünen Insel ist nämlich für die Iren schon seit Jahrhunderten Lebensrealität. Die Songs beinhalten deshalb genau solche Szenarien und thematisieren die Nöte, das Heimweh und die Sehnsucht der Menschen, die sich fern der Heimat und trotz Sprachproblemen, eine neues Leben aufbauen und Arbeit suchen mussten. Von der Gitarre oder auch der Rahmentrommel begleitet, auf Gälisch übrigens Bodhrán genannt, ertönten sentimentale Songs wie etwa „Risky Business“ oder „Murphy´s Call“, die das „lovely audience“ in diese Welt mitgenommen hat und die von ihm mit rhythmischem Klatschen begleitet wurden. Mit dem Traditional „Paddy works on the Railway“ zeigte Cormac Doyle dann auch noch sein Talent auf der Mundharmonika, mit der er wie ein Hochgeschwindigkeitszug über die Landschaft raste.Eines der positiven Ergebnisse der Auswanderung war die Begegnung irischer Musiker mit anderen Musikformen, wie dies etwa die legendären Flanagan Brothers mit ihrem irisch wild dominierten Sound in den Zwanzigern bewiesen haben. Sie führten das Tenor-Banjo und die Gitarre in die irische Musik ein. Merkmale auch für die „Boxing Banjo“, die mit ihrer umwerfend lebensfrohen Energie den Zuhörern so richtig einheizten. Die vier charismatischen jungen Künstler wirken wie Magier auf der Bühne und verzaubern nicht nur das Publikum, sondern auch die Stadthalle, die in ein Partyzelt der Lebensfreude verwandelt wurde. Kongenial und unkonventionell arbeiten die vier Jungs berauschend virtuos und erzeugen eine prachtvolle Dynamik. Gags, faszinierende Instrumentalarrangements und das sympathisch offene Verhalten der vier wirkten dabei wie eine Vitalkur. In diese Wirkung hinein kam dann auch noch Sandra Ganley, die mit ihrem Mix aus traditionellem und zeitgenössischem Stepptanz die Zuschauer zum Jubeln brachte. Mit der Gruppe Breabach kamen nach der Pause die „schottischen Verwandten“. Und mit ihnen eine Vielzahl von Instrumenten. Gleich zwei Dudelsackspieler zogen die Blicke auf sich. Das Quintett besticht mit feinsinnigen wie auch furiosen Arrangements, die intensiv auch die Stimme von Geigerin Megan Henderson ins Zentrum stellen: ein von ihr auf Gälisch gesungener Song etwa, ist von der Wirkung her wie Barfußlaufen durch die schottischen Highlands. Die keltischen Nachbarn der Iren sind laut BBC Schottlands „Live Band des Jahres“.