Der Protest gegen TTIP hat sich im Vorjahr in Marbach geäußert. Foto: Archiv (avanti)

Der Verein Gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg/Rems-Murr macht immer noch gegen TTIP mobil. Zwei junge Schüler halten dazu einen Vortrag.

Marbach - Das Freihandelsabkommen TTIP weckt Widerspruch – auch in Marbach. Das hat nicht zuletzt die Demonstration in der Schillerstadt im Mai 2015 gezeigt, als Bürger auf die Straßen gingen. „Es gibt seit Jahren heftigen Protest gegen die Geheimverhandlungen der USA, Kanada und der Europäischen Union“, sagt Wolfgang Manuel Simon, Vorsitzender des Vereins Gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg/Rems-Murr.

Keine Ruhe lässt das Thema auch den beiden Gymnasiasten Ludwig Essig und Nils Körner aus Weissach bei Leonberg. Die beiden 14-Jährigen engagieren sich im greenteam schwabenpower und kommen auf Einladung von Simon am Donnerstag, 9.  Juni, um 19 Uhr in den Marbacher Schlosskeller, um über die Gefahren des Abkommens zu berichten.

Simon selbst findet ihre Vortragsweise „ebenso erfrischend wie hochinformativ“. Es sei so ziemlich das Gegenteil von dem, was an Geheimniskrämerei der Verhandlungsführer von der EU und der USA an den Tag gelegt werde. So habe die kürzlich veröffentlichte Studie der vorigen Landesregierung aus dem Jahr 2015 „Die Auswirkungen von CETA (dem Abkommen der EU mit Kanada) auf den politischen Gestaltungsspielraum von Ländern und Gemeinden“ vor allem in den Kommunen für viele Irritationen gesorgt. Simon warnt vor „gravierenden Auswirkungen“.

Genauso beunruhigt sind aber auch Ludwig Essig und Nils Körner. „Durch das Abkommen werden viele billige Lebensmittel ins Land kommen – das ist schlecht für Kleinbauern und Öko-Betriebe“, sagt Nils Körner. Sein Freund Ludwig Essig hat sich mit der Situation in Mexiko beschäftigt, wo das Abkommen NAFTA schon Wirkung zeige: „Die Rechte der Arbeitnehmer sind beschnitten worden – und die Bauern dort können mit dem Billigmais aus den USA nicht mehr mithalten.“

Dass große Konzerne die Macht übernehmen und die Demokratie aushebeln, ist die größte Sorge der beiden jungen Greenpeace-Aktivisten. Wichtige Errungenschaften wie der Mindestlohn oder die Kennzeichnung von gentechnisch verunreinigten Lebensmittelprodukten stünden zur Debatte, wenn sich eine Paralleljustiz entwickele und US-Konzerne in Europa ihre Ziele gegen die Interessen von demokratisch legitimierten Regierungen durchsetzen könnten. Das spiele möglicherweise bis in den Alltag der Verbraucher hinein: „Privatisierungen könnten auch dafür sorgen, dass etwa unser Wasser teurer wird und an Qualität verliert.“

Mit den Argumenten der Gegenseite habe man sich auseinandergesetzt, versichern die beiden auf Nachfrage. Das Versprechen, das Abkommen bringe den Bürgern Wirtschaftswachstum und einen dreistelligen Mehrbetrag, habe eine Studie widerlegt, erzählt Nils Körner. Beim ersten Vortrag in Weissach seien rund 60 bis 70 Interessenten gekommen. Kritische Fragen seien durchaus erwünscht. Ihre Mitschüler fänden das Engagement gut, seien aber teilweise in anderen Organisationen oder hätten keine Zeit mitzumachen. Dennoch hoffen Ludwig Essig und Nils Körner auf neue Mitstreiter in ihrer bisher vier- bis siebenköpfigen Greenpeace-Gruppe.