Ein Menü an brillanten Melodien haben die Bands serviert. Foto: avanti

Ein Nachwuchsförderungs-Projekt hat den Auftritt der Bigband des Friedrich-Schiller-Gymnasiums und der SWR-Bigband möglich gemacht.

Marbach - So ein Publikum wünscht sich jede Band. Die rund 750 Plätze, die von den Besuchern am Samstagabend in der Stadthalle eingenommen wurden, bestimmten nicht nur die Optik dieses Bigband-Treffens, sondern auch die Stimmung im nahezu ausverkauften Saal. Jazzfans, ehemalige Bandmitglieder, ausgemachte Freaks oder einfach Menschen, die den Bigband-Sound lieben, darunter übrigens auch viele Kinder, steuerten bei dem außergewöhnlichen Konzert, die Begeisterung und die Aufmerksamkeit eines wertschätzenden Publikums bei. Motivationsfaktoren, die das Spiel jeden Musikers befeuern.

Für die 38 Schüler, die gemeinsam mit ihrem Leiter Jörg Cronauer, die FSG-Bigband bilden, und die an dem Abend mit einem der weltbesten Orchester, nämlich der SWR-Bigband zusammentrafen, waren das bedeutsame Begleiterscheinungen. Von der ersten Sekunde an beteiligten sich die Zuhörer klatschend am Rhythmus, feuerten die Solisten mit spendablem Applaus an, bedankten sich mit ausgereiftem Beifall oder wohlwollenden Pfiffen und gingen obendrein wundervoll mit der Moderation mit. Die Stimmung war einzigartig.

Mit „Boggie Down“ nahm die Schüler-Band ihren elegant-lässigen Sound auf. Dirigent Cronauer plauderte charmant aus, dass ihn der Anblick der vollen Halle ein „bissle nervös“ mache. Der Grund, weshalb seine jungen Bandmitglieder auf die erfahrene SWR-Bigband treffen, ist die Nachwuchsarbeit des preisgekrönten und mehrfach für den Grammy nominierten Rundfunkklangkörpers, der „nicht auf Elite machen, sondern als Beispiel dafür dienen will, wo man hinkommen kann“, wie Dirigent Axel Kühn später erklärte. Die SWR-Bigband-Mitglieder Klaus Graf (Altsaxofon), Nemanja Jovanovic (Trompete) und der Gitarrist Klaus-Peter Schöpfer hatten sich als Dozenten an drei Workshop-Wochenenden diesem Ziel verschrieben und die FSG-Bigband trainiert. Im Anschluss daran wurden der Schüler-Bigband auch CD-Aufnahmen in den Profi-Aufnahmestudios des SWR ermöglicht. Und als dritter und für die Anwesenden besonders erfreulicher Beitrag in puncto Nachwuchsförderung, darf das gemeinsame Konzertprojekt betrachtet werden, in das Cronauer viel Zeit investiert hat. Ein Jahr Vorbereitung und intensive Proben trugen schlussendlich zum Gelingen des Abends bei.

Denn bevor die Profimusiker zu ihren Instrumenten griffen, ertönte von der FSG-Bigband, die von den Lehrern Helen Volz und Walter Frick instrumental unterstützt wird, ein vielseitiges und klangstarkes Repertoire. Wohlgefällige Arrangements wie etwa Children of Sanchez“, „Defunk Motel“ von Peter Herbolzheimer oder Feelin´good“, dem Madita Boddien ihre lasziv klingende Stimme lieh, verzauberten die Zuhörer und brachten viele ambitionierte Soli, darunter auch von Klaus Graf, hervor. „Break out“, ein Stück das als Nummer 3 bekannt ist, weil es das dritte Stück war, das die damalige Band einstudierte, wurde von einigen Ehemaligen im Saal sofort erinnert. „Ob Sie es glauben oder nicht, wir können auch leise“. Mit diesen Worten machte Dirigent Jörg Cronauer Appetit auf die Klavierballade „Sometimes dreams come true“. Die wurde mit weniger Instrumenten und insgesamt beeindruckend zart interpretiert und brachte zudem Yetek Sin am Klavier groß raus.

Mit der SWR-Bigband kommen 18 Musiker-Juwelen auf die Bühne, die sich zusammen zu einem funkelnden Diadem vereinen. Die Reinheit des nuancierten Spiels, die perfekten Klangfarben und die außergewöhnlich kreativen Arrangements, die jedes einzelne Instrument individuelle Pirouetten drehen lässt, machten den Auftritt zu einem Festtagsschmaus für jeden Musikfreund. „Etwas neidisch auf die Frauenquote der FSG-Band“, brachte das reine Männerorchester jedoch puren Hörgenuss in die Stadthalle. Gespickt mit Solisten, die ihre Instrumente euphorisch jubilieren, kreischen, gilfen, schnattern oder lustvoll-genial Tonfolgen perlen lassen, tischte die Bigband den Zuhörern ein Menü an brillanten Melodien auf, das den Hunger nur vergrößerte. Stehende Ovationen waren der Dank für ein großartiges Konzert.