Vor dem Ausleihschalter im Eingangsbereich stehen Bücher, Musik-CDs, Hörbücher, DVDs und Spiele zum Verkauf bereit. Stöbern erwünscht! Foto: KS-Images.de

Beim Flohmarkt der Stadtbücherei treffen Schnäppchenjäger auf Stammkunden.

Marbach - Weltliteratur für einen Euro, das „Spiel des Jahres“ für zwei Euro. Im normalerweise als Büro genutzten Raum im Eingangsbereich der Bücherei in der Hauffstraße und vor dem Ausleihschalter sind Bücher, Musik-CDs, Hörbücher, DVDs und Spiele aufgetürmt, ausgebreitet und eingeordnet. Auf Rollwagen, in Regalen, auf Tischen, in Kartons und auf dem Boden können große und kleine Schnäppchenjäger nach ihrem neuen Lieblingsbuch oder der im Handel gar nicht mehr erhältlichen CD zwischen den aussortierten Medien suchen. Zehn Tage lange können während des Flohmarkts wahre Schätze zu einem Spottpreis erworben werden.

Diese Möglichkeit bietet sich den Leseratten einmal im Jahr. Auch diesen September haben die Mitarbeiterinnen wieder ausgemistet und 2200 Medien aussortiert, eine Zahl, die laut Büchereileiterin Franziska Kunz jedes Jahr etwa gleich hoch ist. Allerdings gelangt nicht alles Aussortierte in den Verkauf, einiges ist so zerschlissen oder kaputt, dass die Mitarbeiterinnen es direkt entsorgen. Zum Verkauf stehen dieses Jahr Bücher für ganz Kleine wie „Manege frei für Olivia“ von Ian Falconer über ein Schweinemädchen, das in seiner Vorstellung einen Zirkus rettet, Sachbücher wie „Perfektes Lauftraining“ von Herbert Steffny und Ulrich Pramann und Romane wie „Und das Glück ist anderswo“ von Stefan Zweig. Wer nicht gerne liest, ist vielleicht mehr an Bastelbüchern zur Seidenmalerei, an einem Griechisch-Sprachkurs mit CDs, einem Kochbuch für Singles oder dem Spiel „Villa Paletti“ interessiert. Zudem finden sich in den Kisten und Regalen CDs mit klassischer Musik wie „Romeo und Julia“ von Sergei Sergejewitsch Prokofjew, Hörbücher wie „Schluri Schlampauski und die Stinktierfalle“ und Komödien wie „Männerherzen“.

Rita Herfurth ist eine der Benutzerinnen der Bücherei, die jedes Jahr gezielt zum Flohmarkt kommen. „Das ist eine gute Sache“, schwärmt sie, „die Bücher kann man noch gut gebrauchen.“ Aus diesem Grund kauft die Marbacherin nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Ganztagesbetreuung an der Grundschule ein. Für sich hat sie Romane ausgewählt, für die Schüler unter anderem Sachbücher zu den Mayas und zu Polarexpeditionen. Auch wenn kein Flohmarkt ist, kommt sie etwa einmal im Monat in die Bücherei – und zwar mit ihrem Sohn.

Doch wie wird entschieden, welche Medien aussortiert werden? Neben dem Zustand ist auch die Nachfrage ein Kriterium, erklärt Franziska Kunz: „Wenn ein Medium drei bis vier Jahre nicht ausgeliehen wurde, wird es meistens aus dem Bestand genommen. Außer es handelt sich um unsere Pflichtaufgaben, wie zum Beispiel die Werke von Schiller.“ Das Herz blute ihr inzwischen nicht mehr, wenn sie sich von Medien trennen muss. Das war für sie noch anders, als sie in ihrer vorigen beruflichen Station in Fellbach zum ersten Mal Bücher aussortieren musste, die sie selbst ausgesucht hatte. „Für uns ist ein attraktiver Bestand wichtig“, erklärt sie. Aus diesem Grund kaufen die Mitarbeiterinnen jede Woche zwischen fünf und 20 neue Medien. Die Zahl richtet sich allerdings nicht nach der Menge der aussortierten Medien, sondern nach dem Medienetat der Stadt und der Nachfrage der Leser. Der Gewinn aus dem Verkauf landet nicht direkt im Etat der Bücherei, sondern im Haushalt der Stadtverwaltung, wie Franziska Kunz erläutert.

Eine Leserin, die auch öfters in der Bücherei vorbeischaut, ist Birgit Klumpp. Die Marbacherin stöbert diese Woche sogar schon das zweite Mal an den Tischen mit aussortierten Büchern. „Ich finde den Verkauf superklasse“, erklärt sie, „die Bücherei schafft Platz für Neues.“ Und sie kann interessante Schnäppchen erstehen, zum Beispiel ein Kinderbuch.

Die Medien, die keinen neuen Besitzer finden (das ist meistens etwa die Hälfte), werden von dem Bücherei-Team nochmals durchgesehen. Dann wird entschieden, welche Stücke weitergegeben werden. Das Stadtarchiv bekommt historische Werke, Kinderbücher gehen an Kindergärten und Schulen. Der Rest landet im Müll.

Winfried Costner ist an dem Samstag in die Bücherei gekommen, um Zeitschriften auszuleihen, nun ist er aber an den Kartons mit aussortierten CDs hängengeblieben. Den Flohmarkt findet der Marbacher „okay“, auch wenn dieses Mal nichts für ihn dabei war.

Bei den Besuchern des Flohmarkts kann Franziska Kunz unterschiedliche Gruppen ausmachen: „Die Schnäppchenjäger kommen vor allem am ersten Tag und sind häufig keine Benutzer der Bücherei. Sie suchen überwiegend nach Sachbüchern.“ Die anderen Käufer seien Benutzer, die ohnehin die Bücherei besuchen und nach Romanen und Kindermedien suchten. Wäschekörbeweise hat in diesem Jahr im Gegensatz zu früher niemand Medien abtransportiert. „Die Leute überlegen sich genauer, was sie brauchen, oder haben zuhause gar nicht so viel Platz“, vermutet die Büchereileiterin.