Marbachs Stadträte pochen darauf, dass der VVS ein zweites Stadtticket einführt, das – anders als das andere – auch für kleinere Kommunen attraktiv ist. Foto: dpa

Gemeinderat behält Konditionen des Stadttickets bei und entscheidet sich gegen Ludwigsburger Modell.

Marbach - Die Entscheidung hatte sich bereits im Mai im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats abgezeichnet, in der Sitzung des Gesamtgremiums am Donnerstagabend ist sie jetzt fix gemacht worden: Bis zum Jahreswechsel 2020/21 bleibt der Tarif bestehen, mit dem per Einzelticket für 1,40 Euro mit dem Bus durch das gesamte Stadtgebiet gefahren werden kann. Der Preis entspricht jenem des VVS-Kurzstreckentickets. Das seit mehr als vier Jahren laufende Pilotprojekt in Marbach wird damit fortgesetzt – geht allerdings in seine aller Voraussicht nach letzte Etappe. Denn Ende 2020 endet dann das Pilotprojekt.

Der VVS, der mit Nachdruck für die Einführung des Ludwigsburger Modells geworben hatte, geht mit seinem Wunsch damit leer aus. Der Grund: Das Ludwigsburger Modell ist nach Meinung der Stadtverwaltung und auch der Stadträte für Großstädte geeignet, nicht aber für kleinere Kommunen unter 20 000 Einwohner. So würden 30 Prozent der Marbacher Fahrgäste gar keine Rückfahrt vornehmen, wodurch das Ludwigsburger Modell mit einem Preis von drei Euro unattraktiv wird. Einstimmig schloss sich das Gremium deshalb dem Antrag des Rathauses an, dass der VVS gebeten wird, einen Stadtticket-Tarif zu entwickeln, der auch für Fahrgäste in kleineren Gemeinden lohnenswert sei. VVS-Vertreter Martin Schugt hatte dies bereits aus dem Verwaltungsausschuss mitgenommen, jedoch gemeint, eine Umsetzung in Form eines zweiten Stadttickets sei unwahrscheinlich. Auch weil man das Tarifsystem insgesamt vereinfachen wolle.

Jochen Biesinger von der CDU merkte hierzu an, dass es im Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau zwei Kategorien von Stadttickets gebe: eines für größere, eines für kleinere Städte. Sein Wunsch sei, dass sich der VVS daran orientiere. Die Stadt müsse dann zwar mehr Geld bezuschussen. „Das tun wir aber gerne!“ Auch Ute Rößner sprach sich für die SPD-Fraktion klar dafür aus, den VVS zu bitten, kleineren Kommunen besser entgegenzukommen. „Die Fahrgäste, die nur ohne Rückfahrt Busfahren, wären sonst im Nachteil.“ Und Hendrik Lüdke (Puls) betonte, den Antrag der Stadt, auf den VVS zuzugehen, „ausgesprochen gut“ zu finden. Barbara Eßlinger von den Grünen appellierte an ihre Ratskollegen und die Stadtverwaltung, das Thema generell publik zu machen. Die neu in den Kreistag gewählten Kollegen sollten dies ebenfalls dorthin mitnehmen. „Wenn wir die einzige Kommune sind, wird das die Wirkung verfehlen. Wir müssen da ein Wissen aufbauen, dass es diese Alternative überhaupt gibt.“ Dr. Michael Herzog pflichtete dem bei: „Wir müssen uns da im positiven Sinne zusammenraufen.“

Damit das Pilotprojekt mit dem Einzelfahrtenpreis von 1,40 Euro innerhalb von Marbach fortgeführt werden kann, beteiligt sich die Stadt mit 25 000 Euro an den entstehenden Kosten.