Der Garten ist ein echter Hingucker geworden. Ein Manko ist aber, dass es direkt vor Ort keine Wasserversorgung gibt. Foto: Werner Kuhnle

Der Mitmachgarten hat sich prächtig entwickelt. Doch beim Gießen gibt es einen Haken.

Marbach - Es ist erstaunlich, was sich in kurzer Zeit bewerkstelligen lässt, wenn viele Menschen an einem Strang ziehen. So war das städtische Grundstück gegenüber dem Collegienhaus des Deutschen Literaturarchivs (DLA) vor einem Jahr noch eine handelsübliche Wiese. Inzwischen hat sich das Gelände unter der Regie des Teams vom Mitmachgarten zu einer Oase gemausert, in der Gemüse gedeiht, aber auch Insekten und andere Tiere Rückzugsmöglichkeiten finden. Allerdings machte Marco Kraft jetzt bei einem Vor-Ort-Termin des Ausschusses für Umwelt und Technik auch deutlich, woran es noch hakt: der Wasserversorgung.

„Wir streben eine gewisse Nachhaltigkeit an, gießen aber nach wie vor mit Trinkwasser“, sagte der Mann, der für die Freizeitgärtner die Rolle als Ansprechpartner gegenüber der Stadt übernommen hat. Das Nass wird derzeit vom angrenzenden Collegienhaus des DLA bezogen. Im Gegenzug überweist die Stadt der Deutschen Schillergesellschaft einen Ausgleichsbetrag. Marco Kraft würde ein Modell bevorzugen, bei dem „wir irgendwo Regenwasser sammeln können“. Er hält beispielsweise eine Lösung mit einer Hütte auf dem Gelände für denkbar, über die man das Wasser gewinnen könnte. Natürlich werde man damit nicht immer sämtliche Pflanzen gießen können und weiterhin zusätzlich Trinkwasser einsetzen müssen – aber eben nicht mehr in dem Umfang wie bisher. Und in der Hütte könnte man auch Spaten, Hacken und Co. verstauen.

Den Ball griff Dr. Dieter Zagel von der SPD anschließend in der Sitzung des Gremiums wieder auf. „Das ist ein ganz tolles Projekt. Aber wäre es nicht möglich, dort eine Geschirrhütte zu errichten? Wir haben gesehen, dass das Grundstück nicht für Partys und dergleichen genutzt wird. Entsprechend wäre eine Hütte nur dazu da, um dort Geräte aufzubewahren, die jetzt im Freien stehen“, sagte Zagel. Der Bürgermeister Jan Trost versprach, die Sache untersuchen zu lassen „und im Rahmen der baurechtlichen Möglichkeiten wohlwollend zu unterstützen“. Die Prüfung laufe, es gebe noch kein Ergebnis, sagte Jan Trost am Mittwoch auf Nachfrage dieser Zeitung.

Ernst Morlock von der SPD hatte aber auch das Collegienhaus als Wasserspender im Blick. Es müsse doch eine Möglichkeit geben, über die Dachrinne des Gebäudes das Wasser abzuschöpfen, meinte der Sozialdemokrat in der Sitzung. Die Dachfläche sei dort weitaus größer als bei einer Hütte. Trost erklärte, dass man bei der Deutschen Schillergesellschaft nachhaken könne, ob man dort ein Fass aufstellen darf. Der Bauamtsleiter Dieter Wanner warf jedoch ein, dass man bei der Unterstützung irgendwo Grenzen ziehen sollte. „Nach meinem Verständnis geht es nicht, dass es immer eine Rundumversorgung gibt und die Stadt in die Bresche springt, wenn es eine Schwierigkeit gibt“, sagte er. Die Kommune habe auch andere Pächter von Grundstücken wie beim Hochbehälter Eck, die selbst danach schauen müssten, wie sie ihre Flächen bewässern. Selbstverständlich könne die Stadt als Türöffner auftreten, aber ansonsten sieht es Wanner als Aufgabe der Privatleute an, ein Gespräch anzubahnen, wenn sie etwas erreichen wollen. Jürgen Waser von den Grünen hob jedoch hervor, dass man den Mitmachgarten nicht mit einem klassischen, gepachteten Stückle vergleichen könne. Auf dem Gelände sei auch keine Flut von Hütten zu erwarten. Außerdem könne man den Aktivisten ohne großen Aufwand unter die Arme greifen, ergänzte Morlock.

„Wir müssen denen nicht beliebig den roten Teppich ausrollen“, findet hingegen Martin Mistele von den Freien Wählern. „Wenn Erwachsene gärtnern wollen, müssen sie sehen, wie sie zu ihrem Wasser kommen. Auch um eine Gartenhütte muss sich jeder selbst kümmern“, meinte er. Der Ansatz der Initiative sei pädagogisch wertvoll, aber letztlich würden auf „Sandkastenniveau“ Nahrungsmittel angebaut. Vor allem im Vergleich zu den Bewirtschaftern der Stückle beim Hochbehälter, die wie die Generation der Großeltern „noch richtig was für den Kochtopf und die Kinder und Enkel“ produziert habe.

Wie es nun konkret mit der Wasserversorgung weitergeht, ist unklar. Das Regenwasser vom Collegienhaus lasse sich baubedingt nur auf der Rückseite des Gebäudes sammeln, erklärt Jan Trost auf Nachfrage. Unter Umständen sei der Weg für das Team vom Mitmachgarten von dort aus zu den Beeten aber zu weit. Insofern müsse zunächst ausgelotet werden, ob diese Lösung für die Initiative überhaupt in der Verlosung ist, eher man auf die Schillergesellschaft zugehe.