Der Familienkreuzweg ist auf dem Burgplatz zu Ende gegangen. Foto: Stephanie Nagel

Der Familienkreuzweg hat auch zum Nachdenken über das eigene Verhalten angeregt.

Marbach - Das weiße Gewand und die roten Umhänge wiegten sich leicht im Wind. Im Spiel von Licht und Schatten unter den Bäumen der Schillerhöhe liefen die letzten Vorbereitungen. Zu den Wartenden stießen bei sommerlichem Wetter immer mehr Familien mit Kindern dazu. Bereits zum zweiten Mal hatten die evangelische und die katholische Kirchengemeinde Marbach zu einem Familienkreuzweg am Karfreitag eingeladen. Dabei zeigten jugendliche Darsteller den Leidensweg Jesu an fünf Stationen. Während die einen noch einmal ihren bevorstehenden Auftritt durchgingen, verteilten die anderen Lied- und Gebetstexte sowie kleine Steine, die im Folgenden noch wichtig werden sollten. Bei der Begrüßung erklärte Pfarrer Rüdiger Schard-Joha von der evangelischen Kirchengemeinde, dass man damit an den Leidensweg erinnern wolle, den Jesus vor etwa 2000 Jahren gegangen sei. Ein schwerer und leidvoller Weg sei dies gewesen: „Darum lassen wir ihn nicht allein, wie er uns auch nicht allein lässt.“ Die erste Szene führte in den Garten Gethsemane, wo Jesus mit einigen Jüngern aus Angst betete. Doch auch das gemeinsam gesungene Lied „Bleibet hier und wachet mit mir“ konnte die Jünger nicht vom Einschlafen abhalten. Schließlich erschien Judas und begrüßte Jesus mit dem verhängnisvollen Kuss – dem Zeichen an die Soldaten, ihn gefangen zu nehmen.

Für den Weg zur nächsten Station forderte die katholische Gemeindereferentin Raphaela Vogel die Teilnehmer auf, den zuvor ausgeteilten Stein zu spüren und sich Gedanken zu machen, wovor sie selbst Angst haben. Im Martin-Luther-Haus wartete der römische Statthalter Pontius Pilatus auf Jesus. Wider besseres Wissen musste er Jesus auf Forderung des Volkes zum Tode verurteilen und stattdessen den Mörder Barabbas freilassen. Im folgenden Gebet wurde eine Parallele zum eigenen Verhalten eines jeden hergestellt: „Jesus, du bist ungerecht verurteilt worden. Hilf uns, dass wir nicht falsch über andere Menschen sprechen und über sie urteilen.“Am österlich geschmückten Marktbrunnen wurde Jesus von den Soldaten verspottet und bekam eine Dornenkrone aufgesetzt. Auch dies wurde im Gebet aufgegriffen: „Jesus, du bist ausgelacht und verspottet worden. Bewahre uns davor, uns über andere zu erheben und sie würdelos zu behandeln.“ Auf dem nächsten Wegstück konnten die Teilnehmer passend dazu erneut in sich gehen und überlegen, wann sie selbst das letzte Mal gemein zu anderen waren. Auf dem Burgplatz angekommen, brach Jesus unter dem Kreuz zusammen und Simon musste es ihm abnehmen. Zwei Frauen am Wegesrand weinten um ihn.