Für den Rat Volker Hammer wäre die Reaktivierung der Bottwartalbahn nur ein Puzzlestück bei der Stärkung des ÖPNV. Foto: Archiv (Kuhnle)

Räte nehmen zum Verkehrsplan der Region Stellung. Den Straßenbau sehen einige kritisch.

Marbach - Noch bis 24. April können sich Behörden, Bürger oder Kommunen zum Entwurf des neuen Regionalverkehrsplans äußern. Der Marbacher Gemeinderat hat seine Stellungnahme schon am Donnerstag verabschiedet. Demnach wird unter anderem begrüßt, dass der Wiederbelebung Bottwartalbahn eine hohe Dringlichkeit attestiert wird. Ferner wurde abgesegnet, dass eine Trasse für die Umfahrung von Rielingshausen freigehalten wird und der Autobahnzubringer zwischen Mundelsheim und Backnang auf drei Spuren erweitert werden soll. Ebenso vermerkt ist in dem Werk der Ausbau der Landesstraße  1100 von Murr nach Marbach auf vier Fahrbahnen.

Allerdings hat der Gemeinderat auch ein Paket an Anregungen verabschiedet, die bisher in den Planungen keine Rolle spielen. So fordert die Stadt, die Trasse für die Querspange zwischen der Affalterbacher- und der Poppenweiler Straße freizuhalten. Außerdem plädiert die Kommune dafür, die L 1100 auch auf dem Abschnitt zwischen Eichgraben und dem Abzweig nach Benningen als Maßnahme mit hoher Dringlichkeit aufzunehmen. Zuletzt mahnte der Rat an, eine bessere Verzahnung zwischen der S4 und den Regionalzügen in Backnang nicht aus dem Blick zu verlieren.

Letzteres war der einzige Punkt, den das Gremium einmütig absegnete. Bei den Straßenbauvorhaben wurde indes entweder von der Liste Puls, den Grünen oder beiden Fraktionen Kritik geäußert. Insbesondere Volker Hammer von den Grünen missfiel der seiner Meinung nach zu hohe Anteil an Projekten, die auf den Individualverkehr zugeschnitten sind. „Am schlimmsten ist der vierspurige Ausbau von der Oehler-Kreuzung bis zur Bergkelter“, meinte er. Er erinnerte daran, dass die Bundesrepublik auf dem besten Weg sei, ihre Klimaschutzziele zu verfehlen. „Und was macht die Stadt Marbach? Sie fördert den Ausbau von Straßen“, echauffierte sich Hammer. Auf Wohlwollen stieß bei ihm, dass zumindest die Reaktivierung der Bottwartalbahn auf der Agenda der Region steht. Doch das dürfe nur der Anfang sein, findet Volker Hammer. „Mittel- bis langfristig sollte über eine Weiterführung der Bottwartalbahn zum Marbacher Gewerbepark und über Neckarweihingen und Hochberg bis zur Stadtbahn Remseck nachgedacht werden“, empfahl er. „Man stelle sich eine direkte Verbindung von Beilstein über das Bottwar- und das Neckartal bis zur Wilhelma nach Stuttgart vor.“ Zudem müssten die Ticketpreise im ÖPNV niedriger und die Taktung besser sein. „Das wäre für mich eine nachhaltige Verkehrspolitik“, sagte er.

Hendrik Lüdke (Puls) ließ auch kaum ein gutes Haar am Verkehrsplan. Die bessere Verknüpfung von S4 und den Zügen in Backnang ergebe Sinn. Die Bottwartalbahn sei ein Glanzlicht. Ansonsten handele es sich bei den Marbach betreffenden Punkten um ein reines Straßenbauprogramm.

Sebastian Engelmann von den Grünen verwies im Laufe der Diskussion um den Verkehrsplan noch auf ein Schreiben der Bottwartalbahn-Experten Wolfram Berner und Hans-Joachim Knupfer an die Fraktionen. Die beiden hätten geraten, die Finger von einem Radweg zum Marbacher Bahnhof auf den Gleisen des Entenmörders zu lassen. Ein Projekt, das vor einiger Zeit im Fokus stand (wir berichteten). Er könne aber nicht bewerten, ob eine solche Trasse für Radler tatsächlich die Zukunft der Bottwartalbahn gefährden könne. Jochen Biesinger, der Verkehrsexperte der CDU, betonte daraufhin, dass er Knupfer und Berner nicht die Kennerschaft absprechen wolle. Radwege seien aber das beste Mittel, um Trassen freizuhalten. Das unterstreiche das Beispiel im Bottwartal. Probleme entstünden lediglich dort, wo schon Hochbauten mitten auf der potenziellen Strecke einer neuen Bottwartalbahn errichtet worden seien. „Hätte man die Trassenfreihaltung ordentlich gelebt, hätte man heute nicht die Schwierigkeiten, dass man an manchen Stellen nicht mehr durchkäme“, konstatierte Jochen Biesinger.