Die Schüler arbeiten engagiert mit. Foto: Oliver von Schaewen

Im richtigen Umgang mit dem Phänomen bekommen Siebtklässler der Tobias-Mayer-Schule und der Anne-Frank-Realschule und ihre Eltern Unterstützung – unter anderem durch die Medienpädagogin Katrin Schlör.

Marbach - Das Hänseln von Mitschülern mittels bloßstellender Fotos und verunglimpfender Texte in virtuellen Netzwerken wie Facebook kommt „immer wieder mal“ auch an den Marbacher Schulen vor. Daniela Veyle, Sozialarbeiterin an der Tobias-Mayer- und der Anne-Frank-Realschule, hat daher ab und zu Einzelfall-Gespräche diesbezüglich. Oft handle es sich nur um Missverständnisse oder Gedankenlosigkeit. Um schlimmeren Entwicklungen vorzubeugen, hat sie für die siebten Klassen beider Schulen morgendliche Workshops und für die Eltern einen Info-Abend organisiert.

Die Klasse 7b machte tatsächlich nicht den Eindruck, als hätte da irgendjemand Lust, vorsätzlich andere zu mobben. Konzentriert und engagiert waren die Schüler bei der Sache. „Richtig gut“ fand beispielsweise Nils den Workshop unter der Anleitung von Medienpädagogin Katrin Schlör. Bei einem Spiel im großen Kreis ging es um die Benennung der Komponenten von Mobbing – wie Täter, Opfer, Zuschauer – und Gefühle wie Ausgegrenztheit. In Kleingruppen wurde der Begriff nochmals genau betrachtet. „Mobbing macht kaputt“, „Mobbing ist echt unfair“, „Mobbing erzeugt Gegengewalt“ – solches und mehr hatten die Schüler aufgeschrieben. Katrin Schlör machte außerdem deutlich, dass mit Mobbing nicht kurzfristige Streitereien gemeint sind, sondern länger anhaltendes Herumhacken, oft von mehreren auf einer Person.

Wie schnell sich das mittels der Mobiltelefone der Schüler verbreiten kann, und in welche tiefe Verzweiflung ein gemobbter Jugendlicher geraten kann, zeigte ein Film. Kurz vor dem Ende stoppte Schlör ihn. Die Schüler sollten sich selbst das Ende ausdenken. Eine Gruppe hatte auf einer Seite ihres Blattes mögliche negativen Folgen aufgelistet: von Fett- und Magersucht über Drogenkonsum bis Selbstmord. Am Ende der Liste stand aber auch: „sich Hilfe suchen“. Und auf der anderen Seite stand in größeren Buchstaben „Happy End“.

Sich Hilfe und Verbündete suchen ist laut Katrin Schlör das Wichtigste, um aus der Mobbingfalle heraus zu kommen. Das können Eltern, Lehrer, Sozialarbeiter, Mitschüler, Freunde, Geschwister und auch Polizisten sein. Außerdem sollten Gemobbte nicht auf entsprechende Nachrichten im Netzwerk reagieren, sollten nicht „zurückmobben“, sondern vielmehr die Absender von Verleumdungen und Spottmails über entsprechende Funktionen des Programms melden und blockieren. Betroffene sollten auf die Einstellung „Privat“ achten und unliebsame Adressen aus der Liste der sogenannten Freunde löschen.

Wie andere helfen können, war den Siebtklässlern gleich klar: öffentlich zum Opfer halten und böswillige Kommentare anprangern, so lauteten die Vorschläge. Schlör fasste sie unter dem Begriff Zivilcourage zusammen.

Im Jahr 2010 schwappte das Thema Cybermobbing von Amerika zu uns herüber, erklärte Henrik Blaich, ein weiterer Referent der Aktion Jugendschutz, auf Nachfrage. Er will es allerdings nicht zu einem eigenständigen Präventionsbereich „aufblasen“. Es handle sich um das nicht neue, nur neu benamste Problem Mobbing, ergänzt um den Faktor Internet, der allerdings für schnelle Verbreitung sorge.