Das Jugendhaus bietet ein umfangreiches Programm an, allerdings haben einige Besucher offenbar über die Stränge geschlagen. Foto: (Archiv) Werner Kuhnle


Einzelne Heranwachsende haben Stress gemacht. Daraufhin wurden sie mit einem Hausverbot belegt.

Marbach - Dass in Jugendhäusern nicht nur perfekte Schwiegersöhne verkehren und es auch mal Stress gibt, weiß jeder Sozialarbeiter. Auf den Ärger, den zuletzt einzelne Besucher im Marbacher planet-x verursacht haben, hätte dessen Leiter Georg Stenkamp wahrscheinlich dennoch liebend gerne verzichtet. Wie er am Donnerstagnachmittag im Verwaltungsausschuss im Rahmen des Jahresberichts vermerkte, hätten einzelne Heranwachsende den dicken Max markiert. „Die haben gedacht, sie sind die Kings“, sagte er. In der Vorlage zur Sitzung ist auch von Aggressionen die Rede. Man habe das Problem aber inzwischen im Griff, versicherte Stenkamp. „Bei den Besuchergruppen wurde ein Umbruch vollzogen. Jetzt ist es deutlich angenehmer“, erklärte er.

„Sie haben permanent Hausregeln übertreten oder erweitert“, machte seine Stellvertreterin Claudia Freude klar, wo die Schwierigkeiten mit den Jugendlichen lagen. Sie sprach auch von „respektlosem Verhalten“ und „Sachen, die kaputt gegangen sind“. Das Ganze sei über Monate hinweg passiert. Für den Schlamassel seien ältere Gäste verantwortlich gewesen, die das planet-x „raumgreifend besetzten“. Das Jugendhaus-Team reagierte auf die Grenzüberschreitungen mit einem Hausverbot.

Hendrik Lüdke von Puls, den die Aussagen über das aggressive Verhalten sehr bewegten, wollte wissen, inwieweit die ungebetenen Gäste ihren Ausschluss akzeptiert hätten. „Menschen sind unterschiedlich. Und je nachdem, wie der Charakter ist, wurde natürlich reagiert“, erklärte Claudia Freude. Die einen hätten die Regelung schulterzuckend hingenommen, die anderen gegen das Verbot argumentiert. Aber letztlich hätten es alle akzeptiert.

Heike Breitenbücher von der CDU fragte sich allerdings, wo die älteren Teenager sich jetzt aufhalten. Die problematische Klientel versuche nun teilweise, in anderen Jugendhäusern im Bottwartal Unterschlupf zu finden, erklärte Claudia Freude. Manche könne man irgendwann vielleicht auch in Marbach wieder integrieren. „Das war aber keine riesengroße Gruppe, es handelt sich im Wesentlichen um eine Handvoll Besucher“, beteuerte die stellvertretende Leiterin der Einrichtung auf dem Leiselstein.

Georg Stenkamp versuchte ebenfalls, die Vorfälle zu relativieren. Es handele sich um normale Wellenbewegungen. Es gebe dann einen Wechsel bei den Besuchern und die Älteren würden auf der Jugendhaus-Phase herauswachsen. „Wir orientieren uns jetzt mehr an den Jüngeren“, bestätigte Freude. „Wir haben letztes Jahr auch Schilder aufgehängt, dass wir keine Erwachsenen mehr dulden“, ergänzte Stenkamp.

Die Geschichte mit den uneinsichtigen Teenagern war aber nicht die einzige schlechte Nachricht, mit der die Jugendhausmannschaft in ihrem Bericht aufwartete. So habe sich das planet-x wegen „vertragswidrigen Verhaltens“ auch von zwei Bufdis trennen müssen. Georg Stenkamp betonte jedoch, dass man auch schon bei früheren Zivis Disziplinarverhalten einleiten musste. Insofern sei das jetzt kein absolutes Novum. Personell wolle man die Lücke mit ehemaligen Bufdis schließen. „Die machen das jetzt als Praktikum übergangsweise“, sagte Georg Stenkamp.

Im Zusammenspiel mit dem Stammpersonal stellen die Aushilfen ein gewaltiges Programm auf die Beine. Das machten die Ausführungen im Ausschuss mehr als deutlich. So tut sich beispielsweise eine Menge in der Mädchenarbeit. Ein Hip-Hop-Projekt mit einer Studentin habe beispielsweise viel Zulauf erfahren, betonte Claudia Freude. Dazu liefen verschiedene Kooperationen, unter anderem mit den Schulen und dem Elternforum. Neu sei die Konzertreihe „Liebliche Klänge“ mit Rockmusik härterer Gangart, die sich nach einem verhaltenen Beginn gut entwickelt habe.

Auch 2019 stehen wieder einige Attraktionen auf der Agenda. So soll die Kleidertauschparty wieder an den Start gehen. Außerdem wolle man das Thema Nachhaltigkeit noch stärker verankern, kündigte Claudia Freude an. Darüber hinaus würde das planet-x gerne ein Queer-Café etablieren, also ein Angebot für Schwule, Lesben, Transgender und Co. „Dazu müssten aber queere Menschen für die Jugendlichen da sein“, erklärte Claudia Freude. Dann könne den Jugendlichen ein Ansprechpartner mit entsprechenden Erfahrungen geboten werden. Längst ein Klassiker ist hingegen das Sommerferienprogramm im planet-x, das in dieser Saison erstmals schon am Anfang der Ferien über die Bühne gehen soll.