In Marbach ist die Luft erneut gemessen worden. Foto: Oliver von Schaewen

Einen Luftreinhalteplan für Marbach und Steinheim wird es wohl erst mal nicht geben. Neue Messungen haben niedrigere Schadstoffwerte ergeben.

Marbach/Steinheim - Die Messungen, die Marbach und Steinheim in den vergangenen Jahren auf eigene Faust in Auftrag gegeben hatten, förderten alarmierende Werte für Stickstoffdioxid zutage. In beiden Städten wurden die zulässigen Grenzmarken geradezu pulverisiert, weshalb der Ruf nach einem Luftreinhalteplan laut wurde. Über dessen mögliche Ausgestaltung wurden mit dem Regierungspräsidium Stuttgart (RP) auch schon Gespräche geführt – ehe nun die Rolle rückwärts erfolgt. Ausgelöst wurde die Kurskorrektur durch eigene Erhebungen der Landesanstalt für Umwelt. Die LUBW hat die Belastung für 2018 unter die Lupe genommen. Und das vorläufige Ergebnis besagt, dass die Maximalwerte nicht überschritten werden. Sollten sich die vorbehaltlichen Jahresmittel-Zahlen bestätigen, müsse auch kein Luftreinhalteplan erstellt werden, erklärt Sonja Hettich, Pressereferentin im RP.

Hettich weist darauf hin, dass ein Luftreinhalteplan ein Instrument sei, über das die Einhaltung der Vorgaben erreicht werden soll. Folglich setze das Bundesimmissionsschutzgesetz für die Aufstellung eines solchen Werks auch eine Überschreitung der Grenzwerte voraus. Sei diese nicht oder nicht mehr „gegeben, fehlt die gesetzliche Grundlage für eine Planaufstellung“, erläutert die Pressereferentin.

In Marbach in der Schillerstraße wurde für 2018 ein Stickstoffdioxid-Anteil in der Luft von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) gemessen. Damit liegt man noch gerade so innerhalb der Vorgaben. Bei 41 Mikrogramm wäre die Grenzmarke schon gerissen worden. Im Vergleich zur Bestandsaufnahme, die die Stadt fürs Jahr 2016 angeleiert hatte, ist eine Abnahme um stattliche 15 Mikrogramm zu verzeichnen. Ähnlich frappierend stellt sich die Entwicklung in Steinheim dar, wo das Stickstoffdioxid-Aufkommen zuletzt 2015 überprüft worden war. Seinerzeit spuckte die Messstation nach Angaben der LUBW einen Jahresmittelwert von 53 µg/m³ aus, aktuell seien es nur noch 37 µg/m³.

Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost bricht trotz der im Prinzip erfreulichen Nachricht nicht in Jubelstürme aus. Das liegt zum einen daran, dass die LUBW die Daten via Presse verbreitet habe. „Wir als Kommunen wissen offiziell noch nichts“, sagt er. Zum anderen findet er den drastischen Rückgang verwunderlich. „Dafür haben wir bislang keine schlüssige Erklärung erhalten“, berichtet der Bürgermeister. Man habe nur die Rückmeldung bekommen, dass die inzwischen umweltfreundlichere Fahrzeugflotte auf den deutschen Straßen für die Verbesserung ausschlaggebend sei. Doch nach dieser Logik müsste im Umkehrschluss überall ein niedrigerer Stickstoffdioxidanteil in der Luft sein, gibt Jan Trost zu bedenken. In Ludwigsburg sei das aber beispielsweise keineswegs der Fall.

Für eine abschließende Bewertung sei es aber zu früh. Der Rathauschef will erst die Endergebnisse abwarten, die im März präsentiert werden sollen.

Ähnlich reagiert sein Pendant im Steinheimer Rathaus, Thomas Winterhalter. „Für eine schlüssige Erklärung habe ich offene Ohren. Da würde ich mir einen Termin freihalten“, sagt er mit leicht sarkastischem Unterton. Wie Jan Trost kann er nämlich nicht wirklich nachvollziehen, auf welche Weise eine so gravierende Verbesserung erzielt werden konnte. Mit den 53 µg/m³, die 2015 ermittelt worden waren, habe man quasi in der Champions-League der belasteten Kommunen mitgespielt. Nun liege man plötzlich unterhalb der Grenzschwelle. Und das, obwohl die Verkehrsbelastung zuletzt wahrscheinlich sogar zugenommen habe. „Jeder, mit dem man spricht, sagt, die Situation hat sich weiter verschlechtert“, sagt Thomas Winterhalter.

Der Steinheimer Schultes betont darüber hinaus, dass man gerne zusammen mit den Behörden eine Lösung hinbekommen hätte. Jetzt, ohne Luftreinhalteplan, hänge wieder alles an der Stadt selbst. Dabei habe man sich mit dem Regierungspräsidium (RP) bereits über verschiedene Maßnahmen ausgetauscht, die weiterhelfen könnten. In Absprache mit dem RP seien 2017 auch die Lastwagen-Ströme untersucht worden, um hier eventuell die Stellschrauben anzuziehen. „Aber im Grunde ist es natürlich schön, wenn die Luftqualität sich verbessert hat“, sagt Winterhalter.

Vollauf zufrieden mit den aktuellen Resultaten zeigt sich hingegen Ralf Trettner, der Pleidelsheimer Bürgermeister. Die Messungen haben für seine verkehrsgeplagte Gemeinde einen NO2-Wert von 40 µg/m³ und damit im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um vier µg/m³ ergeben. „Damit sind bei uns endlich alle Grenzwerte eingehalten. Darüber freuen wir uns natürlich“, sagt er. Verantwortlich dafür sei der für Pleidelsheim geltende Mix aus Lastwagen-Durchfahrtsverbot, Tempo-30-Zone und Umgehungsstraße, zu dem sich nun noch die umweltschonenderen Antriebe gesellt hätten. Ob die Stickstoffdioxid-Entlastung in Pleidelsheim von Dauer ist, muss sich aber erst noch zeigen. Die LUBW will hier und in Marbach auch 2019 die Luftqualität prüfen. Die Messstelle in Steinheim soll indes abgebaut werden.