Beim Holdergassenfest schieben sich viele Gäste durch enge Straßen. Foto: avanti/Archiv

Der Aufwand für das Holdergassenfest wird immer größer. Die Veranstalter haben deshalb das Handtuch geworfen. Der Bürgermeister und die Marbacher Räte sind jedoch zuversichtlich, dass sich eine pragmatische Lösung finden lässt, die den Fortbestand des Fests sichert.

Marbach - Die Nachricht machte schnell die Runde – und erstaunte ganz Marbach. Der Holdergassenverein hat das Aus für sein Fest in der Altstadt verkündet, das im Zwei-Jahres-Rhythmus viele Besucher in die Schillerstadt lockt. 2020 sollte es das nächste Mal über die Bühne gehen. Doch der Vorstand um Peter Zell zog einen Schlussstrich und begründete den Schritt mit verschärften Vorschriften, speziell beim Brandschutz.

Wie sich mittlerweile herausstellt, muss das jedoch noch nicht das letzte Wort sein. Bürgermeister Jan Trost und die Marbacher Räte sind zuversichtlich, dass sie die Veranstaltung noch zu retten ist. Das Gremium verständigte sich darauf, ein paar Wochen ins Land gehen zu lassen und dann mit dem Festkomitee der Holdergässler auszuloten, wie die Kuh vom Eis geholt werden könnte. Bei dem Gespräch sollen Vertreter aller Fraktionen mit am Tisch sitzen.

Der Verein habe die Tür noch nicht zugeschlagen

Michael Herzog von den Freien Wählern, der sich mit Peter Zell bereits ausgetauscht hat, sagte, dass der Verein die Tür noch nicht zugeschlagen habe. Das hatte der Vorsitzende auch schon auf Rückfrage unserer Zeitung erklärt. Wenn jemand eine zündende Idee habe, wie man das Event doch stemmen könnte, wäre man natürlich froh. Doch Stand jetzt und unter den gegebenen Umständen müsse man die Reißleine ziehen, hob er hervor.

Jan Trost macht keinen Hehl daraus, dass die Auflagen für Veranstaltungen auf Bundes- und Landesebene in den vergangenen Jahren und speziell als Konsequenz aus der Love-Parade-Katastrophe in Duisburg verschärft worden seien. „Das ist Fakt“, stellt er fest. Tatsache sei auch, dass die Holdergassen wegen ihrer dichten Bebauung in die Kategorie „gefahrgeneigter Bereich“ gehörten, also mit einem besonderen Risiko behaftet sind. Deshalb sei schon vor der jüngsten Auflage des Festes 2018 ein externes Unternehmen mit der Erstellung eines Sicherheitskonzept betraut worden. Die Kosten von 4500 Euro habe die Stadt übernommen. „Auf der Basis hat es dann auch stattgefunden“, erläutert Trost.

Hinter den Kulissen brodelt es schon länger

Bis zuletzt habe er von den Veranstaltern auch nichts über ein Ende des Holdergassenfests gehört. Deshalb sei er auch aus allen Wolken gefallen, als Peter Zell ihm am Telefon ankündigte, Knall auf Fall über das Aus des Festes sprechen zu wollen. Kurze Zeit später habe der Verein dann tatsächlich das Ende des Events bekannt gegeben.

Hinter den Kulissen brodelt es indes wohl schon länger. Denn schon bei den Besprechungen vor der Auflage im vergangenen Jahr sei man „nicht ganz zusammengekommen“, sagt der Rathauschef. Knackpunkt war das Thema Brandschutz, das Teil des Sicherheitskonzepts sei, aber nach dem Geschmack von Ordnungsamt und Feuerwehr nicht vertieft genug dargestellt worden sei. Das Fest fand trotzdem statt, doch die unterschiedlichen Vorstellungen zum Bereich Brandschutz blieben. Jan Trost hofft, hierfür eine Lösung zu finden. „Man muss dabei das Recht beachten, aber pragmatisch sein“, betont er.

Ein Moderator soll vorerst nicht hinzugezogen werden

Bei den Verhandlungen will er davon absehen, einen externen Mediator hinzuzuziehen. Eine Strategie, die Tanja Lutz von den Freien Wählern im Verwaltungsausschuss empfohlen hatte. Der Moderator könne die Situation von beiden Seiten darstellen, sagte Lutz. Auf diese Weise könne die Gefährdungsanalyse von außen beleuchtet werden. „Ich habe eigentlich einen guten Draht zu Herrn Zell und würde es erst mal auf der Basis probieren“, sagte Jan Trost. Er wolle auch bei anstehenden Begehungen dabei sein, um gegebenenfalls vermitteln zu können.