Seit 2015 gibt es das Stadtticket. Der Preis wurde inzwischen erhöht, bald soll auch ein anderes Modell greifen. Foto: (Archiv) Werner Kuhnle

Bisheriges Konzept für vergünstigten Fahrschein hat beim VVS keine Zukunft.

Marbach - In Marbach kann man zwar schon seit März 2015 zum Festpreis von mittlerweile 1,40 Euro jede beliebige Strecke innerhalb der Gemarkung per Bus zurücklegen. Nach all der Zeit firmiert das Ganze aber immer noch als Pilotprojekt, weil die Stadt mit diesem Konzept einst eine Vorreiterrolle einnahm. Inzwischen haben allerdings andere Kommunen mit vergleichbaren Programmen nachgezogen und der VVS drängt auf eine einheitliche Regelung nach dem Ludwigsburger Modell. Hier gilt das Stadtticket den ganzen Tag, kostet aber drei Euro. Alternativ können fünf Personen auf einem Fahrschein für sechs Euro hin- und her pendeln. Aktuell ist aber unklar, ob Marbach diesen Weg mitgehen wird.

Die Räte im Verwaltungsausschuss brachten am Donnerstag ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass der VVS noch ein Programm auflegt, das explizit auf kleinere Kommunen zugeschnitten ist. Die Bitte, dieses Anliegen an die Verantwortlichen weiterzutragen, gaben sie auch VVS-Vertreter Martin Schugt mit auf den Weg. Außerdem sprach sich die Runde tendenziell dafür aus, zunächst alles beim Alten zu lassen. Denn im Gremium herrschte die Meinung vor, dass man die Situation in größeren Städten wie Ludwigsburg nicht mit der von Kommunen wie Tamm vergleichen könne. „Es ist eine ganz andere Strecke, ob ich von Oßweil ins Breuningerland fahre oder vom Hörnle zum Einkaufen zum König-Wilhelm-Platz und wieder zurück“, stellte Ute Rößner von der SPD fest. Davon abgesehen erinnerte sie an die Fahrgastbefragung, die Martin Schugt kurz zuvor vorgestellt hatte. Demnach würden immerhin 30 Prozent der Stadtticket-Nutzer in Marbach nur einen einfachen Weg zurücklegen, womit sie lediglich 1,40 Euro bezahlen. Diese müssten künftig für eine Zone 2,50 Euro berappen. „Das ist schon heftig. Ich tue mir deshalb schwer mit dem Tagesticket. Die Leute fahren deshalb nicht fünfmal zwischen Marbach und Rielingshausen hin und her“, sagte sie.

Heike Breitenbücher von der CDU zeigte sich ebenfalls skeptisch. Zwar werde der Individualverkehr durch das Konzept so oder so zurückgedrängt. Es seien aber doch unterschiedliche Strecken, die in Ludwigsburg und Marbach zurückgelegt würden. Andererseits werde wahrscheinlich der Preis für eine Einfahrfachfahrt bald auf 1,50 Euro angehoben, womit man für Hin- und Rückweg so viel wie in Ludwigsburg investieren müsse. Unterm Strich wäre aber mit der Einführung des Ludwigsburger Modells schon eine Erhöhung verbunden, vor allem für diejenigen, die nur in eine Richtung den Bus nehmen. Aus dem Grund schlug Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern vor, das Stadtticket in Marbach so lange es geht in seiner derzeitigen Form beizubehalten. Barabara Eßlinger würde auch erst mal beim Einzelticket bleiben und appellierte an den VVS, für Städte unter 20 000 Einwohner ein zweites Modell zu entwickeln.

Martin Schugt versprach, die Anregung mitzunehmen, hält es aber für unrealistisch, ein zweites Stadtticket auf den Markt zu bringen, das weniger als drei Euro koste. Zumal dem VVS gerne vorgeworfen werde, das Tarifsystem sei zu unübersichtlich. „Aus Ludwigsburg gibt es auch keine Beschwerden“, betonte er. Schugt machte zudem klar, dass Marbach sich nicht ewig mit seiner endgültigen Entscheidung Zeit lassen könne. Spätestens zum Jahreswechsel 2020/21 sei die Pilotphase zu Ende. Hendrik Lüdke von Puls zeigte sich offen dafür, den Ludwigsburger Weg jetzt schon mitzugehen. Immerhin könne man das Tagesticket mehrfach nutzen. Fünf Personen, die für sechs Euro einen Fahrschein kauften, seien sogar besser dran, betonte er. Und letztlich müsse man jede Chance nutzen, um den Individualverkehr zu reduzieren.