Die Grabungen sind abgeschlossen, die Arbeiten zur Umgestaltung des Pfundhauses gehen voran. Foto: Werner Kuhnle

Die archäologischen Untersuchungen am Pfundhaus kosten deutlich mehr als erwartet. Das sorgt für Unverständnis bei Verwaltung und Räten, die die Verhältnismäßigkeit infrage stellen. Das Denkmalamt erinnert an die Pflichten von Kommunen.

Marbach - Die Verantwortlichen einer Stadt sind nie glücklich darüber, wenn sie für ein Projekt tiefer in die Tasche greifen müssen als gedacht. Mit besonders viel Kopfschütteln und einer gehörigen Portion Sarkasmus wurde nun aber vom Marbacher Ausschuss für Umwelt und Technik die Nachricht quittiert, dass für archäologische Grabungen am Pfundhaus 50 000 Euro mehr investiert werden müssen als in einer ersten Grobschätzung prognostiziert. Zudem liegt der Endbetrag mit 140 000 Euro auch 30 000 Euro über der Summe, zu der man den Auftrag vergeben hatte. Und auch schon im Vorfeld der Sitzung wurde unter den Räten diskutiert, ob das Landesdenkmalamt, das die Sicherung der historischen Überreste im Boden federführend begleitet hat, unterm Strich bei diesem Vorhaben nicht übers Ziel hinausgeschossen ist.

Entsprechend hatte die Verwaltung bei der Behörde nachgehakt und um eine Stellungnahme „mit Verweis auf die Stichworte Verhältnismäßigkeit und Sparsamkeitsgrundsatz“ gebeten. Die Kosten seien bei der „Planungsbegleitung durch das Landesdenkmalamt in diesem Ausmaß nie ersichtlich“ geworden.

Die verantwortliche Gebietsreferentin Dorothee Brenner weist in ihrem Antwortschreiben darauf hin, dass die Ausgaben bei so einem Projekt wegen der vielen Unwägbarkeiten schwer zu kalkulieren seien. Man wisse vorab nicht, was im Erdreich schlummert. „Dies gilt in besonderem Maße für komplexe Stadtkerngrabungen“, betont Brenner. Speziell in Marbach habe sich die Befundlage als komplexer herausgestellt, als zunächst zu erwarten gewesen sei. All das, was man letztlich freigelegt hat, sei zwar noch nicht vollends aufgearbeitet und ausgewertet. Schon jetzt lasse sich aber sagen, dass „bedeutsame Erkenntnisse zur Stadtgeschichte gewonnen werden konnten“.

Und was die von der Stadt angemahnte Verhältnismäßigkeit anbelangt, würden für Kommunen andere Maßstäbe als für private Investoren gelten. Kulturdenkmäler genössen den Schutz und die Pflege des Staates und der Gemeinden. Erst wenn eine Stadt dadurch nicht mehr ihre Pflichtaufgaben erfüllen könnte, wäre die Grenze der Zumutbarkeit erreicht.

Ernst Morlock von der SPD bemerkte dazu mit spitzem Unterton, dass er schon auf die „bedeutsamen Erkenntnisse zur Stadtgeschichte“ gespannt sei. Er erinnerte dabei auch an die Absicht, die Funde im Rathaus zu zeigen. Zudem erkundigte er sich, welche Folgen es für einen Investor gehabt hätte, wenn ihm das gleiche widerfahren wäre. „Auch er wäre verpflichtet, dem nachzukommen. Nur gibt es eine Zumutbarkeitsschwelle. Die ist bei der öffentlichen Hand mehr oder weniger ausgehebelt. Im privaten Bereich sind es fünf Prozent der Bausumme“, erklärte Bauamtsleiter Dieter Wanner.

Zu den bisherigen Erkenntnissen der Grabungen beim Pfundhaus, die im Rahmen der Umgestaltung des Gebäudes veranlasst werden mussten, meinte Wanner, dass nun klar sei, dass schon vor dem großen Stadtbrand 1693 mehrfach Feuer in der Schillerstadt gewütet haben. „Es kam immer wieder zu Zerstörungen. Und auf den Grundmauern wurde etwas Neues aufgebaut“, sagte er.